• Montag, 19 Mai 2025
  • 00:33 Frankfurt
  • 23:33 London
  • 18:33 New York
  • 18:33 Toronto
  • 15:33 Vancouver
  • 08:33 Sydney

Jahresausblick Rohöl - Chancen und Risiken ausbalanciert

14.01.2013  |  Frank Klumpp (LBBW)
Rückblick 2012: Unter Schwankungen seitwärts

Auf den ersten Blick tat sich an den Märkten für Rohöl im Jahr 2012 nur wenig: Nordseeöl, gemessen an den Dated-Brent-Spotpreisen, beendete das Vorjahr 2011 bei 107,55 US-Dollar - die aktuellen Preise liegen nur unwesentlich darüber. Auch gemessen an Durch-schnittspreisen tat sich vordergründig nur wenig: 2011 wurden im Schnitt 111,50 US-Dollar für ein Barrel Brent bezahlt, bis dato war es im laufenden Jahr lediglich 0,50 US-Dollar mehr. Die Schwankungen waren jedoch recht ausgeprägt. Im ersten Quartal legten die Ölpreise zu, vor allem aufgrund erhöhter Risiken um das iranische Atomprogramm. Im zweiten Quartal wurde der Fokus wieder auf die fundamentalen Faktoren Angebot, Nachfrage und Lagerbestände gelegt, und die Preise gerieten stark unter Druck. Im zweiten Halbjahr pendelten sich die Preise wieder um 110 US-Dollar ein, nachdem die Notenbanken, allen voran die EZB, mit quantitativen Lockerungsmaßnahmen zur Beruhigung der Marktteilnehmer beitrugen.


Schere zwischen WTI und Brent bleibt offen

Ebenfalls nur wenig geändert hat sich an der Preisdifferenz zu der amerikanischen Ölsorte WTI: Der Durchschnittspreis für Western Texas Intermediate betrug im Jahr 2011 95 US-Dollar, im laufenden Jahr wurden im Schnitt 94 US-Dollar bezahlt. Dabei hat sich die Schere im Jahresverlauf 2012 sogar weiter geöffnet. Nachdem WTI zu Jahresbeginn 10 US-Dollar günstiger war, ist der Preisunterschied zwischenzeitlich auf nahezu 25 USD angestiegen. Der Grund hierfür liegt vor allem auf der WTI-Seite.

In Cushing, Oklahoma, dem Lieferort für WTI-Terminkontrakte, ist das Angebot mittlerweile deutlich höher als die Nachfrage, und die Lagerbestände quellen förmlich über. In Cushing werden derzeit 46,8 Mio. Barrel gelagert, fast so viel wie im Juni diesen Jahres, als die bisherige Rekordmarke von 47,7 Mio. Barrel erreicht wurde. Der Grund für das hohe Ölangebot liegt an wachsenden Importen aus Kanada sowie an der gestiegenen Ölförderung in North Dakota und Texas.

Open in new window

Flash-Crash an den Ölmärkten

Der turbulenteste Tag des Jahres 2012 war sicherlich der 17.09.2012, als ein "Flash-Crash" für Aufsehen sorgte. Der Future der Sorte Brent an der ICE fiel innerhalb von wenigen Minuten von 115,20 USD auf 111,60 USD ein. Es gab offenbar hierfür keinen typischen Auslöser wie z.B. Lager- oder Konjunkturdaten für die erratischen Kursbewegungen. Die Vermutungen reichten von negativen Einflüssen durch den Hochfrequenzhandel über Stop-Loss-Verkäufe unter der Marke von 115 USD bis hin zu einem Eingabefehler ("Fat Finger").

Open in new window

Ausblick 2013: Nachfrage moderat

Nachdem die Ölnachfrage im Jahr 2010 dynamisch um nahezu 3% zulegte, haben sich die Wachstumsraten wieder unter einem Prozent pro Jahr eingependelt. Auf zwei Jahre mit sinkenden realen Wachstumsraten, dürfte die Weltkonjunktur 2013 wieder etwas stärker wachsen. Wir erwarten eine Wachstumsrate von 3,8% nach geschätzten 3,5% im laufenden Jahr. Dies dürfte auch die Ölnachfrage entsprechend positiv beeinflussen.

In den monatlichen Ausblicken der OPEC, der IEA und der EIA liegen die Erwartungen für das Wachstum der Ölnachfrage 2013 zwischen 700.000 bpd (IEA) und 960.000 bpd (EIA). Dies entspricht im Durchschnitt einem Wachstum von knapp 0,9% im Vergleich zum Vorjahr. Dies erscheint zunächst plausibel, da Verbesserungen in der Energieintensität um über 2%-Punkte realistisch sein dürften.

Open in new window

Schwellenländer versus Industriestaaten

Im nächsten Jahr dürfte sich die Tendenz der beiden Vorjahre fortsetzen: OECD-Staaten dürften Schätzungen der EIA zufolge knapp 500.000 bpd weniger Öl verbrauchen, während die höhere konjunkturelle Wachstumsdynamik der Nicht-OECD-Staaten von einer steigenden Ölnachfrage begleitet wird - insgesamt dürften die Schwellenländer 1,3 Mio. bpd mehr Öl verbrauchen als noch im Jahr 2012, dies entspricht einer Wachstumsrate von 2,9%. Per Saldo ist damit global ein Plus in der Ölnachfrage von 800.000 bpd im Jahr 2013 zu erwarten, was knapp 0,9% im Vergleich zum Vorjahr entspricht.

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)