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Rohstoffe kompakt Agrar - 2014: Viele Überschüsse - das muss nicht immer so bleiben!

05.12.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Derzeit spricht wenig für Versorgungsengpässe bei Weizen in 2014, ebenso wenig bei Ölsaaten, Baumwolle und Mais. Allerdings könnte es aufgrund der negativen Preisentwicklung zu einer verringerten Maisfläche insbesondere in den USA kommen. Dies dürfte den Preisen aber nur moderaten Auftrieb geben, wenn sich der hohe erwartete Überschuss in der laufenden Saison bewahrheitet. Den Kaffeepreisen trauen wir angesichts des bevorstehenden Hochertragsjahres in Brasilien allenfalls eine Erholung, aber keine Trendwende zu. Ähnliches gilt für Zucker, während wir angesichts der Marktdefizite bei den Kakaopreisen noch Aufwärtspotenzial sehen.


Weizen:

Die weltweite Weizenernte dürfte 2013/14 mit möglicherweise über 700 Mio. Tonnen ein Rekordhoch erreichen. Dazu tragen sehr gute Ernten in der EU und Kanada bei. Diese relativieren, dass in der Schwarzmeerregion zwar eine höhere Ernte als im dürregeplagten Vorjahr, aber vor allem in Russland letztlich doch ein enttäuschendes Ergebnis eingefahren wurde. Auch in Argentinien kamen die Regenfälle zu spät, um Schäden an den Weizenpflanzen zu verhindern.

Allerdings hat auch die Nachfrage stärker zugelegt als vorhergesehen. Insbesondere die EU darf sich über hohe internationale Nachfrage nach ihrem Weizen freuen. Die befürchtete Eintrübung der EU-Exporttätigkeit durch starke Ausfuhren der Schwarzmeerregion hat sich nicht eingestellt, denn zu schwächer als erwarteten Ernteergebnissen gesellen sich dort auch der Bedarf zur Aufstockung der eigenen Lager sowie Qualitätsprobleme. Das erhöht besonders die Nachfrage nach EU-Weizen, was ein wesentlicher Grund für die in den letzten Wochen erfreulichere Entwicklung des Weizenpreises diesseits des Atlantiks war (Grafik 2).

Nun werden auch aus Australien regen- und frostbedingt Probleme bei Qualität und Quantität der gerade hereinkommenden Ernte gemeldet, die das Angebot gegenüber dem Vorjahr nur um weniger als erwartet steigen lassen. Davon dürften andere Anbieter im Export profitieren - auch die USA, deren Weizen sich deutlich gegenüber dem EU-Weizen verbilligt hat.

Auch wenn noch nicht alle Ernten eingefahren sind und entsprechend noch Unsicherheiten bestehen, dürfte der Weizenmarkt in der Saison 2013/14 ausreichend versorgt sein. Die meisten Beobachter erwarten einen moderaten Überschuss. Daher bewegt den Markt inzwischen vor allem die Aussicht auf die Ernte 2014.

Anders als das US-Landwirtschaftsministerium USDA im Februar 2013 in seinen Langfristprognosen einstellte, dürfte in den USA zur Ernte 2014 eine größere Fläche als im Vorjahr mit Weizen eingesät worden sein. Die Aussaat ist bereits abgeschlossen, wobei der Zustand der aufgehenden Saat deutlich besser als im Vorjahr ist. Informa Economics schätzt ein Plus von 3% und einen noch höheren Produktionszuwachs von 10%.

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In der EU gab es bei der Winterweizenaussaat lediglich in Frankreich einige Probleme, die die Agrarprognoseeinheit MARS der EU-Kommission aber für überwunden hält. Die Beratungsfirma Agritel schätzt den Zuwachs der französischen Winterweizenfläche auf 2-3%. In Deutschland dürfte die Weizenfläche etwa auf Vorjahresniveau liegen. In Großbritannien, wo im letzten Jahr extreme Nässe die Aussaat erheblich erschwerte und viele Flächen nicht mit Winterweizen bestellt werden konnten, dürfte sich die Situation normalisieren, was einen Anstieg um gut 20% bedeuten würde. Laut Analysedienst Strategie Grains soll das Flächenplus für die EU 4% betragen. Insgesamt könnte es so auch im nächsten Jahr zu einem Anstieg der EU-Weizenproduktion kommen, wenn die Witterung mitspielt.

