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Softs: Märkte zu optimistisch für die weitere Verfügbarkeit

03.04.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Weltweit dürfte in der kommenden Saison das Angebot sinken, da die Zuckerpreise auf ein Niveau abgesunken sind, das in vielen Ländern kaum mehr die Produktionskosten deckt. Die Nachfrage dürfte angesichts niedriger Preise und einer Stabilisierung der Weltkonkjunktur leicht steigen. Dies schließt einen weiteren Überschuss in 2013/14 nicht aus (Grafik 3). Ob dieser allerdings so hoch ausfallen wird wie die derzeit vom Zuckerhändler Kingsman geschätzten 5,6 Mio. Tonnen, bleibt abzuwarten. Dieser Schätzung dürfte die Annahme zugrunde liegen, dass die Zuckerproduktion in Brasilien weiter wächst, nachdem sie im Vorjahr mit 40,3 Mio. Tonnen bereits einen Rekordwert erzielte. Die ISO spricht bisher vorsichtig davon, dass sie in 2013/14 einem Defizit nur eine "geringe Wahrscheinlichkeit" beimisst.

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Die kurzfristig orientierten Marktteilnehmer hatten im Februar bei Zucker rekordhohe Netto-Short-Positionen aufgebaut (Grafiken 16 und 17). Sie gehen also von einer sehr reichlichen Versorgung und weiter fallenden Preisen aus. Dies erhöht das Aufwärtspotenzial für die Preise, falls negative Angebotsmeldungen die Marktmeinung skeptischer werden lassen. Insgesamt erwarten wir, dass die Zuckerpreise von der steigenden Konkurrenz durch die Ethanolproduktion in Brasilien und der Aussicht auf einen deutlich geringeren Angebotsüberschuss profitieren werden. Der Preisanstieg sollte sich angesichts der weiterhin reichlichen Versorgung des Weltmarkts mit Zucker aber in recht engen Grenzen halten. Für das vierte Quartel 2013 erwarten wird einen Rohzuckerpreis von 20 US-Cents je Pfund.


Kaffee

Die Notierungen für Arabica-Kaffee sind im März an der ICE in New York auf 132 US-Cents je Pfund gefallen und damit auf den tiefsten Stand seit Juni 2010. Neben der allgemein negativen Marktstimmung, abzulesen an rekordhohen Netto-Short-Positionen unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern, lastet das reichliche Angebot auf den Preisen. Die Internationale Kaffeeorganisation (ICO) erwartet in der laufenden Saison 2012/13 eine rekordhohe globale Produktion um die 145 Mio. Sack. Die von der ICE zertifizierten Kaffeelagerbestände sind im März auf ein 3-Jahreshoch von 2,75 Mio. Sack gestiegen (Grafik 4).

Zudem fokussiert sich der Markt auf die Aussicht auf eine erneut gute Kaffeeernte im wichtigsten Produzentenland Brasilien. Die diesjährige Ernte wird zwar etwas niedriger ausfallen als die Rekordernte im Vorjahr, welche die eines Hochertragsjahres im zweijährigen Erntezyklus war. Für ein Niedrigertragsjahr wird aber eine rekordhohe Erntemenge erwartet. Die Prognoseabteilung des brasilianischen Landwirtschaftsministeriums Conab rechnet mit einer Ernte von 47-50,2 Mio. Sack nach 50,8 Mio. Sack im Vorjahr.

In der letzten Niedrigertragssaison vor zwei Jahren wurden nur 43,1 Mio. Sack erreicht. Damit würde sich bestätigen, dass sich die Fluktuation der Erntemengen zwischen Hoch- und Niedrigertragsjahren zunehmend einebnet. Früher hatten sie oft bei 20% oder gar 40% gelegen (Grafik 5).

Auch im zweitwichtigsten Arabica-Produzentenland Kolumbien soll nun endlich die Wende hin zu höheren Erntemengen kommen: Laut der Vereinigung der kolumbianischen Kaffeeanbauer soll die Produktion 2013 auf fast 10 Mio. Sack steigen. Das wäre ein Anstieg um gut zwei Mio. Sack gegenüber dem Vorjahr und die höchste Erntemenge seit sechs Jahren. Als Grund für die Produktionssteigerung werden bessere Witterungsbedingungen und Düngung genannt. Zudem scheint die Erneuerung der Kaffeeplantagen erste positive Wirkung zu zeigen. Allerdings war Kolumbien auch in den letzten Jahren häufig sehr zuversichtlich gewesen.

Möglicherweise versucht man auch, als bedeutender Anbieter von Arabica-Bohnen im Gespräch zu bleiben, um eine weitere strukturelle Verschiebung der Nachfrage hin zu Robusta-Kaffee zu vermeiden, die nur schwer rückgängig zu machen wäre. Negative Nachrichten kommen dagegen aus Mittelamerika, wo sich die Pflanzenkrankheit Roya stark verbreitet hat und die dortigen Ernten der nächsten 2-3 Jahre empfindlich zu treffen droht. Die ICO befürchtet, dass die Ernte 2013/14 in Mittelamerika und Mexiko – woher mehr als 20% der weltweiten Arabica-Produktion stammen – von den 2012/13 erreichten knapp 20 Mio. Sack um 5-7 Mio. Sack fallen könnte.

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Die Kaffeeproduzenten in Brasilien halten inzwischen bereits Angebot zurück, um die Preise zu unterstützen. Bis Ende Februar waren erst 71% der Ernte 2012/13 verkauft, verglichen mit 87% zum gleichen Zeitpunkt des Vorjahres. Bislang hatte diese Maßnahme allerdings wenig Erfolg. Daher wird in der Regierung Brasiliens über Stützungsmaßnahmen diskutiert, da das derzeitige Preisniveau für viele brasilianische Kaffeeproduzenten nicht mehr kostendeckend ist. Zuletzt wurde vor drei Jahren durch staatliche Aufkäufe Kaffee vom Markt genommen, was damals den Arabica-Preisen einen Boden bereitete. Ähnliches ist auch diesmal vorstellbar, sollte der Preis unter 130 US-Cents je Pfund fallen.

Angesichts der aktuell rekordhohen Netto-Short-Positionen bei Arabica unter den kurzfristig orientierten Marktteilnehmern (Grafik 12) könnte eine derartige Maßnahme auch diesmal zum Erfolg führen. Schon eine glaubhafte Ankündigung der brasilianischen Regierung, mittels Stützungskäufen keinen weiteren Preisrückgang mehr zuzulassen, könnte zu Shorteindeckungen führen und die Preise steigen lassen.

Während sich Arabica seit Jahresbeginn um 10% verbilligte, hat sich Robusta im selben Zeitraum um knapp 6% verteuert. Mitte März erreichte der an der LIFFE gehandelte Preis mit gut 2.200 USD je Tonne ein 5-Monatshoch. Nach Erwartung der vietnamesischen Kaffee- und Kakaovereinigung Vicofa soll die Ernte im weltgrößten Robusta-Produzentenland Vietnam 2013/14 trockenheitsbedingt um 30% gegenüber dem Vorjahr zurückgehen, nachdem bereits 2012/13 ein Minus von 25% zu Buche stehen soll. 2011/12 war noch eine Rekordernte von 1,65 Mio. Tonnen (27,5 Mio. Sack) eingebracht worden.




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