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Genussmittel: Brasiliens Erntefortschritt drückt auf Preise

13.09.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Daran schließt sich die Frage an, ob die hohen Exportsteigerungen – nach Angaben der Internationalen Kaffeeorganisation wurde weltweit imJuli 22% mehr Robusta-Kaffee exportiert als im Vorjahresmonat und in der bisherigen Saison insgesamt 12% mehr - bald auslaufen werden. Aus Brasilien kam nach Angaben des Kaffeeexportrats in den ersten sieben Monaten des Jahres über 60% weniger Robusta-Kaffee auf den Weltmarkt. Das Land ist selbst ein großer Kaffeekonsument geworden und könnte bald die USA als weltgrößten Konsumenten ablösen.

Die Robusta-Bestände in Lagerhäusern der Londoner Börse Liffe sind seit dem Rekordhoch vom Juli 2011 von über 417 Tsd. Tonnen bzw. 7 Mio. Sack um 67% gesunken. Dagegen sind die Bestände der ICE an Arabica-Kaffee von niedrigemNiveau aus gestiegen und liegen inzwischen auf so hohem Niveau wie seit Herbst 2010nicht mehr. Dies kann als Ausdruck der gedämpften Nachfrage in einigen traditionellen Konsumentenländern interpretiert werden.

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Während bei Robusta in der Saison 2012/13 in etwa ein Gleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage herrschen dürfte, ist bei Arabica angesichts des Hochertragsjahres in Brasilien für 2012/13 ein Überschuss zu erwarten. Dies lässt die spekulativen Finanzanleger auf weiter fallende Preise setzen. In den letzten fünf Wochen haben sie ihre kurz zuvor auf fast Null zurückgefahrenen Netto-Short-Positionen auf den höchsten Stand seit Mai 2007 ausgebaut, was das Risiko von Short-Eindeckungen in sich trägt.

In den kommenden Monaten dürfte immer mehr ins Blickfeld rücken, dass die nächste brasilianische Ernte die eines Niedrigertragsjahres sein wird. Die staatliche Prognoseeinrichtung Conab ist für diese angesichts des insgesamt guten Zustands der Kaffeebäume zuversichtlich. Dennoch wird ein deutlicher Produktionsrückgang zu verzeichnen sein, der auf demArabica-Markt schnell zu einem Defizit führen dürfte. Wir erwarten daher bald anziehende Notierungen.


Zucker:

Ende August ist der Preis für Rohzucker wieder unter die Marke von 20 US-Cents je Pfund gesunken, die er zuletzt Anfang Juni unterschritten hatte. Bis Mitte Juli hatten die Notierungen auf 24 US-Cents zugelegt, da die Erntearbeiten in Brasilien durch starken Regen im Mai und Juni verzögert wurden. Mit anziehender Erntetätigkeit - inzwischen laufen sie bei trockenerer Witterung auf Hochtouren - gaben sie seither wieder nach.

Denn inzwischen wird nicht nur eine raschere Ernte, sondern auch ein höheres Ernteergebnis als lange Zeit erwartet. So erwartet die Zuckerindustrievereinigung Unica für das Hauspanbaugebiet Center-South eine Ernte von mindestens 509 Mio. Tonnen Zuckerrohr nach enttäuschenden 493 Mio. Tonnen in der Vorsaison. Allerdings scheint es, als blieben die Meldungen über Qualitätsprobleme im derzeitigen Umfeld weitgehend unbeachtet. Der Zuckergehalt jedenfalls liegt deutlich unter dem Vorjahreswert, was auf die lange Zeit zu hohe Feuchtigkeit zurückgeht.

Eine größer als erwartete Menge an Zuckerrohr bedeutet daher nicht in gleichem Maße einen Anstieg der damit zu erzielenden Zuckerproduktion, die zudem mit der Verwendung zur Ethanolproduktion konkurriert. Allerdings erwartet Unica allein für Center-South eine Zuckerproduktion von 33,1 Mio. Tonnen, d.h. ein Plus von 5,75% gegenüber dem Vorjahr. Trotz der schwachen Preisentwicklung bei Zucker ist diese Verwendung für die Mühlen nach Angaben des Zuckerhandelshauses Kingsman derzeit lukrativer als die Ethanolproduktion.

Allerdings dürfte Brasilien noch immer erheblich unter der Rekordernte von 2009/10 bleiben, als 40,9 Mio. Tonnen Zucker produziert wurden. Dennoch kann der Anstieg um 3,9 Mio. Tonnen gegenüber der Vorperiode auf nun von der ISO erwartete 38,1 Mio. Tonnen Zucker befriedigen. Dass die Saison 2011/12 mit einem deutlichen globalen Überschuss schließen würde, war bereits lange klar (Grafik 5).

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Unklar war, wie hochdieser ausfallen würde. Gegenüber ihrer aktuellen Einschätzung von Ende August, wonach mit einem Überschuss in Höhe von 5,2 Mio. Tonnen gerechnet werden kann, lag sie in ihren ersten Schätzung niedriger, im Mai dann allerdings höher. Inzwischen liegen auch erste offizielle Schätzungen für die im Oktober international startende Saison 2012/13 vor, zu der die laufende brasilianische Ernte bereits zählt.

Die ISO erwartet für 2012/13 einen weltweiten Überschuss der Produktion über den Verbrauch in Höhe von 5,9 Mio. Tonnen. Anders als in der zu Ende gehenden Saison, in der ein erstmals seit 10 Jahren sinkendes brasilianisches Angebot durch Zuwächse in anderen Regionen mehr als ausgeglichen wurde, ist in 2012/13 auch Brasilien mit einer hohen Ernte vertreten und soll dazu beitragen, dass die Weltproduktion gegenüber dem bisher rekordhohen Vorjahr um 3,9 Mio. Tonnen auf einen neuen Rekordwert von 177,4 Mio. Tonnen steigt.

Produktionsanstiege erwartet die ISO auch für den drittgrößten Exporteur Australien von 4 auf 4,5 Mio. Tonnen Zucker und für den weltgrößten Verbraucher China von 12,5 auf 13,6 Mio. Tonnen. Rückläufig dürfte dagegen die Produktion im zweitgrößten Produzentenland Indien sein, die aufgrund des schwachen Monsuns nach laut ISO 28 Mio. Tonnen in 2011/12 nun auf 26,6 Mio, Tonnen nachgeben dürfte. Andere Quellen setzen allerdings die indische Ernte 2011/12 nur bei gut 26 Mio. Tonnen fest, rechnen aber ebenfalls mit einem Minus von etwa 2 Mio. Tonnen in der kommenden Saison (u.a. der Food Minister Thomas), obwohl die Fläche um 4% ausgedehnt wurde.

Auch dann allerdings soll die heimische Nachfrage intern gedeckt werden können, so dass die Importabgabe von 10% beibehalten wird. Eininterner Überschuss von 1,5 Mio. Tonnen dürfte realistisch sein, der allerdings erst exportiert werden dürfte, wenn in den ersten Monaten des neuen Jahres mehr Klarheit über die dann folgende Ernte herrschen dürfte.




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