In Russland ist der Blick auf die Wintergetreideernte 2014 besser als zunächst befürchtet. Bei der Aussaat hatte es aufgrund von Nässe Probleme gegeben. Während Anfang Oktober der russische Agrarminister noch davon ausging, dass statt der geplanten 16 Mio. Hektar nur 13 Mio. Hektar bebaut werden können, hob er inzwischen seine Erwartung auf immerhin 14,5 Mio. Hektar an.

Auch in der Ukraine stellt sich die Situation bei weitem nicht so problematisch dar wie zwischenzeitlich befürchtet, der Agrarminister erwartet keinen signifikanten Rückgang bei der Winterweizenfläche. Erste Einschätzungen lassen erwarten, dass in China die anhaltende Trockenheit dämpfend auf die Weizenernte 2014 wirken wird. Bei Indien ist interessant, ob es sich als Exporteur etablieren kann oder die Jahre 2012/13 und 2013/14 eine Episode bleiben.

Erst wenige Beobachter wagen eine Prognose des weltweiten Angebots an Weizen für 2014/15. Dazu gehört das Analysehaus Informa Economics mit einer Schätzung von 702,5 Mio. Tonnen, was gegenüber seiner derzeitigen Schätzung für 2013/14 ein Rückgang um weniger als 1% wäre. Der Internationale Getreiderat ICG erwartet global eine Flächenausweitung um 1,4%.

Trotz der noch bestehenden Unsicherheit könnte also auch in 2014/15 ein hohes internationales Angebot auf eine weiterhin dynamische Nachfrage treffen. Insbesondere China wird hier eine Rolle spielen, vor allem wenn eine enttäuschende Ernte den Importbedarf weiter erhöhen sollte. Es würde dann immer fraglicher, ob China seinem Wunsch nach weitgehender Selbstversorgung in Zukunft noch nachkommen kann. Bereits 2013/14 dürfte China mit über 8 Mio. Tonnen seine Importe fast verdreifachen (Grafik 3).

Es waren besonders die Meldungen aus Russland und der Ukraine, die die Weizenpreise im September und Oktober steigen ließen - während Mais, Sojabohnen und zuletzt auch Baumwolle Federn lassen mussten. Der Weizenpreis in Paris kann derzeit das hohe Niveau trotz der Teilentwarnung aus der Schwarzmeerregion aufgrund der hohen EU-Exporttätigkeit halten. Dagegen gelingt es dem US-Weizenpreis nicht, sich weiter vom negativen Preistrend bei US-Mais abzukoppeln. Auftrieb könnte es auch für den US-Preis geben, wenn sich die negativen Meldungen aus Australien und Argentinien bewahrheiten und die US-Exporte davon profitieren.

Die Unsicherheit über die Aussichten für 2014 und eine hohe Exporttätigkeit dürften die Weizenpreise in der nächsten Zeit stützen. Wir sind allerdings optimistisch für das Angebot in 2014, was sich insbesondere in der zweiten Jahreshälfte 2014 in fallenden Preisen widerspiegeln sollte. Wir erwarten für das vierte Quartal 2014 einen Weizenpreis von 650 US-Cents je Scheffel in Chicago und von 185 EUR je Tonne in Paris.

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Mais:

Am Maismarkt hat sich in den letzten Monaten die Erwartung eines Überschusses in der laufenden Saison in Höhe von knapp 30 Mio. Tonnen trotz eines gewissen "Auf und Ab" bei den Erwartungen an die rekordhohe US-Ernte fest etabliert. Dies ließ die Preise seit dem Frühjahr um 40% purzeln. Dass die Preise nicht noch tiefer als auf ein 3½-Jahrestief fielen, lag wohl am USDA, das in seinen November- Prognosen für die US-Ernte nur an der Schwelle von 14 Mrd. Scheffel kratzte, ohne sie zu überschreiten. Dass in Brasilien die Produktion aufgrund der gesunkenen Preise wohl deutlich geringer ausfällt und in Argentinien allenfalls stagniert, ändert nichts an der Tatsache, dass für 2013/14 ein rekordhohes Angebots von 950 Mio. Tonnen oder mehr geschätzt wird.

