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Rohstoffe kompakt Agrar - 2014: Viele Überschüsse - das muss nicht immer so bleiben!

05.12.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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In der seit April laufenden und sich dem Ende zuneigenden Zuckerrohrernte 2013/14 in Brasilien wurde dagegen bisher im Hauptanbaugebiet Center-South gegenüber dem Vorjahr zwar eine um 12% höhere Zuckerrohrmenge erzielt; da das Plus allerdings fast vollständig in die Ethanolproduktion ging und der Zuckergehalt niedriger war, stieg die Zuckerproduktion noch nicht einmal um einen ganzen Prozentpunkt, während die Ethanolproduktion um 20% gesteigert wurde. Dies wurde durch die Erhöhung der Beimischungspflicht von Ethanol zu Benzin um 5%-Punkte auf 25% ab Mai 2013 unterstützt.

Da Center-South für etwa 90% der brasilianischen Produktion steht, dürfte auch für Brasilien als Ganzes die Zuckerproduktion nur unwesentlich zulegen. Für die weltweite Produktion rechnet die ISO sogar nach der Rekordproduktion des Vorjahres für 2013/14 mit einem Produktionsrückgang um 1% auf 181,5 Mio. Tonnen, denn in der EU und den USA ist die Produktion niedriger als im Vorjahr. Die Nachfrage soll dagegen um 2,2% auf 176,8 Mio. Tonnen zulegen.

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Auch wenn sich der Überschuss in 2013/14 gegenüber dem Vorjahr in der Folge mehr als halbieren dürfte, bleibt es vorerst bei der sehr guten Versorgung am Zuckermarkt. Erst der Ausblick auf eine weitere Angebotsreduktion in 2014/15 könnte in 2014 zu einem moderaten Anstieg der Notierungen führen. Denn in vielen Produzentenländern liegen die Preise derzeit unter den Produktionskosten.

So erwartet die ISO für 2014/15 Rückgänge in Brasilien, Indien und China, wo bereits 2013/14 weniger Fläche bebaut wurde, allerdings höhere Erträge erzielt wurden, während Thailand und Australien ihre Produktion weiter bzw. nach den Überflutungen des Jahres 201 wieder erhöhen sollen. Nach vier Überschussjahren könnte sich dann eine allenfalls ausgeglichene Bilanz zeigen, die insbesondere vor dem Hintergrund in den letzten Jahren auf Rekordniveau gestiegener Lagerbestände keinen Schrecken auslöst. Dennoch dürfte diese Perspektive die Notierungen über 2014 hinweg leicht anziehen lassen. Für das vierte Quartal 2014 erwarten wir einen Preis von 19,5 US-Cents je Pfund. Bei weiter anziehender Knappheit könnte es dann in 2015 noch weiter aufwärts gehen.


Baumwolle:

m Oktober musste der Baumwollpreis kräftig abgeben, nachdem sich Spekulationen um einen baldigen Beginn von Lagerverkäufen in China mehrten, was die Importtätigkeit der chinesischen Käufer beinträchtigen dürfte. Diese läuft nämlich bisher noch besser als befürchtet. Die Aussicht auf eine höher als erwartete US-Baumwollernte sowie noch höhere globale Vorräte zum Saisonende Ende Juli 2014 taten ihr Übriges. Diese Erwartungen wurden prompt durch die November-Prognosen des USDA unterstützt. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben ihre Anfang des Jahres aufgebauten hohen Netto-Long-Positionen inzwischen wieder stark zurückgefahren, was den Preisrückgang unterstützt haben dürfte. Seit Wochen pendelt der Preis im meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit März 2014 nun um die 78 US-Cents je Pfund.

Die große Frage für 2014 ist tatsächlich, wie die chinesische Politik in Zukunft bei der Unterstützung ihrer Baumwollproduzenten verfährt. Die bisherige Politik von Ankäufen in staatliche Lager zu Mindestpreisen, die deutlich über den internationalen Preisen lagen, haben die Läger des Landes stark anschwellen lassen. China hält inzwischen mehr als die Hälfte der weltweiten Reserven.

Viele Verarbeiter hatten angesichts der hohen internen Preise verstärkt auf Importware zurückgegriffen, was die Importe hoch hielt. Wird nun eine Politik der direkten Subventionierung verfolgt, statt die Preise künstlichhoch zu halten, dürften die Verarbeiter die bereits seit einem Jahr - mit einer Ausnahme - gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten deutlich rückläufigen Importe weiter reduzieren (Grafik 16).

Verkäufe aus staatlichen Lagerhäusern könnten diesen Effekt immer wieder verstärken. Eine wesentliche bisherige Stütze für die internationalen Baumwollpreise gerät somit ins Wanken. Eine Abschwächung dieser Bewegung dürfte sich allerdings ergeben, wenn sich jüngste Meldungen aus China bewahrheiten, dass die Ernte durch frühen Frost beeinträchtigt wurde und der Rückgang gegenüber dem Vorjahr entsprechend deutlich höher als bisher erwartet sein soll. Zudem sind die jüngsten chinesischen Zahlen zur Baumwolltextilhandel ermutigend.

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Das Ganze geschieht in Zeiten, in denen von einem Mangel am internationalen Baumwollmarkt wahrlich keine Rede sein kann: Bereits in der dritten Saison dürfte nun das Angebot die Nachfrage nach Baumwolle übersteigen, wenn auch der Überschuss nur halb so hoch wie zuvor sein soll, da die Produktion, nicht zuletzt im wichtigsten Exportland USA, bereits niedriger ist.

Der Ausblick des International Cotton Advisory Committee lässt auch für 2014/15 trotz weiter rückläufiger Produktion eine Fortsetzung der globalen Überschüsse erwarten (Grafik 17), auch wenn sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage weiter von beiden Seiten schließen soll. In den USA allerdings dürfte die Produktion nach dem Rückgang in der laufenden Saison zulegen, denn verglichen mit der gegenüber dem Vorjahr negativen Preisentwicklung bei Mais - und weniger stark auch bei Sojabohnen - sieht die Preisentwicklung bei Baumwolle deutlich positiver aus.

Zuletzt allerdings liegen die Preise nur noch nahe dem Niveau von Jahresbeginn. Die Aussicht auf eine Neuorientierung der chinesischen Baumwollpolitik, ein steigendes US-Angebot und einen weiterhin gut versorgten internationalen Markt lassen uns über das Jahr 2014 sinkende Notierungen erwarten. Für das vierte Quartal 2014 prognostizieren wir einen Preis von 70 US-Cents je Pfund.

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Auf einen Blick

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