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Wettereinflüsse sorgen für Turbulenzen an Agrarmärkten

27.02.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Einige Agrarmärkte haben im Februar einen erheblichen Stimmungsumschwung mit entsprechenden Preisveränderungen erlebt. Besonders stark sind die Notierungen für Kaffee Arabica in die Höhe geschossen, aber auch die Preise für Weizen und Zucker konnten einen Richtungswechsel vollziehen und zuletzt wieder steigen. In einem Überblick erläutern wir, welche Faktoren zu den starken Preisbewegungen geführt haben und wie wir den weiteren Preisverlauf einschätzen. Auch für die Märkte, die sich in ruhigerem Fahrwasser bewegen oder deren Preisentwicklung uns zumindest weniger überrascht, aktualisieren wir unsere Einschätzung in kurzen Absätzen.


Weizen:

Wochenlang profitierte der Weizenpreis in Chicago nicht von der extrem kalten und trockenen Witterung im Mittleren Westen der USA, obwohl dadurch Schädigungen der häufig nicht durch eine ausreichende Schneedecke geschützten jungen Winterweizenpflanzen auftreten können. Vielmehr hatte sich CBOT-Weizen seit Herbst mit dem Verweis auf ein rekordhohes weltweites Angebot bis Ende Januar um gut 20% auf ein 3½ Jahrestief von 550 US-Cents je Scheffel verbilligt. Dazu trug insbesondere bei, dass der wichtigste Konkurrent der USA auf dem Weltmarkt, Kanada, seine Ernte auf ein Rekordniveau ausbauen konnte, das bis vor kurzem noch mehrfach nach oben korrigiert wurde. Auch die Zahlen für die beendete australische Ernte wurden angehoben.

Seit Anfang Februar erholte sich der Weizenpreis an der CBOT allerdings und handelt seit Mitte Februar wieder oberhalb von 600 US-Cents je Scheffel. Ausschlaggebend für die Umkehr war, dass sich laut US-Landwirtschaftsministerium USDA der Zustand der Winterweizenpflanzen in wichtigen US-Anbaugebieten deutlich verschlechtert hat, was die zuvor gehegten Befürchtungen vor Frostschäden in den Augen der Marktteilnehmer Gewissheit werden ließ. Im wichtigsten Anbaustaat Kansas verringerte sich der Anteil der mit gut oder sehr gut bewerteten Pflanzen gegenüber Ende Dezember von 58% auf 35%.

Wir halten den Preisanstieg bei US-Weizen auch aus weiteren Gründen für gerechtfertigt: So hat sich dessen preisliche Wettbewerbsfähigkeit sowohl gegenüber EU-Weizen als auch gegenüber Mais verbessert, was die Nachfrage ankurbelt (Grafiken 2 und 3). Zudem ist trotz eines weltweit rekordhohen Angebots 2013/14 nicht mit einem nennenswerten Anstieg des mit 21% recht niedrigen weltweiten Lager-Verbrauchs-Verhältnisses zu rechnen (Grafik 4).

Die genannte Gefahr von Winterschäden in den USA macht zudem den Ausblick auf die US-Ernte 2014/15 weniger rosig. Zwar erwartet das USDA in seiner ersten Prognose ein geringfügiges Produktionsplus von 1% auf knapp 59 Mio. Tonnen. Daraus kann aber schnell ein Rückgang werden, falls die Erträge aufgrund der Frostschäden geringer ausfallen als vom USDA unterstellt. Gefahren für die weltweite Produktion 2014/15 gehen auch von einem möglichen El-Niño-Phänomen in der zweiten Jahreshälfte aus.

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Auf globaler Ebene erwartet der International Grains Council für 2014/15 einen Rückgang der Weizenproduktion um 1% auf 697 Mio. Tonnen. Wir rechnen daher mit einem weiteren Anstieg des US-Weizenpreises in den kommenden Monaten. Für das vierte Quartal erwarten wir einen Weizenpreis an der CBOT von 650 US-Cents je Scheffel. Der EU-Weizenpreis dürfte sich weniger günstig entwickeln, auch wenn im Februar die Notierungen in Paris leicht nach oben mitgezogen wurden. Zum einen liegen die Notierungen in Paris auf einem deutlich höheren Niveau, denn EU-Weizen hatte besonders vom Ausfall von Qualitätsweizen aus Argentinien und eine hohe Nachfrage nach Futterweizen bei einer verzögerten Maisernte profitiert.

Entsprechend sind die EU-Exporte seit Saisonbeginn mit 19,3 Mio. Tonnen im Vorjahresvergleich um gut 50% gestiegen. Die gestiegene preisliche Konkurrenz durch US-Weizen, erhöhte Qualitätsanforderungen des wichtigen Abnehmers Ägypten und der allgemein gute Zustand der Winterweizenpflanzen in der EU sprechen dagegen, dass ein Preisniveau von mehr als 200 EUR je Tonne für längere Zeit Bestand haben kann. Für das vierte Quartal 2014 erwarten wir einen Weizenpreis in Paris von 185 EUR je Tonne.


Mais:

Der Preis für Mais an der CBOT arbeitet sich nur sehr langsam aus seinem Tal heraus. Mais ist trotz des jüngsten Anstiegs auf 450 US-Cents je Scheffel aber noch immer so günstig wie seit 3½ Jahren nicht mehr. Das niedrige Preisniveau zieht physische Käufer an, wie die robusten US-Exportzahlen zeigen. Der deutliche Preisrückgang im vergangenen Jahr um 40% hat zudem eine Kürzung der in diesem Jahr mit Mais zu bestellenden Anbaufläche zur Folge. Das USDA schätzt ein Minus von 3,5% bei der Fläche, was nach USDA-Ansicht durch eine Rückkehr bei den Erträgen auf Trendniveau (USDA-Annahme 165,3 Scheffel je Morgen) aber noch immer zu einer Rekordernte in Höhe von knapp 14 Mrd. Scheffel(355 Mio. Tonnen) führen soll.

Wir halten diese Einschätzung für zu optimistisch. Denn die vergangenen Jahre haben gezeigt, dass unvorhergesehene Wettereinflüsse die frühen Ernteprognosen schnell über den Haufen werfen können. Auch das USDA gibt zu bedenken, dass die vergleichsweise noch immer niedrigen Lagerbestände den Markt anfällig für Angebotsschocksmachen.

Gleichzeitig dürften die US-Exporte weiterhin robust bleiben, was das USDA bereits zu einer deutlichen Aufwärtsrevision der Exportschätzung veranlasste. Auf kürzere Sicht bleibt wohl auch die Ernte in Brasilien dürrebedingt hinter den Erwartungen zurück, was zu einer erhöhten Nachfrage nach US-Mais führen sollte und für niedriger als erwartete US-Maisvorräte zum Ende des laufenden Erntejahres spricht. Wir sehen deshalb zwar keine Knappheit am Maismarkt heraufziehen, erwarten aber eine weitere Preiserholung auf 480 US-Cents je Scheffel bis zum vierten Quartal.

Ein Risikofaktor bleiben die Unstimmigkeiten zwischen China und den USA um Lieferungen von US-Mais, die genveränderte Sorten enthalten. Für die Notierungen in Paris bleiben wir bei unserer Einschätzung, dass sich die Einflüsse steigender Maisnotierungen in den USA und niedrigerer Weizennotierungen in Paris in etwa die Waage halten sollten. Entsprechend dürfte sich der Maispreis in Paris über2014 in etwa auf dem gegenwärtigen Niveau halten.

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