Der Preisrückgang seit Jahresbeginn war angesichts eines erwarteten Erntezuwachses von 30% in den USA und eines Anstiegs der US-Maisvorräte von einem 16-Jahrestief auf ein 8-Jahreshoch weit stärker als bei Weizen oder Sojabohnen. Dies dürfte den Anreiz, im Frühjahr 2014 Felder mit Mais zu bestellen, dämpfen. Anders als bei Weizen dürfte der in der USDA-Langfristprognose eingestellte Rückgang bei der US-Maisfläche aus heutiger Sicht realistisch sein (Grafik 4).

Viele rechnen mit einem Minus von etwa 5%. Allerdings könnten die Erträge entsprechend dem langjährigen Trend noch über die 160 Scheffel je Morgen hinaus steigen, die in der laufenden Saison nach den jüngsten Prognosen des USDA bereits erzielt wurden. Während sich das USDA erst im Februar auf seiner Outlook-Konferenz erstmals zur Saison 2014/15 äußern dürfte, wagt Informa Economics bereits die Prognose eines gegenüber 2013/14 um gut 2% niedrigeren US- und auch weltweiten Angebots an Mais. Dennoch könnte es zu einem erneuten, wenn auch geringeren Angebotsüberschuss kommen.

Normale Witterungsverhältnisse unterstellt, dürfte in 2014/15 die relative Verfügbarkeit von Mais gegenüber Weizen wieder sinken, was zu einer Einengung des Preisabstands zwischen Weizen und Mais führen sollte. Derzeit gehen wir für Mais auch absolut von einer Erholung aus, auch wenn die hohen Preise aus 2011 und 2012 in weiter Ferne bleiben dürften. Für Q4 2014 erwarten wir einen Maispreis von 480 US-Cents je Scheffel in Chicago.

Unklar ist noch, wie sich die Überlegungen der US-Umweltbehörde EPA auswirken werden, wonach der Beimischungszwang von Ethanol zu Benzin gelockert werden soll, weil die Automobilindustrie ansonsten Schäden an den Motoren befürchtet. Die EPA wartet noch auf die Zustimmung der Regierung. Selbst wenn so entschieden wird, was Schätzungen zufolge etwa 200 bis 250 Mio. Scheffel weniger Mais zur Ethanolgewinnung notwendig machte, dürfte dies zunächst in rechtlichen Streitigkeiten enden.

Der Maispreis in Paris hat zwar einen ähnlichen Tiefflug hinter sich wie der in Chicago, kann sich allerdings seit September besser halten, nachdem viele Beobachter ihre Erwartungen für die europäische Ernte gegenüber dem Sommer deutlich nach unten korrigierten. Wir erwarten, dass sich die Preise in Paris auf ihrem gegenwärtigen Niveau von 175 EUR je Tonne werden halten können. Wir unterstellen dabei, dass sich mittelfristig steigende US-Maispreise und negativ tendierende EU-Weizenpreise in ihrem Einfluss in etwa ausgleichen. Zwischen den seit September auseinander gelaufenen EU- und den US-Preisen erwarten wir daher über die Zeit wieder eine Annäherung (Grafik 5).

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Sojabohnen:

Die besser als erwartet ausfallende US-Ernte an Sojabohnen gemeinsam mit dem Ausblick auf sehr gute Ernten in Südamerika dürfte mittelfristig auf den Notierungen für Ölsaaten lasten. In seinen November-Prognosen revidierte das USDA die Schätzung für die US-Ernte auf fast 89 Mio. Tonnen nach oben, die dritthöchste aller Zeiten. Brasilien könnte mit einem Rekordniveau von 88 Mio. Tonnen wie im Vorjahr etwa gleichauf mit den USA zu liegen kommen, wenn in den nächsten Wochen nicht Wetterkapriolen einen Strich durch die Rechnung machen.

Auch in Argentinien haben Regenfälle die Bedingungen für die laufende Sojabohnenaussaat verbessert. Weltweit sollen in 2013/14 daher so viele Sojabohnen geerntet werden wie nie zuvor.

