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Rohstoffe kompakt Agrar - 2014: Viele Überschüsse - das muss nicht immer so bleiben!

05.12.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Mais:

Am Maismarkt hat sich in den letzten Monaten die Erwartung eines Überschusses in der laufenden Saison in Höhe von knapp 30 Mio. Tonnen trotz eines gewissen "Auf und Ab" bei den Erwartungen an die rekordhohe US-Ernte fest etabliert. Dies ließ die Preise seit dem Frühjahr um 40% purzeln. Dass die Preise nicht noch tiefer als auf ein 3½-Jahrestief fielen, lag wohl am USDA, das in seinen November- Prognosen für die US-Ernte nur an der Schwelle von 14 Mrd. Scheffel kratzte, ohne sie zu überschreiten. Dass in Brasilien die Produktion aufgrund der gesunkenen Preise wohl deutlich geringer ausfällt und in Argentinien allenfalls stagniert, ändert nichts an der Tatsache, dass für 2013/14 ein rekordhohes Angebots von 950 Mio. Tonnen oder mehr geschätzt wird.

Der Preisrückgang seit Jahresbeginn war angesichts eines erwarteten Erntezuwachses von 30% in den USA und eines Anstiegs der US-Maisvorräte von einem 16-Jahrestief auf ein 8-Jahreshoch weit stärker als bei Weizen oder Sojabohnen. Dies dürfte den Anreiz, im Frühjahr 2014 Felder mit Mais zu bestellen, dämpfen. Anders als bei Weizen dürfte der in der USDA-Langfristprognose eingestellte Rückgang bei der US-Maisfläche aus heutiger Sicht realistisch sein (Grafik 4).

Viele rechnen mit einem Minus von etwa 5%. Allerdings könnten die Erträge entsprechend dem langjährigen Trend noch über die 160 Scheffel je Morgen hinaus steigen, die in der laufenden Saison nach den jüngsten Prognosen des USDA bereits erzielt wurden. Während sich das USDA erst im Februar auf seiner Outlook-Konferenz erstmals zur Saison 2014/15 äußern dürfte, wagt Informa Economics bereits die Prognose eines gegenüber 2013/14 um gut 2% niedrigeren US- und auch weltweiten Angebots an Mais. Dennoch könnte es zu einem erneuten, wenn auch geringeren Angebotsüberschuss kommen.

Normale Witterungsverhältnisse unterstellt, dürfte in 2014/15 die relative Verfügbarkeit von Mais gegenüber Weizen wieder sinken, was zu einer Einengung des Preisabstands zwischen Weizen und Mais führen sollte. Derzeit gehen wir für Mais auch absolut von einer Erholung aus, auch wenn die hohen Preise aus 2011 und 2012 in weiter Ferne bleiben dürften. Für Q4 2014 erwarten wir einen Maispreis von 480 US-Cents je Scheffel in Chicago.

Unklar ist noch, wie sich die Überlegungen der US-Umweltbehörde EPA auswirken werden, wonach der Beimischungszwang von Ethanol zu Benzin gelockert werden soll, weil die Automobilindustrie ansonsten Schäden an den Motoren befürchtet. Die EPA wartet noch auf die Zustimmung der Regierung. Selbst wenn so entschieden wird, was Schätzungen zufolge etwa 200 bis 250 Mio. Scheffel weniger Mais zur Ethanolgewinnung notwendig machte, dürfte dies zunächst in rechtlichen Streitigkeiten enden.

Der Maispreis in Paris hat zwar einen ähnlichen Tiefflug hinter sich wie der in Chicago, kann sich allerdings seit September besser halten, nachdem viele Beobachter ihre Erwartungen für die europäische Ernte gegenüber dem Sommer deutlich nach unten korrigierten. Wir erwarten, dass sich die Preise in Paris auf ihrem gegenwärtigen Niveau von 175 EUR je Tonne werden halten können. Wir unterstellen dabei, dass sich mittelfristig steigende US-Maispreise und negativ tendierende EU-Weizenpreise in ihrem Einfluss in etwa ausgleichen. Zwischen den seit September auseinander gelaufenen EU- und den US-Preisen erwarten wir daher über die Zeit wieder eine Annäherung (Grafik 5).

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Sojabohnen:

Die besser als erwartet ausfallende US-Ernte an Sojabohnen gemeinsam mit dem Ausblick auf sehr gute Ernten in Südamerika dürfte mittelfristig auf den Notierungen für Ölsaaten lasten. In seinen November-Prognosen revidierte das USDA die Schätzung für die US-Ernte auf fast 89 Mio. Tonnen nach oben, die dritthöchste aller Zeiten. Brasilien könnte mit einem Rekordniveau von 88 Mio. Tonnen wie im Vorjahr etwa gleichauf mit den USA zu liegen kommen, wenn in den nächsten Wochen nicht Wetterkapriolen einen Strich durch die Rechnung machen.

