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Wettereinflüsse sorgen für Turbulenzen an Agrarmärkten

27.02.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Sojabohnen und Raps:

Auch der Preis für Sojabohnen legte in den letzten Wochen zu und hat das Dezember-Niveau von knapp 1.350 US-Cents je Scheffel zuletzt sogar wieder übertroffen. Die Unsicherheit wegen der Dürre in Brasilien und die damit verbundene Sorge um die vermeintlich sichere Rekordproduktion (aktuelle USDA-Schätzung: 90 Mio. Tonnen) sind hierfür die wichtigsten Gründe.

Inzwischen werden bei der brasilianischen Sojabohnenernte Abstriche in der Größenordnung von 3-5 Mio. Tonnen für möglich gehalten. Gleichzeitig gibt es Überlegungen am Markt, wann und in welchem Umfang China verstärkt Aufträge zur Lieferung von Sojabohnen nach Südamerika vergeben wird. Derzeit fragt das Land weiterhin viel Ware bei seinem Hauptlieferanten USA nach. Dies veranlasste das USDA zu einer vorsichtigen Anhebung der US-Exporte für die Saison 2013/14, was derzeit die Preisentwicklung stützt.

Wir gehen davon aus, dass Brasilien trotz der Dürre die letztjährige Rekordproduktion von 82 Mio. Tonnen übertreffen wird und sich somit für 2013/14 ein deutlicher Angebotsüberschuss am Sojabohnenmarkt ergeben wird. Ein erster Ausblick auf 2014/15 lässt ebenfalls keine Knappheit erwarten. Für die USA rechnet das USDA in Folge der im Jahr 2013 relativ besseren Preisentwicklung bei Sojabohnen im Vergleich zu Mais mit einer kräftigen Ausweitung der Anbaufläche für Sojabohnen um 4% auf 79,5 Mio. Morgen. Daraus soll bei einem unterstellten durchschnittlichen Flächenertrag von 45,2 Scheffel je Morgen eine Rekordernte von 3,55 Mrd. Scheffel (96,6 Mio. Tonnen) resultieren.

Da auch von den Getreidemärkten keine positiven Impulse auf den Sojabohnenpreis zu erwarten sind, rechnen wir mit sinkenden Notierungen für Sojabohnen. Für das vierte Quartal 2014 prognostizieren wir einen Preis von 1.150 US-Cents je Scheffel. Damit sind wir nicht ganz so pessimistisch wie das USDA, welches für das kommende Erntejahr einen Preisrückgang auf weniger als 10 USD je Scheffel erwartet.

Der Rapsmarkt dürfte 2013/14 mit einem kleinen Überschuss schließen (Grafik 5). Vor allem die Rekordernte in Kanada, aber auch die ebenfalls rekordhohe Ernte Russlands und die ordentliche Ernte in der EU ließen das Angebot gegenüber dem Vorjahr stark anschwellen. Dennoch können sich die Rapspreise in Paris bisher behaupten und haben den Rückgang im Winter nun wieder rückgängig gemacht. Zum einen unterstützen die positiven Preisvorgaben vom Sojabohnenmarkt. Zum anderen spielt eine Rolle, dass die rekordhohe Erntemenge aus Kanada aufgrund logistischer und witterungsbedingter Lieferprobleme derzeit nicht auf den Weltmarkt gelangen kann. Mittelfristig wird das kanadische Angebot allerdings Druck auf die Notierungen in Paris ausüben.

Auch der Blick auf das Angebot der nächsten Saison spricht für einen fallenden Rapspreis: Derzeit sind die Vorzeichen für die Rapsente 2014 in der EU insgesamt gut. Die EU-Rapsproduktion dürfte 2014 nochmals leicht steigen, zumal Frankreich nach den Einbußen des letzten Jahres wieder mehr produzieren soll. Auch wenn Kanada sein Rekordniveau aus 2013 wahrscheinlich nicht wird halten können, bleibt die Versorgung mit Raps und Ölsaaten somit auch in der nächsten Saison insgesamt gut. Für den Rapspreis erwarten wir im vierten Quartal daher ein leicht niedrigeres Niveau von 350 EUR je Tonne.

