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Wettereinflüsse sorgen für Turbulenzen an Agrarmärkten

27.02.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Die Trockenheit belastet die neu bestellten Felder besonders und kann ein empfindlich geringeres Angebot zur Folge haben. Trotz größerer Anbaufläche soll in Center-South daher keine höhere Zuckerrohrernte erzielt werden. Das Analysehaus F.O. Licht rechnet inzwischen mit einer Stagnation der Erntemenge bei rund 600 Mio. Tonnen. Der größte brasilianische Zuckerexporteur Copersucar rechnet sogar nur mit 570 Mio. Tonnen sowie einer Zuckerproduktion in Center-South von 32 Mio. Tonnen(bisherige Schätzung 35 Mio. Tonnen).

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Unklar ist derzeit noch, welche Mengen an Zucker Indien demnächst auf den Markt bringen könnte. Offiziellen Schätzungen zufolge wird Indien im laufenden Erntejahr 25 Mio. Tonnen Zucker produzieren. Andere Beobachter gehen aufgrund übermäßiger Regenfälle von einem 4-Jahrestief von nur 23,5 Mio. Tonnen aus. Der Verbrauch wird auf 22-23 Mio. Tonnen geschätzt.

Von den erwarteten 4 Mio. Tonnen hat Indien im Erntejahr 2013/14 bislang erst 700 Tsd. Tonnen Zucker exportiert, weil das niedrige Preisniveau auf dem Weltmarkt Exporte unattraktiv machte. Stattdessen kam es zu einem deutlichen Anstieg der heimischen Lagerbestände und Druck auf die heimischen Preise. Nun hat die indische Regierung attraktive Exportsubventionen bekannt gegeben, mit deren Hilfe über die nächsten beiden Jahre 4 Mio. Tonnen Rohzucker exportiert werden sollen. Das zusätzliche Angebot aus Indien könnte das fehlende Angebot aus Brasilien teilweise ausgleichen und damit einem weiteren Preisanstieg entgegenstehen.

Der globale Zuckermarkt dürfte in der laufenden Saison 2013/14 zum vierten Mal in Folge einen Angebotsüberschuss aufweisen (Grafik 11). Dieser wird von den meisten Marktbeobachtern auf 4 Mio. Tonnen beziffert. Unterschiedliche Einschätzungen bestehen aber für die Zeit danach: Die Internationale Zuckerorganisation ISO erwartet, dass sich 2014/15 ein Angebotsdefizit von 2 Mio. Tonnen ergibt, weil die Produktion sinkt und die Nachfrage weiter steigt.

Die Analyseeinheit Kingsman und der Zuckerhändler Dreyfuß prognostizieren dagegen auch für 2014/15 Überschüsse zwischen 2 Mio. und 5 Mio. Tonnen. Diese Schätzungen dürften die drohenden Rückgänge bei der Zuckerrohrernte und der Zuckerproduktion in Brasilien noch nicht ausreichend berücksichtigen. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer setzen seit Dezember mehrheitlich auf sinkende Preise. Wenn die Marktstimmung aufgrund der Nachrichtenlage in Brasilien dreht, könnten Short-Eindeckungen die Preise weiter steigen lassen. Dies und die Perspektive eines möglichen Angebotsdefizits sprechen trotz des bereits erfolgten Preisanstiegs für noch weiteres Preispotenzial nach oben. Wir rechnen mit einem Rohzuckerpreis von 18 US-Cents je Pfund im vierten Quartal.


Kakao:

Der Kakaopreis in London stieg im Februar in der Spitze auf 1.880 GBP je Tonne, das höchste Niveau seit September 2011 (Grafik 12). Gleiches gilt für den Kakaopreis in New York mit 3.000 USD je Tonne. Das weltweite Angebot konnte die globale Nachfrage bereits in der abgelaufenen Saison 2012/13 nicht decken. Auch für das Erntejahr 2013/14 ist mit einem Marktdefizit zu rechnen, welches auf eine Größenordnung von 100 Tsd. Tonnen beziffert wird.

Dafür dürfte vor allem die robuste Nachfrage sorgen. Zuletzt war für Europa im vierten Quartal 2013 mit 6,2% das stärkste jährliche Wachstum bei der Kakaoverarbeitung seit zwei Jahren gemeldet worden, Asien meldete gar einen Anstieg um 10%. Die Verarbeitung in Amerika wies mit 4,4% ebenfalls ein solides Plus auf. In den wichtigsten Produzentenländern Elfenbeinküste und Ghana wird unbestätigten Schätzungen zufolge zwar wieder mit deutlich höheren Kakaoanlieferungen gerechnet, was auf eine bessere Ernte hindeutet als im Vorjahr.

Allerdings schmilzt das Plus der Anlieferungen gegenüber dem Vorjahr in den letzten Wochen beständig ab. Schlechte Nachrichten kommen auch aus dem drittgrößten Produzentenland Indonesien, wo die Produktion in diesem Jahr aufgrund übermäßiger Nässe auf das niedrigste Niveau seit 10 Jahren absinken soll. Das Angebotsdefizit könnte in diesem Erntejahr daher höher ausfallen.

Erste offizielle Schätzungen wird die Internationale Kakaoorganisation ICCO Ende Februar bekannt geben (Grafik 13). Auch für die nächste Saison ist kein ausreichendes weltweites Angebotswachstum zu erwarten, um die steigende Nachfrage zu decken. Vielmehr wird für die zweite Jahreshälfte 2014 ein El-Niño-Wetterphänomen erwartet, das für Westafrika mit erhöhter Trockenheit einhergeht und die Produktion nach einer Untersuchung der ICCO signifikant schmälern kann. Die Perspektive struktureller Angebotsdefizite am Kakaomarkt dürfte die Preise trotz weiterhin reichlicher globaler Lagerbestände auf hohem Niveau halten. Unsere Preisprognose für Q4 2014 lautet auf 1.850 GBP je Tonne.

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