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2013: Unterschiedliche Tendenzen bei Agrarprodukten

07.12.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Die schlechte Stimmung am Kaffeemarkt schlägt sich auch in den Positionierungen der spekulativen Finanzanleger nieder: Die Netto-Short-Positionen haben inzwischen den höchsten Stand seit Mai 2007 erreicht (Grafik 25). Auch wenn derzeit kein Mangel an Arabica-Kaffee besteht, dürften aus unserer Sicht die Notierungen für diese Kaffeesorte in den nächsten Monaten anziehen. Denn die Erwartung einer aufgrund des kommenden Niedrigertragsjahres geringer ausfallende nächste Ernte des mit Abstand größten Produzenten Brasilien sollte bald stärker Eingang in die Preisbildung finden (Grafik 7).

Der über das Jahr betrachtete Anstieg der Bestände an der Börse ICE von 62% dürfte sich dann in sein Gegenteil verkehren.

Bei der schwachen Entwicklung der Arabica-Preise wirkt auch noch immer die Verschiebung der Nachfrage zugunsten von Robusta nach den extrem hohen Arabica-Preisen in 2010/11 nach.

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Allerdings führt auch bei Robusta aktuell Erntedruck zu niedrigeren Notierungen (Grafik 8). Die Robustaernte für das Kaffeejahr 2012/13 in Vietnam, die nun eingebracht wird, dürfte in etwa ähnlich hoch ausfallen wie die rekordhohe Ernte des Vorjahres von nach Angaben der ICO 24 Mio. Sack. Stimmen aus Exportunternehmen rechnen dagegen mit einem Rückgang von 15%. Allerdings hatten vietnamesische Quellen bereits in den Vorjahren immer wieder versucht, durch sich im Nachhinein als zu pessimistisch erweisende Vorhersagen die Preise zu stützen.

Die Verfügbarkeit zweier hoher vietnamesischer Ernten in Folge, die sich auch in um 40% über Vorjahresniveau liegenden Exporten über die ersten zehn Monaten 2012 widerspiegelt, wird wohl auch auf absehbare Zeit keine großen Preissprünge bei Robusta-Kaffee zulassen. Für das vierte Quartal 2013 erwarten wir einen Preis von 2.050 USD je Tonne bei Robusta- und einen stärkeren Anstieg auf 220 US-Cents je Pfund bei Arabica-Kaffee.


Zucker

Seit Monaten lastet die Erwartung eines hohen Überschusses in der Saison 2012/13 auf den Preisen für Rohzucker an der Börse in New York. In ihrem jüngsten Quartalsbericht hat die Internationale Zuckerorganisation ISO ihre Prognose eines Überschusses am globalen Zuckermarkt nochmals um 0,3 Mio. auf 6,2 Mio. Tonnen erhöht, nachdem es bereits in der Vorsaison einen Überschuss von 7 Mio. Tonnen gegebenhatte.

Ausschlaggebend dürfte die steigende Produktion im größten Anbauland Brasilien sein. Die brasilianische Zuckerrohrernte im mit 90% der Produktion bedeutendsten Hauptanbaugebiet Center-South hat ihren lange bestehenden Rückstand zum Vorjahr aufgeholt, und deutlich mehr Mühlen als im Vorjahr haben ihre Verarbeitungssaison verlängert. Noch immer wirdam Markt daher ein Anstieg der Zuckerproduktion in Center-South von 31,3 Mio. Tonnen in 2011/12 auf 32-33 Mio. Tonnen in 2012/13 erwartet (Grafik 9).

Auch in Indien, dem zweitgrößten Produzenten- und größten Zuckerverbrauchsland, dürfte die Produktion im laufenden Erntejahr wieder sehr gut - wenn auch nicht ganz so hoch wie die Rekordernte von 26 Mio. Tonnen im Vorjahr - ausfallen. Ein Rückgang unter die 10-Mio.-Tonnen Marke wird dagegen für Thailand erwartet. Auch die EU-Produktion dürfte mit 17,6 Mio. Tonnen um gut 5% hinter dem Vorjahr zurückbleiben.

Weltweit soll die Produktion im laufenden Jahr auf den Rekordwert von 177,6 Mio. Tonnen ansteigen. Auf der Nachfrageseite wird ein Anstieg um3,3 Mio. auf 171,4 Mio. Tonnen erwartet. Träfen diese Vorhersagen ein, dann dürfte die weltweite Lager-Verbrauchs-Relation zum Saisonende auf über 40% ansteigen. Auch der erste Ausblick auf die Saison 2013/14, zu der die im April beginnende nächste Ernte Brasiliens bereits zählt, stimmt optimistisch.

Die ISO erwartet einen weiteren Anstieg der brasilianischen Produktionauf 38,5 Mio. Tonnen, nach 36,1 Mio. Tonnen aus der nun zu Ende gehenden Ernte 2012/13, wobei sie sich damit eher im unteren Bereich der Schätzungen befindet. Auf die Aussicht einer weiterhin üppigen Verfügbarkeit haben die spekulativen Finanzanleger bereits mit einem starken Abbau ihrer Netto-Long-Positionen auf das niedrigste Niveau seit Dezember 2007 reagiert (Grafik 26). Da wir davon ausgehen, dass die meisten preisbelastenden Nachrichten nun eingepreist sind, sehen wir Risiken eher nach oben gerichtet. So könnte Zuckerrohr witterungsbedingt auf den Feldern verbleiben oder sich die Wachstumsbedingungen über die nächsten Monate verschlechtern.

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Auch wenn massive Preissprünge ausbleiben sollten, erwarten wir doch, dass sich die Notierungen über der Marke von 20 US-Cents je Pfund etablieren und in Q4 2013 bei 22 US-Cents je Pfund liegen. Dazu dürfte auch beitragen, dass der Anteil der brasilianischen Zuckerrohrproduktion, die zu Ethanol verarbeitet wird, im kommenden Jahr wieder steigen dürfte, wenn die Beimischungsverpflichtung wie zu erwarten nach der Reduktion im Vorjahr wieder von 20% auf 25% angehoben wird. Auch international dürften steigende Ölpreise die Produktion von Ethanol wieder rentabler machen (Grafik 10).




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