Ausblick 2012 - Metalle mit Aufwärtspotenzial


Nickel:
Nickel verzeichnete unter den Industriemetallen im letzten Jahr mit die höchsten Verluste. Mit 16.550 USD je Tonne wurde Ende November ein 2-Jahrestief erreicht. Ähnlich wie Aluminium handelt Nickel damit unter den Grenzkosten der Produktion. Diese werden auf 18.000-20.000 USD je Tonne geschätzt - bei diesem Niveau sind 10-15% der weltweiten Kapazitäten unprofitabel -, in einigen Fällen liegen sie auch darüber. Damit sich die Produktion des in China hergestellten Nickelroheisens (sog. Nickel pig iron, NPI) rechnet, werden sogar ca. 25.000 USD je Tonne benötigt. Die vom staatlichen Research-Institut Antaike geschätzten NPI-Produktionskapazitäten in China von 500 Tsd. Tonnen dürften aktuell weitgehend still liegen.
Ein Blick auf die Lagerstatistik zeigt, dass die Nachfrage im letzten Jahr relativ robust war. Denn die LME-Vorräte sind binnen Jahresfrist um 34% auf 90 Tsd. Tonnen gesunken. Dies hat dazu geführt, dass der globale Nickelmarkt 2011 aller Voraussicht nach in ein Angebotsdefizit gerutscht ist. Das hat jedoch den starken Preisverfall nicht verhindern können und dürfte zudem nur von kurzer Dauer gewesen sein. Denn zum einen sieht sich die Edelstahlindustrie einer schwächeren Nachfrage gegenüber.
Zum anderen sind bereits neue Minenprojekte mit umfangreichen Produktionskapazitäten in Betrieb genommen worden oder werden bald gestartet. Daher dürfte es am globalen Nickelmarkt laut Einschätzung des Research-Instituts Brook Hunt in diesem Jahr zu einem Angebotsüberschuss von 47 Tsd. Tonnen kommen (Grafik 8). Dieser dürfte deutlichen Preissteigerungen von Nickel im Wege stehen.
Der Nickelpreis dürfte im Laufe des Jahres wieder in Richtung seiner Produktionskosten - und durchaus ein Stück darüber hinaus - steigen. Ende 2012 sehen wir den Preis bei 21.100 USD je Tonne. Sollte es wie schon in der Vergangenheit zu Verzögerungen bei den neuen Projekten kommen, könnte der Preisanstieg stärker ausfallen.
Zink:
Nachdem der Zinkpreis lange Zeit im letzten Jahr von hoher Volatilität geprägt war, bewegt er sich seit Ende September weitgehend in einem übergeordneten Seitwärtstrend zwischen 1.800 und 2.000 USD je Tonne. Im letzten Jahr dürfte der globale Zinkmarkt gemäß Angaben der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) noch einen Angebotsüberschuss von 317 Tsd. Tonnen aufgewiesen haben. Dieser sollte aber in diesem Jahr merklich abgebaut werden (Grafik 9). Während das Research-Institut Brook Hunt von einem Überschuss von 228 Tsd. Tonnen ausgeht, erwartet die ILZSG einen Angebotsüberhang von “nur“ 135 Tsd. Tonnen.
Der Hauptgrund für die Einengung der Marktbilanz ist die Schließung von erschöpften Minen und veralteten Produktionsanlagen. In China findet derzeit z.B. eine Restrukturierung des Zink- und Bleisektors statt. Die geringeren Kapazitäten werden nicht im notwendigen Maße ersetzt. Daher bleibt das globale Angebotswachstum mit +2,7% laut ILZSG 2012 hinter der Ausweitung der Nachfrage (+3,9%) zurück. Das Anziehen der Nachfrage war bereits schon in sinkenden Lagerbeständen ersichtlich. So sind die LME-Vorräte von ihrem 16-Jahreshoch Mitte Juli zwischenzeitlich um 18% auf gut 736 Tsd. Tonnen gefallen, bevor ein erneuter Lageraufbau einsetzte. Auch an der SHFE ist seit einigen Monaten ein Lagerabbau zu beobachten.
Der Trend eines stetig wachsenden Angebotsüberschusses der letzten fünf Jahre scheint gestoppt. Das Angebots-Nachfrage-Verhältnis dürfte sich weiter einengen. Dies sollte dem Zinkpreis Unterstützung geben. Wir erwarten Ende 2012 einen Preis von 2.150 USD je Tonne.

Blei:
Blei weist aktuell eine ähnliche Situation wie das Schwestermetall Zink auf. Noch ist der globale Bleimarkt gemäß Einschätzung der ILZSG mit 188 Tsd. Tonnen im Angebotsüberschuss. Aus denselben Gründen wie bei Zink soll dieser jedoch im laufenden Jahr auf 97 Tsd. Tonnen reduziert werden.
Insgesamt betrachtet schwächt sich die Wachstumsdynamik jedoch 2012 gegenüber 2011 ab. Die ILZSG geht aber wie bei Zink davon aus, dass auch das Wachstum der globalen Bleinachfrage mit 4% die Ausweitung des Angebots (+3,1%) übersteigt (Grafik 10). Vor allem in China könnte die Nachfrage wieder stark anziehen, denn dort haben die meisten der Batteriefabriken mittlerweile wieder geöffnet, nachdem sie von der Regierung die umweltpolitische Genehmigung erhalten haben.
Laut Aussagen des Verbands der Batterieproduzenten wurden fast 90% der Kapazitäten vorübergehend geschlossen, da sie nicht die erforderlichen Umweltauflagen erfüllten. Das Durchgreifen der chinesischen Regierung erfolgte, weil erneut bei Hunderten von Anwohnern im Umfeld der Fabriken Bleivergiftungen festgestellt wurden. Die Batterieproduzenten stehen in China für rund 80% der inländischen Bleinachfrage und China macht wiederum 45% der weltweiten Nachfrage aus.
Ähnlich wie für Zink sehen wir für Blei in diesem Jahr aufgrund der Einengung der Marktbilanz Aufwärtspotenzial. Wir gehen daher bis Ende 2012 von einem Preisanstieg auf 2.250 USD je Tonne aus.