Softs: Märkte zu optimistisch für die weitere Verfügbarkeit

Die Nachfrage profitiert dabei vom stark zunehmenden Kaffeekonsum in den Produzentenländern. Der Anteil von Robusta am gesamten Kaffeekonsum in den Produzentenländern und in der sich damit überschneidenden Gruppe der Emerging Markets ist mit etwa 50% deutlich höher als in den Industriestaaten. Aus diesem Grund ist auch zu erwarten, dass der nach Vietnam und Brasilien drittgrößte Robusta-Anbauer Indonesien trotz einer Rekordernte in der ab April laufenden Saison weniger Robusta-Bohnen exportieren dürfte.
Bei Arabica scheint der Markt derzeit zu einseitig auf die positiven Nachrichten zum Angebot fokussiert und die bestehenden Risiken auszublenden. Zu nennen sind hier die Ernteausfälle in Mittelamerika, das Risiko einer erneuten Enttäuschung in Kolumbien und die Bereitschaft der Regierung in Brasilien, dem Preisverfall Einhalt zu gebieten. Zudem sind die Lagerbestände in den Exportländern rekordniedrig (Grafik 7), der Puffer bei Missernten also entsprechend gering.
Wir rechnen daher mit einer Preiserholung auf 160 US-Cents je Pfund bis zum Jahresende. Im kommenden Jahr dürfte der Preis aufgrund eines dann anstehenden Hochertragsjahres in Brasilien auf 145 US-Cents je Pfund nachgeben. Aufgrund der knapperen Verfügbarkeit sollte der Robusta-Preis unterstützt bleiben und sich bis zum Jahresende auf 2.200 USD je Tonne steigen. Im kommenden Jahr rechnen wir mit einer leichten Entspannung des Angebots und einem Rückgang auf 2.000 USD je Tonne.

Kakao
Seit dem Spätsommer 2012 sind die Kakaopreise um ca. 20% gesunken (Grafik 8). Die Schwelle von 2.000 USD je Tonne wurde aber in New York nicht nach unten durchbrochen. Zuletzt konnten sich die Preise bis auf knapp 2.200 USD je Tonne erholen. Viele Wochen lang war die Informationslage zur Produktion im weltgrößten Anbieterland Elfenbeinküste sehr undurchsichtig: Inoffiziellen Meldungen zufolge sollten die Anlieferungen in die ivorischen Häfen deutlich über dem Vorjahresniveau liegen. Dies stand in Widerspruch zu der Erwartung der ivorischen Regierung, dass die diesjährige Ernte niedriger als die der Vorsaison ausfallen soll.
Die Internationale Kakaoorganisation ICCO hatte dann "Agenturen" zitiert, wonach die Gesamtanlieferungen in der Elfenbeinküste seit Saisonbeginn im Oktober 2012 bis Anfang März 2013 um 6,5% geringer als in der gleichen Periode der Vorsaison gewesen sein sollen. Ivorische Ministerien haben nun offizielle Zahlen geliefert. Diese beziehen sich zwar nur auf die drei Monate bis Jahresende 2012, weisen aber ein Minus in den Anlieferungen von 7,5% aus. Erst daraufhin haben auch inoffizielle Quellen, deren Schätzungen auf Zählungen anliefernder LKW beruhen, ihre bisherige Schätzung eines deutlichen Zuwachses ebenfalls nach unten korrigiert. Für Ghana sollen die Anlieferungen sogar um 16% zurückgegangen sein.
In ihrem jüngsten Quartalsbericht hat die ICCO erstmals eine offizielle Schätzung für die laufende Saison 2012/13 bekanntgegeben. Demnach soll es auf dem globalen Kakaomarkt zu einem Angebotsdefizit in Höhe von 45 Tsd. Tonnen kommen (Grafik 9). Weltweit rechnet die ICCO mit einem Rückgang der Kakaoproduktion um 1,8% auf gut 4 Mio. Tonnen, die Verarbeitung soll erstmals die Marke von 4 Mio. Tonnen überschreiten und die Lagerbestände zum Ende der Saison bei knapp 1,8 Mio. Tonnen liegen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sind die Prognosen der ICCO allerdings immer noch mit erheblicher Unsicherheit behaftet. Dies zeigt der Blick in die Vorsaison, als man in der ersten Schätzung zunächst von einem Marktdefizit in Höhe von 71 Tsd. Tonnen ausging, woraus schließlich nach mehrfachen Revisionen ein Überschuss von 86 Tsd. Tonnen wurde.
Diesmal kann es sein, dass die ICCO das Defizit zu niedrig einschätzt. Die ICCO erwartet bislang einen Rückgang der Produktion in der Elfenbeinküste um lediglich 1,1%. Das setzt nach den bislang vorliegenden Daten (s.o.) eine deutlich anziehende Dynamik voraus. Allerdings war es in der gerade zu Ende gegangenen Trockenzeit lange Zeit zu heiß und zu trocken, was sich negativ auf die zu erwartenden Erträge auswirken könnte.
Wir gehen daher davon aus, dass sich die Versorgungslage in den kommenden Monaten etwas anspannen dürfte. Dazu sollte auch beitragen, dass sich die Kakaonachfrage in diesem Jahr beleben dürfte. Im vergangenen Jahr war die Kakaoverarbeitung in Europa noch um 10% gegenüber dem Vorjahr gesunken. In Nordamerika wurden 2012 knapp 4% weniger Kakaobohnen vermahlen als im Vorjahr. Ende letzten Jahres gab es bereits erste Anzeichen einer Erholung der Nachfrage. So ist die Kakaoverarbeitung in Nordamerika im vierten Quartal gegenüber dem Vorjahr leicht gestiegen.
In Europa hatte sich der Rückgang deutlich verringert. Die jüngst zu beobachtende Preiserholung sollte sich unserer Meinung nach fortsetzen. Für das vierte Quartal 2013 erwarten wir einen Kakaopreis in New York von 2.400 USD je Tonne. Die Notierungen in London dürften auf 1.600 GBP je Tonne anziehen.
