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Preisfindung am Eisenerzmarkt im Wandel

07.02.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Im Hochofenprozess wird dem Eisenoxid durch chemische Reaktion mit Kohlenstoff und Kohlenmonoxid der Sauerstoff sowie andere Oxide entzogen. Aus dem so entstandenen Roheisen wird anschließend Stahl erzeugt. Gemäß Angaben des Weltstahlverbands werden zur Herstellung von einer Tonne Stahl im Hochofenverfahren typischerweise 1,5 Tonnen Eisenerz benötigt.

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Die staatliche australische Rohstoffbehörde BREE schätzte in ihrem letzten Quartalsbericht, dass die Eisenerzproduktion in Australien im Fiskaljahr 2013/14 im Jahresvergleich um fast 20% auf rund 664 Mio. Tonnen steigen dürfte. Ausschlaggebend hierfür sind Investitionen der Bergbauunternehmen Fortescue Metals Group, BHP Billiton und Rio Tinto in neue Förderprojekte in der eisenerzreichen Pilbara-Region im Westen des Landes, bei denen die Produktion nun anläuft. Da auch die Hafenkapazitäten erweitert werden, sollen entsprechend die Exporte um gut 23% auf 650 Mio. Tonnen zulegen. Für Brasilien erwartet BREE mit 352 Mio. Tonnen 2014 ebenfalls deutlich höhere Exporte als im Vorjahr (Grafik 6).

Grund ist auch hier die Ausweitung der Produktion - in diesem Fall von Vale. Dagegen hat der oberste Gerichtshof in Indien das 2012 eingeführte Abbauverbot im Bundesstaat Goa Ende letzten Jahres verlängert, so dass das Land weiterhin als Anbieter am Weltmarkt weitgehend ausfällt. Vor drei Jahren hatte Indien noch mehr als 100 Mio. Tonnen Eisenerz ausgeführt. Insgesamt sollen auf globaler Ebene laut UNCTAD zwischen 2013 und 2015 neue Projekte im Gesamtvolumen von 771 Mio. Tonnen in Betrieb genommen werden. Berücksichtigt man Daten rückwirkend bis Mai 2012, so erhöht sich das Volumen auf 896 Mio. Tonnen. Davon gelten gemäß UNCTAD 40% als "sicher", 26% als "wahrscheinlich" und 34% als "möglich". Regional betrachtet beheimaten Australien und Lateinamerika mit zusammen gut 60% den Großteil der Projekte.


Nachfragesituation

Da Eisenerz fast ausschließlich zur Herstellung von Stahl benötigt wird, bestimmen die großen stahlproduzierenden Länder die Nachfrage und beeinflussen den Preis. Gemäß Daten des Weltstahlverbands wurden 2013 auf globaler Ebene 1,61 Mrd. Tonnen Stahl produziert. Mit einem Anteil von 49% war China dabei mit Abstand der größte Stahlproduzent (Grafik 7). Die folgenden Plätze nahmen Japan, die USA, Indien, Russland und Südkorea ein. Auf Unternehmensebene ist der Stahlmarkt im Gegensatz zu Eisenerz stark fragmentiert. Die zehn größten Stahlhersteller machten 2012 "nur" 28% des Gesamtmarktes aus.

Da die großen stahlproduzierenden Nationen kein oder nicht genügend Eisenerz selbst produzieren, decken sie ihre Nachfrage mit Importen. Selbst China ist trotz der hohen eigenen Eisenerzproduktion aufgrund der niedrigen Qualität auf Importe angewiesen. 2012 hat das Reich der Mitte Daten der Zollbehörde zufolge 745 Mio. Tonnen Eisenerz eingeführt, 8,5% mehr als im Vorjahr. Damit absorbierte China zugleich gut zwei Drittel des seewärtig gehandelten Eisenerzes. 2013 wurden sogar 820 Mio. Tonnen Eisenerz importiert (Grafik 8).

Da es in China Bestrebungen gibt, in Zukunft mehr qualitativ höherwertigen Stahl herzustellen, dürfte das Land auch in den kommenden Jahren hochwertiges Eisenerz importieren. Dafür spricht auch, dass viele Stahlhütten in der Nähe von Küstengebieten angesiedelt sind, was die seewärtige Versorgung zum teureren inländischen Transport aus den Regionen im Landesinneren attraktiv macht. Allerdings haben sich mittlerweile wieder größere Lagerbestände in den Häfen des Landes aufgebaut. Nachdem die Eisenerzvorräte dem Datenanbieter Shanghai Steelhome zufolge von ihrem Rekordhoch bei rund 100 Mio. Tonnen im Juli 2012 zunächst auf 75 Mio. Tonnen im April 2013 abgebaut wurden, liegen sie aktuell wieder bei über 92 Mio. Tonnen (Grafik 9).

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