Dem gegenüber steht allerdings eine robuste internationale Nachfrage. Diese dürfte verhindern, dass trotz guter Ernte in den USA die dortigen sehr niedrigen Lagerbestände merklich aufgestockt werden können. Es steigen aber wohl nicht nur die US-Exporte, sondern auch die Ausfuhren Brasiliens, das seine jüngst erreichte Position als größter Exporteur wohl wird verteidigen können (Grafik 6). Das erwartete Plus bei den globalen Handelsmengen geht fast vollständig auf um 9 Mio. Tonnen auf 69 Mio. Tonnensteigende Importe Chinas zurück, die in der Vorsaison nur wenig gestiegen waren.

Seit Jahresbeginn hat sich der Sojabohnenpreis mit einem Minus von 5% sehr viel besser entwickelt als der Maispreis (Grafik 7). Selbst wenn sich in den letzten Monaten eine gleichermaßen unerfreuliche Entwicklung zeigte, ist gegenüber der Vorsaison der relative Preis von Sojabohnen im Vergleich zu Mais deutlich gestiegen, was sich in den Anbauentscheidungen für 2014 niederschlagen sollte. Während dies in den USA erst im Frühjahr relevant wird, wird in Südamerika die Aussaat schon beendet.

In Argentinien dürfte die Fläche um 2,5% auf ein neues Rekordniveau steigen und gleichzeitig die Maisfläche sinken. Angesichts der relativen Preisentwicklung dürfte auch der in der Langfristprognose des USDA eingestellte Rückgang bei der US-Sojabohnenfläche für 2014/15 nicht Wirklichkeit werden. Vielmehr ist mit einer größeren Fläche zu rechnen. So erwartet etwa Informa Economics einen Anstieg um 8%, für die US-Sojabohnenproduktion wird dank höherer Erträge sogar ein Plus von 13% prognostiziert.

Angesichts der Erwartung eines globalen Überschusses in 2013/14 und einem positiven Ausblick für die US-Ernte 2014 dürfte sich auf absehbare Zeit kein Gefühl von Knappheit am Sojabohnenmarkt etablieren, auch wenn das weltweite Lager-Verbrauchs-Verhältnis weiterhin niedrig bleibt. Für Q4 2014 erwarten wir einen Preis von 11,5 USD je Scheffel.


Raps:

Die gute Rapsernte in der EU von etwa 21 Mio. Tonnen hat zu der rekordhohen weltweiten Produktion für 2013/14 beigetragen, ebenso wie Zuwächse in Kanada und Russland. Dies, die Rekordproduktion bei Sonnenblumen, vor allem aber die Perspektive eines zweiten Überschusses in Folge am Leitmarkt für Sojabohnen, haben die Notierungen für Raps in Paris gedrückt (Grafik 8).

Strategie Grains rechnet derzeit damit, dass die Rapsfläche in der EU zur Ernte 2014 sinkt, da sich die relative Profitabilität gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat. Da die Witterungsbedingungen zur Aussaat aber gut waren, dürfte sich nur ein Minus von 1% ergeben. Das Analysehaus Oil World rechnet dagegen mit einer EU-Flächeneinschränkung um 3%, v.a. in Deutschland und Frankreich. Dazu passt, dass der Interessenverband UFOP auf Basis einer Befragung von Landwirten schätzt, dass die Rapsanbaufläche zur Ernte 2014 in Deutschland um 4% eingeschränkt wurde. Es liegt in der Natur der Sache, dass über Auswinterungsschäden derzeit noch nicht einmal spekuliert werden kann.

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Noch spricht nichts dagegen, auch für die kommende Saison ein hohes Rapsangebot anzunehmen. Da bereits für 2013/14 - anders als in den Vorjahren - ein kleiner Überschuss mit der Folge eines leicht steigenden Lager-Verbrauchs-Verhältnisses erwartet wird (Grafik 9), besteht wenig Hoffnung, dass sich die Rapspreise von der erwarteten Abwärtsbewegung bei Sojabohnen werden abkoppeln können. Allerdings könnte der Einfluss dadurch gedämpft werden, dass auf Biodieselimporte aus den wichtigen Lieferländern Argentinien und Indonesien hohe Zölle eingeführt wurden, was den Bedarf an Grundstoffen für die dadurch gestärkte EU-Biodieselproduktion - erhöht. Davon dürfte Raps profitieren. Wir erwarten für Q4 2014 einen Rapspreis in Paris von 350 EUR je Tonne.





