Wettereinflüsse sorgen für Turbulenzen an Agrarmärkten


Die optimistischen Prognosen einer brasilianischen Kaffeeernte von teilweise über 60 Mio. Sack sind nicht mehr zu halten. Realistischer ist eine Ernte von 50-55 Mio. Sack (Grafik 9). Dazu wird die Zeit zum Auffüllen der Wasservorräte allmählich knapp. Diese werden für die Trockenzeit benötigt, welche im April beginnt und bis September andauert. Inzwischen werden daher bereits auch mögliche negative Folgen für 2015 diskutiert, falls sich die Kaffeebäume nicht angemessen entwickeln können. Ernteeinbußen um 10% werden für möglich gehalten. Ersichtlich ist dies auch an der Terminkurve, welche trotz des massiven Preisanstiegs weiterhin im Contango ist.
Der Markt geht also auch mittel- bis langfristig von weiter steigenden Preisen aus. Auch aus Mittelamerika kommen schlechte Nachrichten, wie der für Mexiko erwartete Rückgang der Kaffeeernte um 40% verdeutlicht.
Wir erachten das Ausmaß des Preisanstiegs der letzten Wochen dennoch als übertrieben. Der Markt scheint mittlerweile von einem Extrem ins andere gewechselt zu sein und beträchtliche Ernteausfälle in Brasilien sowie ein merkliches Angebotsdefizit bei Kaffee Arabica einzupreisen. Damit das derzeitige Preisniveau nachhaltig ist, müsste die Kaffeeernte in Brasilien in diesem Jahr auf weniger als 50 Mio. Sack fallen und auch sich im kommenden Jahr kaum nennenswert erholen.
Wir gehen von einem gemäßigteren Szenario aus, in dem sich die nächste brasilianische Kaffeeernte auf einem noch immer hohen, wenn auch etwas niedriger als zuvor erhofften Niveau realisieren wird. Die Verfügbarkeit an Kaffee Arabica sollte daher hoch bleiben, zumal die kolumbianische Produktion auf dem Weg zu alter Stärke ist.
Seit Beginn des Erntejahres im Oktober bis Januar lag die Ernte in Kolumbien, dem zweitwichtigsten Produzenten von Kaffee Arabica, 34% höher als im Vorjahreszeitraum. Bereits im letzten Erntejahr hatte Kolumbien seine Kaffeeproduktion um knapp 30% auf 9,9 Mio. Sack steigern können, was einem 5-Jahreshoch entsprach. Die Nachfrageseite dürfte auf den kräftigen Preisanstieg ebenfalls reagieren. Mittlerweile ist Kaffee Arabica wieder fast doppelt so teuer wie Kaffee Robusta.
Letztmals war dies im Frühjahr 2012 der Fall. In der Folge dürfte es bei der Nachfrage eine Verschiebung zugunsten von Kaffee Robusta kommen. Wir sehen daher für Kaffee Arabica kein nennenswertes Potenzial mehr für weitere Preissteigerungen, sondern rechnen nach einer Phase der Stabilisierung mit fallenden Notierungen im Jahresverlauf. Mit 130 US-Cents je Pfund für Q4 2014 schätzen wir aber die Preise deutlich höher als das Niveau, das über weite Teile von 2013 vorherrschte.

Der Preis für Kaffee Robusta stieg im Schlepptau des Preisanstiegs bei Kaffee Arabica erstmals seit Mai 2013 auf 2.000 USD je Tonne. Seit Jahresbeginn beläuft sich das Plus auf 17%. Neben der Preisrallye bei Kaffee Arabica hat die konsequente Zurückhaltung der vietnamesischen Produzenten bei ihren Verkäufen zum Preisanstieg bei Kaffee Robusta beigetragen. Trotz einer hohen Ernte von etwa 27 Mio. Sack im weltgrößten Robusta-Produzentenland Vietnam gelang es daher, das Preisniveau nach dem Rückgang im Herbst schon vor dem jüngsten Anstieg wieder auf mehr als 1.800 USD zu treiben. In der Folge sind die Lagerbestände in Vietnam Informationen eines Händlers zufolge inzwischen so hoch wie noch nie zu dieser Jahreszeit.
Das zurückbehaltene Angebot dürfte in den kommenden Monaten angesichts des inzwischen deutlich höheren Preisniveaus an den Markt kommen und einem weiteren Preisanstieg somit entgegenstehen. Gleichzeitig dürfte dadurch ein geringeres Angebot des drittgrößten Robusta-Produzentenlandes Indonesien kompensiert werden. Indonesien soll in diesem Jahr 13% weniger Kaffee Robusta produzieren als im vergangenen Jahr. Eine steigende inländische Nachfrage soll außerdem dazu führen, dass die Exporte Indonesiens sogar um 17% zurückgehen.
Bei Robusta-Kaffee ist ein etwa ausgeglichenes Verhältnis von Produktion und Nachfrage in der Saison 2013/14 zu erwarten. Wenn unsere Erwartung eintrifft, dass die Arabica-Preise bald korrigieren, dürfte es aber auch den Robustapreisen schwerfallen, sich diesem Sog zu entziehen. Zudem dürften die Lieferungen aus Vietnam anziehen. Für Q4 bleiben wir daher bei unserer Preisprognose von 1.600 USD je Tonne.
Zucker:
Jahrelange Überschüsse am Zuckermarkt haben die weltweiten Lagerbestände auf ein Rekordniveau steigen lassen. Die gute Perspektive für die nächste Zuckerrohrernte in Brasilien bei einem gleichzeitig schwachen Brasilianischen Real deutete auf eine weiterhin hohe Verfügbarkeit von Zucker an den internationalen Märkten hin. Die Ernteschätzungen mancher Beobachter für die Hauptanbauregion Center-South lagen bislang bei rekordhohen 620 Mio. Tonnen. Der Rohzuckerpreis stand deshalb über Monate hinweg unter Druck. Ende Januar fiel er auf 14,7 US-Cents je Pfund und damit auf den niedrigsten Stand seit Juni 2010. Ab Ende Januar ging es mit dem Preis kräftig nach oben. Ende Februar notierte Rohzucker wieder bei über 17 US-Cents je Pfund, was dem höchsten Niveau seit drei Monaten entspricht (Grafik 10).
In Analogie zum Kaffeemarkt wird regelmäßig auf die Hitze und Trockenheit in Brasilien verwiesen. Zunächst wurden die Risiken für die in wenigen Wochen beginnende Zuckerrohrernte nicht allzu hoch eingeschätzt, da im Hauptanbaugebiet Center-South die Bodenfeuchtigkeit noch ausreichend ist. Dies änderte sich erst, als die brasilianische Zuckerindustrievereinigung Unica die dürrebedingten Ernteverluste in Center-South auf 35-40 Mio. Tonnen bezifferte.