Genussmittel: Brasiliens Erntefortschritt drückt auf Preise

Inzwischen sah sich aber auch die Vereinigung der Zuckermühlen - die ein Interesse daran hat, die Exportkanäle offen zu halten – dazu gezwungen, ihre Prognose auf 24 Mio. Tonnen zurück zu nehmen (Grafik 6). Auch Thailand dürfte nach 10,6 Mio. Tonnen in 2011/12 nun nur noch maximal knapp die 10-Mio.-Tonnen-Marke nehmen.
Andere Beobachter hatten bereits als die ISO früher Schätzungen zur Saison 2012/13 abgegeben und sehen sich nun durch den Regenmangel in Indien zu Abstrichen gezwungen. Zwar liegt etwa Kingsman mit seiner Schätzung eines Überschusses von 6,7 Mio. Tonnen noch über der ISO, hatte zwischenzeitlich aber 17% mehr geschätzt.
Auch in China sind die Zuckerpreise stark gefallen (Grafik 7), was dazu geführt hat, dass die Regierung erhöhte Aufkäufe beschlossen hat. Wenn dieinländischen Preise dadurch steigen, werden für die Zuckerverarbeitungsunternehmen Importe selbst nach Zahlung der Importzölle attraktiver. Dies wirkt über eine Verringerung des Überschusses auf dem internationalen Markt ebenfalls preisstützend.
Nach Einschätzung von Kingsman dürfte China im Kalenderjahr 2012 3,3 Mio. Tonnen Rohzucker und 650 Tsd. Tonnen Weißzucker importieren. Für 2013 erwartet Kingsman dann allerdings, dass nicht über die Quote von 1,94 Mio. Tonnen hinaus importiert wird. Auch in Russland wird weniger Importbedarf gesehen. Mit nur noch 450 Tsd. Tonnen dürfte der einst bedeutende Importeur kaum noch aktiv sein. Denn in diesem Jahr gedeihen die russischen Zuckerrüben sehr gut, so dass bei der Produktivität wie bereits im Vorjahr ein neuer Rekord erreicht werden dürfte. Zur Nr. 1 der Importeure könnte nun Indonesien werden. Die EU-Produktion dürfte 16,5 Mio. Tonnen betragen (-8% gg.Vj.), auch wenn die Produktion in Deutschland mit 4,5 Mio. Tonnen etwa auf Vorjahresniveau liegen dürfte.