Kaffee:

Der jahrelange Abwärtstrend hat den Preis von Arabica-Kaffee inzwischen auf den niedrigsten Stand seit 2006 sinken lassen (Grafik 10). Kurzzeitig stand zu befürchten, dass die Marke von 1 USD je Pfund unterschritten würde. Auch die weitere Perspektive ist gedämpft: Wenn schon das laufende "Niedrig"-Ertragsjahr bei Arabica in Brasilien den Preisen nicht Auftrieb geben konnte und die Pilzerkrankung Roya in weiten Teilen Mittelamerikas den Preis nur kurzfristig unterstützen konnte, besteht auch für 2014 wenig Hoffnung auf eine Trendwende.

Denn dann dürfte nicht nur die Produktion in Kolumbien weiter anziehenden, sondern vor allem in Brasilien die Ernte eines Hochertragsjahrs gepflückt werden. Dabei hat der Begriff "Niedrig-Ertragsjahr" angesichts des verflachten 2-Jahrsrhythmus seinen Schrecken verloren. Nun dürfte auf die rekordhohe Produktion für ein solches Niedrigertragsjahr aller Wahrscheinlichkeit in 2014 eine rekordhohe Hochertragsernte folgen. Für die gesamte Kaffeemenge könnte dies einen Anstieg um 10 Mio. Sack auf 57 Mio. Sack bedeuten, die Schätzungen reichen sogar bis 60 Mio. Sack und darüber - alles andere als ein Knappheitssignal (Grafik 11).

Nicht nur die bisher gute Witterung, sondern auch der insgesamt verbesserte Zustand der Plantagen dürfte hierzu beitragen. Allerdings geht der gute Zustand nicht zuletzt auf Investitionen zurück, die nach dem Preishoch von 2011 vorgenommen wurden. Je länger nun die Niedrigpreisphase andauert, umso mehr wird diese "Dividende" schrumpfen. Mindestens niedrigere Erträge aufgrund von Einsparungen bei Dünger und Pflanzenschutz werden mittelfristig die Folge sein. Noch halten die Plantagen trotz oft unter die Produktionskosten gesunkener Preise durch, auf Dauer wird dies nicht möglich sein.

Der Anstieg der Produktionskosten von geschätzten 12% gegenüber dem Vorjahr dürfte neben den niedrigeren Preisen die Profitabilität des Kaffeeanbaus weiter dämpfen. Längerfristig hält die Internationale Kaffeeorganisation ICO daher die Annahme eines höheren Angebots für fraglich. Noch haben allerdings nicht einmal die Auktionen der brasilianischen Regierung, mit der sie den Produzenten in Form von Optionen über 3 Mio. Sack Kaffee eine Lieferung an staatliche Lager im März 2014 ermöglicht, eine Wirkung auf die Preise gezeigt. Nach Ansicht der ICO unterschätzt der Markt damit die Bedeutung dieser Politik, die zu einer "prekären" Balance führen dürfte.

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Das ist jedoch noch Zukunftsmusik: Denn nach einer Reihe von Defizitjahren hatte bereits das Jahr 2012/13 mit einem Überschuss geschlossen, das die ICO auf etwa 3 Mio. Sack taxiert. Noch ist unklar, wie sich die gesamte Produktionsmenge in 2013/14 entwickeln wird. Zuwächsen in Vietnam und Kolumbien - das eine jahrelange roya-bedingte Odyssee hinter sich hat, die Neuanplanzungen mit robusteren Sorten notwendig gemacht hatte - stehen Rückgänge in Brasilien und dem aktuell roya-geschädigten Mittelamerika gegenüber.

Derzeit sieht es so aus, als könnten sich auch in 2013/14 und 2014/15 Überschüsse ergeben. Allerdings dürfte der kritischere Ausblick auf die Jahre danach die Notierungen langsam steigen lassen, so dass wir nach einem Zwischentief während der brasilianischen Ernte 2014 für das vierte Quartal wieder einen Preis von 110 US-Cents je Pfund erwarten. Danach dürfte es weiter aufwärts gehen.