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Baumwolle:

Der Baumwollpreis legt nach der positiven Entwicklung im vergangenen Jahr auch zu Beginn des Jahres 2014 weiter zu. Mitte Februar notiert er bei knapp 90 US-Cents je Pfund und damit so hoch wie zuletzt im August 2013. Grund dafür ist vor allem die starke Nachfrage nach US-Baumwolle bei gleichzeitig knappem Angebot. Die USA verzeichneten als weltgrößter Exporteur und Anbieter qualitativ hochwertiger Baumwolle im vergangenen Jahr die niedrigste Ernte seit vier Jahren. Die weltweiten Baumwollvorräte sollen zum Saisonende zwar auf einem Rekordniveau liegen. Der größte Teil davon befindet sich allerdings in China und steht daher dem Weltmarkt nicht zur Verfügung (Grafik 6).

Noch ist nicht ganz klar, wie die neue chinesische Baumwollpolitik in Zukunft aussehen wird. Ziel ist es, die staatlichen Lager nicht weiter anschwellen zu lassen und dafür zu sorgen, dass den heimischen Anbietern heimische Ware günstiger angeboten wird. Beides dürfte mit sinkenden Importen vom Weltmarkt einhergehen, was die internationalen Preise im Jahresverlauf belasten dürfte (Grafik 7).

Da die Preisentwicklung bei Baumwolle über das vergangene Jahr im Vergleich zu vielen anderen Produkten deutlich besser war, dürfte die Baumwollfläche in den USA 2014 erhöht werden. Das National Cotton Committee hält ein Plus von 8% und das USDA sogar von 10,5% für wahrscheinlich. In China selbst wird die Baumwollfläche 2014 dagegen wohl um etwa 11% verringert, nachdem das Auslaufen der Lagerankäufe angekündigt wurde. Dies wäre die dritte Reduktion der Anbaufläche in Folge. Das USDA erwartet zwar, dass die Einfuhren Chinas nach einigen Jahren rückläufiger Importe ab 2017/18 wieder signifikant steigen werden. Auf Sicht der nächsten ein bis zwei Jahre dürfte dies aber wenig preiswirksam sein.

Fazit: Wir rechnen nicht damit, dass sich der Baumwollpreis mittelfristig auf dem derzeitigen Niveau wird halten können. Wir prognostizieren für Q4 2014 einen Baumwollpreis von 74 US-Cents je Pfund.


Kaffee:

Noch im November waren die Notierungen für Kaffee Arabica bis auf 100 US-Cents je Pfund abgesunken. Inzwischen notieren sie nach einem Anstieg um mehr als 50% seit Jahresbeginn bei 170 US-Cents je Pfund. Kaffee Arabica ist damit so teuer wie zuletzt im Oktober 2012. Allein seit Ende Januar ist der Preis für Kaffee Arabica um ca. 40% gestiegen (Grafik 8). Was ist passiert?

Der Markt reagierte lange Zeit nicht darauf, dass die Produktionskosten vielfach durch die Preise nicht mehr gedeckt werden konnten. Angebotsrisiken wie die seit einem Jahr in Mittelamerika grassierende Krankheit Blattrost wurden ausgeblendet. Der Markt war vielmehr einseitig auf das Szenario eingeschworen, wonach der dritte globale Angebotsüberschuss am Kaffeemarkt in Folge und hohe Lagerbestände 2013/14 für weiter fallende Arabica-Kaffeepreise sprechen würden. Das bevorstehende Hochertragsjahr in Brasilien und eine wieder deutlich erhöhte Produktion in Kolumbien taten ihr übriges. Die Netto-Short-Positionen der kurzfristig orientierten Marktteilnehmer erreichten daraufhin im November ein Rekordniveau.

Inzwischen hat die Stimmung vor allem aufgrund von Wetternachrichten aus dem mit Abstand wichtigsten Arabica-Produzentenlandes Brasilien um 180 Grad gedreht. Marktteilnehmer, die in Erwartung einer hohen Ernte auf sinkende Preise gesetzt hatten, schließen ihre Positionen. Inzwischen setzen die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer erstmals seit zwei Jahren wieder auf Preissteigerungen. Seit Dezember ist es in den wichtigen Kaffeeanbaugebieten Brasiliens zu heiß und zu trocken.

Im Süden des Hauptanbaugebietes Minas Gerais wurde in den letzten beiden Monaten allenfalls die Hälfte des normalen Niederschlages gemessen. Januar und Februar waren laut Angaben des Wetterdienstes Somar Meteorologia die trockensten Monate seit 30 Jahren. Aufgrund der Trockenheit können sich die Kaffeebohnen nicht richtig entwickeln. Gerade in den ersten drei Monaten des Jahres ist der Bedarf an Wasser für eine optimale Entwicklung der Bohnen besonders hoch. Zudem wird ohne Wasser die Düngung erschwert.




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