Die Perspektive eines zweiten hohen Überschusses in Folge lastet auf den Preiserwartungen: Auch die Terminkurve weist über die nächsten Monate keine höheren Preise als 21 US-Cents auf. Das Klimaphänomen El Niño könnte bald übermäßige Regenfälle in die wichtigsten Anbaugebiete Brasiliens bringen. Damit besteht die Gefahr, dass manche Felder nicht abgeerntet werden könnten und entsprechend einiges Zuckerrohr bis zur nächsten Saison auf den Feldern verbleibt. Dies könnte den Preisen Auftrieb geben. Auch wir sehen allerdings nur begrenztes Preissteigerungspotenzial über die nächsten Monate.
Kakao:
Im August konnte der Kakaopreis, der sich seit Jahresbeginn in einer Spanne von gut 2.200 USD je Tonne und gut 2.400 USD je Tonne bewegt hatte, nach oben ausbrechen. Mit derzeit 2.660 USD je Tonne markiert der Preis in New York ein Zehn-Monatshoch.
Ausschlaggebend hierfür sind Erwartungen, dass insbesondere in Westafrika die nächste Ernte unter der erhöhten Trockenheit leiden könnte. Ghana, das in der Saison 2010/11 damit überrascht hatte, sein ehrgeiziges Ziel von mehr als 1 Mio. Tonnen vorzeitig erfüllt zu haben, ist in der in diesem Monat endenen Saison 2011/12 auf von der Internationalen Kakaoorganisation ICCO geschätzte 860 Tsd. Tonnen zurückgefallen.
Auch für die kommende Saison werden nicht mehr als 840 Tsd. Tonnen erwartet. Im wichtigsten Anbauland Elfenbeinküste fiel die Ernte in der laufenden Saison ebenfalls geringer aus als dieRekordernte des Vorjahres von 1,51 Mio.
Tonnen. Die Angaben für 2011/12 reichen nun von Werten zwischen 1,4 Mio. Tonnen und 1,48 Mio. Tonnen, die Industriekreise melden. Für 2012/13 liegen erste Schätzungen nochmals leicht niediger. Denn auch die Elfenbeinküste hatte wochenlang zu wenig Regen erhalten, was möglicherweise bereits mit dem Klimaphänomen El Niño in Verbindung steht.
Nach Angaben des australischen Wetterdienstes befinden sich die entsprechenden Indikatoren nahe den El-Niño-Grenzwerten. Gleichzeitig schien die Sonne zu wenig, was die Verbreitung einer Pilzkrankheit erleichterte. Insgesamt ist in der mit70% des weltweiten Angebots größten Produzentenregion Afrika nach einem Ernterückgang in 2011/12 von 440 Tsd. Tonnen gegenüber dem Rekordvorjahr (-14%) auch die Perspektive für 2012/13 eingetrübt.
Auf der Nachfrageseite hatten die schwachen Daten für das zweite Quartal - Rückgänge um 18% gegenüber Vorjahr in Europa und um 10% in Nordamerika - nach dem bereits schwachen ersten Quartal die Preise belastet (Grafik 8). Sie waren auch der Hauptgrund dafür, dass die ICCO in ihrem jüngsten Quartalsbericht das Angebotsdefizit für 2011/12 nochmals auf nun 19 Tsd. Tonnen reduzierte, obwohl sie gleichzeitig dieProduktionserwartung für die in einem Monat zu Ende gehende Ernteperiode 2011/12 um 28 Tsd. auf 3,962 Mio. Tonnen nach unten revidierte.
Dies ist nach der Rekordernte aus dem Vorjahr in Höhe von 4,309 Mio. Tonnen aber noch immer die zweitgrößte Ernte aller Zeiten. Gründe für die schwächere Einschätzung liegen vor allem in der monatelang zu trockenen Witterung in Westafrika. Andere Regionen können die resultierenden Verluste nicht wettmachen.
Insgesamt setzt sich am Markt die Erwartung durch, dass das bevorstehende Jahr 2012/13 mit einem weiteren Defizit abschließen dürfte. Dabei reichen die Schätzungen bis zu 100 Tsd. Tonnen (Grafik 9). Dies wäre das zweite Defizit in Folge und von der Größenordnung her bedeutender als die nach einigen Reduktionen nur noch prognostizierten 19 Tsd. Tonnen, die die ICCO für 2011/12 erwartet.

Die Saison 2010/11 hat zwar ein gutes Polster geschaffen, doch ist unklar, inwieweit auch mittelfristig das Angebotso gesteigert werden kann, dass es mit der steigenden Nachfrage aus den Emerging Markets und in besseren Zeiten auch wieder der derzeit nachfrageschwachen Industrieländer mithalten kann. Derzeit allerdings beträgt das Lager-Verbrauchs-Verhältnis noch etwa 45%.
Die Perspektive eines weiteren Marktdefizits sowie die Tatsache, dass bereits jetzt 910 Tsd. Tonnen Kakao aus der Ernte der Elfenbeinküste im Voraus verkauft wurden und bei sich verdunkelnden Produktionsaussichten die Frage der Bedienbarkeit auftritt, dürften die Preise durchschnittlich auf einem höheren Niveau als in der ersten Jahreshälfte halten. Auch die spekulativen Finanzanleger setzen seit Anfang Juli mehrheitlich auf steigende Notierungen für Kakao. Ihre Netto-Long-Positionen liegen derzeit auf einem Niveau wie zuletzt im März 2011.