Seit dem Sommer haben sich die Robusta-Preise ähnlich negativ entwickelt wie die Arabica-Preise, nachdem sie sich lange sehr viel besser halten konnten. Noch immer ist das Verhältnis von Arabica- zu Robusta-Preisen aber im historischen Vergleich niedrig. Dies dürfte eine Substitution von Robusta- durch Arabica-Kaffee im Konsum begünstigen - dies meint die ICO bereits erkennen zu können. Dass sich zuletzt auch die Robusta-Preise erholen konnten lag weitgehend daran, dass aus Vietnam trotz der wohl rekordhohen Ernte die letzten Exportzahlen niedrig ausfielen. Offensichtlich lohnt sich diese Politik der Zurückhaltung zumindest kurzfristig.

Wir denken, dass sich der Robusta-Preis dem Druck eines hohen Kaffeeangebots in 2014 nicht wird entziehen können - zumal auch die Robusta-Ernten in Indonesien und Brasilien gut werden dürften - und rechnen erst in der zweiten Jahreshälfte dann wieder mit einer Preiserholung auf 1.600 USD je Tonne.


Kakao:

Anders als die Preise vieler Agrarprodukte sind die Kakaopreise in 2013 stark gestiegen (Grafik 12) und haben inzwischen sowohl in New York als auch in London 2-Jahreshochs erreicht. Dies ist der Tatsache geschuldet, dass sich immer mehr die Erwartung durchsetzt, dass es sowohl in 2012/13 als auch im bereits laufenden Jahr 2013/14 zu einem Defizit am Kakaomarkt kommen dürfte. Unterstützt worden sein dürfte der Preisanstieg durch den Aufbau rekordhoher Netto-Long-Positionen kurzfristig orientierter Finanzmarktteilnehmer in New York und London.

Ähnliche Entwicklungen hatte es allerdings schon in 2012 gegeben, als die Internationale Kakaoorganisation für 2011/12 ein Defizit prognostizierte, dies später aber in einen Überschuss drehte. Dass es diesmal nicht so kommt, ist noch nicht ausgemacht, und sicher auch von der weiteren Preisentwicklung abhängig. Denn die zuletzt wieder robuste Nachfrage nach Kakao könnte durch stark anziehende Preise gedämpft werden. Wir halten dagegen ein gemäßigteres Szenario für wahrscheinlich, in dem ein steigendes Angebot mit einer steigenden Nachfrage nochmals nicht mithalten kann, auch wenn das Defizit etwas geringer als in 2012/13 ausfallen könnte.

Die Internationale Kakaoorganisation ICCO, die bisher für 2012/13 ein Defizit von 52 Tsd. Tonnen geschätzt hatte, hat sich in ihrem gerade erschienenen Quartalsbericht der Marktmeinung eines wesentlich höheren Defizits angeschlossen und schätzt dieses nun auf 160 Tsd. Tonnen (Grafik 13).

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Auch für 2013/14 liegen die meisten Schätzungen bei einem Defizit über 100 Tsd. Tonnen. Denn die bisherigen Meldungen über höhere Anlieferungen in der Elfenbeinküste und Ghana seit Beginn der Saison im Oktober im Vergleich zum Vorjahr könnten durch Restlieferungen aus der letzten Zwischenernte nach oben verzerrt sein. Nach Angaben eines Regierungssprechers dürfte die ivorische Ernte 2013/14 um die 1,4 Mio. Tonnen betragen. In den beiden Vorjahren waren es 1,49 und 1,48 Mio. Tonnen gewesen. Auch in Ghana könnte nach 880 Tsd. und 840 Tsd. Tonnen nach Angaben des Ghana Cocoa Board nochmals ein kleines Minus auf 830 Tsd. Tonnen folgen.

Bereits im Frühjahr hatte die ICCO vor strukturell bedingten Defiziten in den nächsten Jahren gewarnt, was den Preisen bereits aufhalf. Nach Ansicht des Handelshauses Olam müsste der Kakaopreis trotz des Anstiegs der letzten Monate nochmals kräftig steigen, um einen Anreiz zu neuen Investitionen in den Kakaosektor wichtiger Produzentenländer zu geben. Die neue Politik in der Elfenbeinküste, in deren Folge bereits ein Großteil der Ernte noch vor Erntebeginn verkauft wird, hat zur Folge, dass sich Preisänderungen erst mit langer Verzögerung tatsächlich in der Kalkulation der Kakaoanbauer niederschlagen. Ähnliches gilt für Ghana.