Auch in Argentinien haben Regenfälle die Bedingungen für die laufende Sojabohnenaussaat verbessert. Weltweit sollen in 2013/14 daher so viele Sojabohnen geerntet werden wie nie zuvor.

Dem gegenüber steht allerdings eine robuste internationale Nachfrage. Diese dürfte verhindern, dass trotz guter Ernte in den USA die dortigen sehr niedrigen Lagerbestände merklich aufgestockt werden können. Es steigen aber wohl nicht nur die US-Exporte, sondern auch die Ausfuhren Brasiliens, das seine jüngst erreichte Position als größter Exporteur wohl wird verteidigen können (Grafik 6). Das erwartete Plus bei den globalen Handelsmengen geht fast vollständig auf um 9 Mio. Tonnen auf 69 Mio. Tonnensteigende Importe Chinas zurück, die in der Vorsaison nur wenig gestiegen waren.

Seit Jahresbeginn hat sich der Sojabohnenpreis mit einem Minus von 5% sehr viel besser entwickelt als der Maispreis (Grafik 7). Selbst wenn sich in den letzten Monaten eine gleichermaßen unerfreuliche Entwicklung zeigte, ist gegenüber der Vorsaison der relative Preis von Sojabohnen im Vergleich zu Mais deutlich gestiegen, was sich in den Anbauentscheidungen für 2014 niederschlagen sollte. Während dies in den USA erst im Frühjahr relevant wird, wird in Südamerika die Aussaat schon beendet.

In Argentinien dürfte die Fläche um 2,5% auf ein neues Rekordniveau steigen und gleichzeitig die Maisfläche sinken. Angesichts der relativen Preisentwicklung dürfte auch der in der Langfristprognose des USDA eingestellte Rückgang bei der US-Sojabohnenfläche für 2014/15 nicht Wirklichkeit werden. Vielmehr ist mit einer größeren Fläche zu rechnen. So erwartet etwa Informa Economics einen Anstieg um 8%, für die US-Sojabohnenproduktion wird dank höherer Erträge sogar ein Plus von 13% prognostiziert.

Angesichts der Erwartung eines globalen Überschusses in 2013/14 und einem positiven Ausblick für die US-Ernte 2014 dürfte sich auf absehbare Zeit kein Gefühl von Knappheit am Sojabohnenmarkt etablieren, auch wenn das weltweite Lager-Verbrauchs-Verhältnis weiterhin niedrig bleibt. Für Q4 2014 erwarten wir einen Preis von 11,5 USD je Scheffel.


Raps:

Die gute Rapsernte in der EU von etwa 21 Mio. Tonnen hat zu der rekordhohen weltweiten Produktion für 2013/14 beigetragen, ebenso wie Zuwächse in Kanada und Russland. Dies, die Rekordproduktion bei Sonnenblumen, vor allem aber die Perspektive eines zweiten Überschusses in Folge am Leitmarkt für Sojabohnen, haben die Notierungen für Raps in Paris gedrückt (Grafik 8).

Strategie Grains rechnet derzeit damit, dass die Rapsfläche in der EU zur Ernte 2014 sinkt, da sich die relative Profitabilität gegenüber dem Vorjahr verschlechtert hat. Da die Witterungsbedingungen zur Aussaat aber gut waren, dürfte sich nur ein Minus von 1% ergeben. Das Analysehaus Oil World rechnet dagegen mit einer EU-Flächeneinschränkung um 3%, v.a. in Deutschland und Frankreich. Dazu passt, dass der Interessenverband UFOP auf Basis einer Befragung von Landwirten schätzt, dass die Rapsanbaufläche zur Ernte 2014 in Deutschland um 4% eingeschränkt wurde. Es liegt in der Natur der Sache, dass über Auswinterungsschäden derzeit noch nicht einmal spekuliert werden kann.

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Noch spricht nichts dagegen, auch für die kommende Saison ein hohes Rapsangebot anzunehmen. Da bereits für 2013/14 - anders als in den Vorjahren - ein kleiner Überschuss mit der Folge eines leicht steigenden Lager-Verbrauchs-Verhältnisses erwartet wird (Grafik 9), besteht wenig Hoffnung, dass sich die Rapspreise von der erwarteten Abwärtsbewegung bei Sojabohnen werden abkoppeln können. Allerdings könnte der Einfluss dadurch gedämpft werden, dass auf Biodieselimporte aus den wichtigen Lieferländern Argentinien und Indonesien hohe Zölle eingeführt wurden, was den Bedarf an Grundstoffen für die dadurch gestärkte EU-Biodieselproduktion - erhöht. Davon dürfte Raps profitieren. Wir erwarten für Q4 2014 einen Rapspreis in Paris von 350 EUR je Tonne.




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