• Dienstag, 20 Mai 2025
  • 17:31 Frankfurt
  • 16:31 London
  • 11:31 New York
  • 11:31 Toronto
  • 08:31 Vancouver
  • 01:31 Sydney

Ausblick 2012 - Metalle mit Aufwärtspotenzial

09.01.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 4 -
Zinn:

Neben Kupfer ist Zinn das zweite Industriemetall, das im letzten Jahr zunächst ein Rekordhoch markierte. Dieses wurde Mitte April bei 33.600 USD je Tonne erreicht. Seitdem steht Zinn jedoch stark unter Druck. Als der Preis letztendlich Ende September unter die Marke von 20.000 USD je Tonne fiel, haben die indonesischen Zinnproduzenten sich selbst einen Exportstopp auferlegt, um den Preis zu stützen. Eigenen Angaben zufolge wollte man erst wieder bei einem Niveau von 25.000 USD je Tonne Zinn exportieren. Indonesien ist der weltweit zweitgrößte Zinnproduzent und weltgrößte Exporteur mit einem Marktanteil von 35%.

Wie die Daten des indonesischen Handelsministeriums zeigten, wurde von September bis November tatsächlich deutlich weniger Zinn als in den Vormonaten ausgeführt (Grafik 11). Allerdings erlaubte der Verband der indonesischen Zinnproduzenten einigen Unternehmen, ihren vertraglichen Verpflichtungen nachzukommen. Dies führte dazu, dass der Exportstopp untergraben und die Bemühungen zur Preisstützung konterkariert wurden. Industriekreisen zufolge sollen die Zinnexporte mittlerweile fast uneingeschränkt wieder aufgenommen worden sein. Die geforderten 25.000 USD je Tonne dürften daher kaum noch erreicht werden.

Der globale Markt dürfte also in diesem Jahr ausreichend mit Zinn versorgt sein. Auch langfristig besteht laut Aussagen des International Tin Research Institutes (ITRI) kein Grund zur Sorge. Denn in den nächsten 5-10 Jahren sollen rund 60 neue Minen mit einer Gesamtkapazität von 100 Tsd. Tonnen an den Markt kommen. Dies überkompensiert das erwartete Nachfragewachstum von jährlich 4-5% bis 2015. Dann soll die globale Zinnnachfrage laut ITRI ein Niveau von 400 Tsd. Tonnen erreichen.

Wir sehen für Zinn nur moderates Aufwärtspotenzial und erwarten zum Jahresende 2012 einen Preis von 22.000 USD je Tonne.

Open in new window

Stahl:

Der Verlauf des konjunktursensitiven Stahlpreises war im letzten Jahr zweigeteilt. So konnte der Preis für warmgewalzten Stahl zunächst noch bis Mitte März auf ein 2½-Jahreshoch kräftig zulegen. Anschließend kam er jedoch stark unter Druck. Der seitdem nahezu ununterbrochene Abwärtstrend ließ den Preis vor dem Hintergrund der aufgekommenen Konjunkturrisiken bis Ende Dezember um 20% auf gut 670 USD je Tonne fallen. Der LME-Stahlpreis vollzog diese Entwicklung nicht nach, sondern zeigte sich bis Mitte September - trotz hoher Volatilität - relativ robust. Dies dürfte u.a. an den Preisen für Stahlschrott gelegen haben, die ebenfalls ein beachtliches Niveau verteidigen konnten und zu denen der LME-Preis einen hohen Gleichlauf aufweist (Grafik 12). Erst in den letzten Monaten wurde auch LME-Stahl in Mitleidenschaft gezogen.

Die Stahlproduzenten haben auf die Eintrübung der Wirtschaft und den damit verbundenen Rückgang der Nachfrage reagiert und die Kapazitätsauslastung stark reduziert. Teilweise wurden Hochöfen sogar komplett stillgelegt. Am deutlichsten ist dies in China ersichtlich. Dort sank die Stahlproduktion im November laut Angaben des Nationalen Statistikbüros im Vergleich zum Vormonat um fast 9% auf 49,88 Mio. Tonnen. Dies stellt den niedrigsten Wert seit September 2010 dar. Sie lag damit zugleich 17% unter dem im Mai verzeichneten Rekordniveau. Aber auch außerhalb Chinas, wie z.B. in Deutschland, kam es zu merklichen Produktionskürzungen.

Hierzulande hat die Stahlproduktion im November mit 3,45 Mio. Tonnen gemäß Daten der Wirtschaftsvereinigung Stahl das bislang niedrigste Niveau im letzten Jahr erreicht. Weltweit ist die Stahlproduktion Daten des Weltstahlverbands zufolge im November auf ein 12-Monatstief von 115,5 Mio. Tonnen gefallen. Die Kapazitätsauslastung sank auf ein 15-Monatstief von 73,4%, nachdem die Verbraucher verstärkt auf eigene Lagerbestände zurückgegriffen haben und sich mit neuen Aufträgen zurückhalten (Grafik 13).

Trotz der strukturellen Überkapazitäten am globalen Stahlmarkt dürften die jüngsten Produktionskürzungen nicht nachhaltig sein und schnell wieder aufgeholt werden, sobald sich das konjunkturelle Umfeld aufhellt. Dazu dürfte auch der ebenfalls stark gesunkene Eisenerzpreis beitragen, der die Kostenbasis der Stahlhersteller entlastet. Das chinesische Ministerium für Industrie und Informationstechnologie erwartet, dass China in diesem Jahr 697 Mio. Tonnen Eisenerz importieren wird, 7% mehr als im letzten Jahr. Dies spricht für relativ hohe Produktionsraten bei den Stahlherstellern in diesem Jahr und dürfte einer deutlichen Erholung der Stahlpreise im Wege stehen. Wir erwarten daher bis Ende 2012 einen moderaten Anstieg des LME-Stahlpreises auf 580 USD je Tonne. Stark rückläufige chinesische Stahlpreise könnten selbst den von uns prognostizierten nur moderaten Preisanstieg von LME-Stahl noch bremsen.

Open in new window

Auf einen Blick

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)