Die Marktdefizite und die Notwendigkeit zu Investitionen in den Kakaosektor, um mittelfristig mit der steigenden Nachfrage mithalten zu können, lassen uns ein weiteres Ansteigen der Kakaopreise erwarten. Für Q4 2014 rechnen wir mit 1.850 GBP je Tonne in London.


Zucker:

Die kontinuierliche Abwärtsbewegung der Rohzuckerpreise wurde erst Ende August unterbrochen (Grafik 14, S. 8). Grund für den dann folgenden wochenlangen Preisanstieg bis 19,5 US-Cents je Pfund war die Sorge, dass Nässe den Abschluss der Zuckerrohrernte in Brasilien beeinträchtigen könnte. Hinzu kam ein Lagerhausbrand in einem brasilianischen Hafen. Als sich die Lage dann normalisierte, drückte dies den Preis wieder auf 17,5 US-Cents je Pfund.

Nach Erwartung der Internationalen Zuckerorganisation ISO wird es in der laufenden Saison 2013/14 am globalen Zuckermarkt zu einem vierten Überschuss in Folge kommen (Grafik 15). Die ISO hat kürzlich ihre Prognose um 5% auf 4,7 Mio. Tonnen angehoben. Dafür ist vor allem eine Produktionssteigerung in Indien verantwortlich, wo die Ernte nach 25 Mio. Tonnen im Vorjahr nun nach einer guten Monsunsaison sogar 26,5 Mio. Tonnen betragen kann - vorausgesetzt die derzeitigen Probleme zwischen Produzenten und Mühlen werden gelöst.

Dann könnte Indien Schätzungen zufolge seine Exporte auf 3 Mio. Tonnen verzehnfachen. Unklar ist, ob die Einschätzung der Indischen Zuckermühlenvereinigung ernst gemeint ist, dass die Produktion auch rückläufig sein könnte, oder ob damit lediglich Druck auf die Politik aufgebaut werden soll, in den Streit einzugreifen. Auch in Thailand soll die Rekordmenge von 11 Mio. Tonnen produziert und auch eine Rekordmenge exportiert werden.





In der seit April laufenden und sich dem Ende zuneigenden Zuckerrohrernte 2013/14 in Brasilien wurde dagegen bisher im Hauptanbaugebiet Center-South gegenüber dem Vorjahr zwar eine um 12% höhere Zuckerrohrmenge erzielt; da das Plus allerdings fast vollständig in die Ethanolproduktion ging und der Zuckergehalt niedriger war, stieg die Zuckerproduktion noch nicht einmal um einen ganzen Prozentpunkt, während die Ethanolproduktion um 20% gesteigert wurde. Dies wurde durch die Erhöhung der Beimischungspflicht von Ethanol zu Benzin um 5%-Punkte auf 25% ab Mai 2013 unterstützt.

Da Center-South für etwa 90% der brasilianischen Produktion steht, dürfte auch für Brasilien als Ganzes die Zuckerproduktion nur unwesentlich zulegen. Für die weltweite Produktion rechnet die ISO sogar nach der Rekordproduktion des Vorjahres für 2013/14 mit einem Produktionsrückgang um 1% auf 181,5 Mio. Tonnen, denn in der EU und den USA ist die Produktion niedriger als im Vorjahr. Die Nachfrage soll dagegen um 2,2% auf 176,8 Mio. Tonnen zulegen.

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Auch wenn sich der Überschuss in 2013/14 gegenüber dem Vorjahr in der Folge mehr als halbieren dürfte, bleibt es vorerst bei der sehr guten Versorgung am Zuckermarkt. Erst der Ausblick auf eine weitere Angebotsreduktion in 2014/15 könnte in 2014 zu einem moderaten Anstieg der Notierungen führen. Denn in vielen Produzentenländern liegen die Preise derzeit unter den Produktionskosten.

So erwartet die ISO für 2014/15 Rückgänge in Brasilien, Indien und China, wo bereits 2013/14 weniger Fläche bebaut wurde, allerdings höhere Erträge erzielt wurden, während Thailand und Australien ihre Produktion weiter bzw. nach den Überflutungen des Jahres 201 wieder erhöhen sollen. Nach vier Überschussjahren könnte sich dann eine allenfalls ausgeglichene Bilanz zeigen, die insbesondere vor dem Hintergrund in den letzten Jahren auf Rekordniveau gestiegener Lagerbestände keinen Schrecken auslöst. Dennoch dürfte diese Perspektive die Notierungen über 2014 hinweg leicht anziehen lassen. Für das vierte Quartal 2014 erwarten wir einen Preis von 19,5 US-Cents je Pfund. Bei weiter anziehender Knappheit könnte es dann in 2015 noch weiter aufwärts gehen.


Baumwolle:

m Oktober musste der Baumwollpreis kräftig abgeben, nachdem sich Spekulationen um einen baldigen Beginn von Lagerverkäufen in China mehrten, was die Importtätigkeit der chinesischen Käufer beinträchtigen dürfte. Diese läuft nämlich bisher noch besser als befürchtet. Die Aussicht auf eine höher als erwartete US-Baumwollernte sowie noch höhere globale Vorräte zum Saisonende Ende Juli 2014 taten ihr Übriges. Diese Erwartungen wurden prompt durch die November-Prognosen des USDA unterstützt. Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer haben ihre Anfang des Jahres aufgebauten hohen Netto-Long-Positionen inzwischen wieder stark zurückgefahren, was den Preisrückgang unterstützt haben dürfte. Seit Wochen pendelt der Preis im meistgehandelten Kontrakt mit Fälligkeit März 2014 nun um die 78 US-Cents je Pfund.

Die große Frage für 2014 ist tatsächlich, wie die chinesische Politik in Zukunft bei der Unterstützung ihrer Baumwollproduzenten verfährt. Die bisherige Politik von Ankäufen in staatliche Lager zu Mindestpreisen, die deutlich über den internationalen Preisen lagen, haben die Läger des Landes stark anschwellen lassen. China hält inzwischen mehr als die Hälfte der weltweiten Reserven.

Viele Verarbeiter hatten angesichts der hohen internen Preise verstärkt auf Importware zurückgegriffen, was die Importe hoch hielt. Wird nun eine Politik der direkten Subventionierung verfolgt, statt die Preise künstlichhoch zu halten, dürften die Verarbeiter die bereits seit einem Jahr - mit einer Ausnahme - gegenüber den jeweiligen Vorjahresmonaten deutlich rückläufigen Importe weiter reduzieren (Grafik 16).

Verkäufe aus staatlichen Lagerhäusern könnten diesen Effekt immer wieder verstärken. Eine wesentliche bisherige Stütze für die internationalen Baumwollpreise gerät somit ins Wanken. Eine Abschwächung dieser Bewegung dürfte sich allerdings ergeben, wenn sich jüngste Meldungen aus China bewahrheiten, dass die Ernte durch frühen Frost beeinträchtigt wurde und der Rückgang gegenüber dem Vorjahr entsprechend deutlich höher als bisher erwartet sein soll. Zudem sind die jüngsten chinesischen Zahlen zur Baumwolltextilhandel ermutigend.

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Das Ganze geschieht in Zeiten, in denen von einem Mangel am internationalen Baumwollmarkt wahrlich keine Rede sein kann: Bereits in der dritten Saison dürfte nun das Angebot die Nachfrage nach Baumwolle übersteigen, wenn auch der Überschuss nur halb so hoch wie zuvor sein soll, da die Produktion, nicht zuletzt im wichtigsten Exportland USA, bereits niedriger ist.

Der Ausblick des International Cotton Advisory Committee lässt auch für 2014/15 trotz weiter rückläufiger Produktion eine Fortsetzung der globalen Überschüsse erwarten (Grafik 17), auch wenn sich die Schere zwischen Angebot und Nachfrage weiter von beiden Seiten schließen soll. In den USA allerdings dürfte die Produktion nach dem Rückgang in der laufenden Saison zulegen, denn verglichen mit der gegenüber dem Vorjahr negativen Preisentwicklung bei Mais - und weniger stark auch bei Sojabohnen - sieht die Preisentwicklung bei Baumwolle deutlich positiver aus.

Zuletzt allerdings liegen die Preise nur noch nahe dem Niveau von Jahresbeginn. Die Aussicht auf eine Neuorientierung der chinesischen Baumwollpolitik, ein steigendes US-Angebot und einen weiterhin gut versorgten internationalen Markt lassen uns über das Jahr 2014 sinkende Notierungen erwarten. Für das vierte Quartal 2014 prognostizieren wir einen Preis von 70 US-Cents je Pfund.

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Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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