Ausblick 2012 - Metalle mit Aufwärtspotenzial

Nach dem starken Preisverfall im August und September handelt Kupfer weitgehend in einem übergeordneten Seitwärtstrend zwischen 7.000 und 8.000 USD je Tonne. Erste Ausbruchversuche nach oben im Dezember scheiterten zwar noch, dürften aber demnächst erfolgreich sein. Denn fundamental kann der Preisrückgang nicht erklärt werden. So zeigt sich die reale physische Nachfrage von der trüben Stimmung der Marktteilnehmer und der akuten Schuldenprobleme in der Eurozone relativ unbeeindruckt. Dies wird u.a. durch die Lagerstatistiken der LME und SHFE sowie der Handelsstatistik der chinesischen Zollbehörde bestätigt).
Neben der relativ robusten Nachfrageseite engt sich die Marktbilanz stark von der Angebotsseite her ein. So wird die Verfügbarkeit von Kupfer durch operative Probleme wie geringere Metallgehalte in den Erzen, ungünstige Wetterbedingungen und vor allem durch die seit Monaten andauernden Streiks in den wichtigsten Produzentenländern eingeschränkt. Die Kupferminenproduktion in Chile, dem mit einem Marktanteil von 34% weltweit größten Produzentenland, lag in den ersten 11 Monaten des letzten Jahres bereits knapp 4% unter dem Vorjahr (Grafik 4).
Das Research-Institut Brook Hunt erwartet trotz mehrfacher Revisionen für 2011 immer noch ein globales Angebotsdefizit von über 200 Tsd. Tonnen. Und auch 2012 dürfte die Nachfrage das Angebot um 40 Tsd. Tonnen übertreffen. Die International Copper Study Group (ICSG) sieht für das laufende Jahr sogar eine noch stärke Anspannung: Sie rechnet mit einem Angebotsdefizit von 256 Tsd. Tonnen. Das anhaltende strukturelle Angebotsdefizit sollte den Kupferpreis unterstützen.
Unterstützend sollte auch der gegenwärtige Pessimismus der spekulativen Finanzanleger wirken. Diese haben aufgrund der unsicheren gesamtwirtschaftlichen Wachstumsperspektiven und der hohen Nervosität an den Märkten ihre Wetten auf steigende Kupferpreise stark reduziert. Laut CFTC-Statistik zur Marktpositionierung sind die Finanzanleger seit September erstmals seit Sommer 2009 wieder per Saldo negativ gestimmt (Grafik 5). Der hohe Pessimismus der Finanzanleger war in der Vergangenheit stets ein guter Kontraindikator. Eine kleine Verbesserung der Marktlage und -stimmung kann in einer solchen Situation einen starken Preisanstieg hervorrufen.
Die positiven Aussichten für den Kupferpreis werden durch eine weitere Großübernahme im Sektor unterstrichen: Das polnische Minenunternehmen KGHM hat ein Übernahmeangebot in Höhe von rund 2,9 Mrd. CAD für den kanadischen Minenproduzenten Quadra FNX Mining unterbreitet. Wir gehen davon aus, dass sich die Konsolidierung im Minensektor fortsetzen wird, wobei eine höhere Konzentration auf der Produzentenseite mittel- bis langfristig preisstützend wirken dürfte.
Unserer Meinung nach weist Kupfer unter den Industriemetallen nach wie vor die besten fundamentalen Rahmendaten auf. Die Nachfrage zeigt sich trotz Konjunktursorgen sehr robust und dürfte in den kommenden Jahren weiter zunehmen. Auf der Angebotsseite helfen neue Produktionsstätten wie z.B. in Sambia lediglich, rückläufige Produktionsraten in bestehenden Minen auszugleichen und tragen nicht zu einer Ausweitung des Angebots bei. Kupfer dürfte daher hohes Aufwärtspotenzial besitzen und sollte Ende 2012 bei 8.650 USD je Tonne handeln.

Aluminium:
Aluminium ist Ende November zum ersten Mal seit 15 Monaten wieder unter die Marke von 2.000 USD je Tonne gerutscht. Mit 1.956 USD wurde kurzzeitig sogar der niedrigste Stand seit Juli 2010 verzeichnet. Das bedeutet gleichzeitig auch, dass das Leichtmetall deutlich unter den Grenzkosten der Produktion handelt. Denn diese werden in China, dem mit einem Marktanteil von 40% mit Abstand weltweit größten Aluminiumproduzenten, auf rund 2.300 USD je Tonne geschätzt.
Der Datenanbieter Shanghai Metals Market (SMM) setzt die Grenzkosten der Produktion sogar mit 16.000 RMB je Tonne an. Dies entspricht beim aktuellen Wechselkurs rund 2.500 USD je Tonne. SMM geht daher davon aus, dass die meisten chinesischen Aluminiumproduzenten schon seit einiger Zeit nicht mehr profitabel arbeiten können. Es sollte somit zu weiteren über die bereits schon bekannten Produktionskürzungen hinaus kommen, die im Endeffekt den Preis stützen sollten.
Doch trotz der niedrigen Preise ist am globalen Aluminiummarkt kein Ende der hohen Angebotsüberschüsse in Sicht. Laut Einschätzung des staatlichen chinesischen Research-Instituts Antaike wird allein China in diesem Jahr einen Überschuss von 250 Tsd. Tonnen aufweisen. Die Produktion dürfte dabei stärker als zunächst erwartet um 12% auf 21,95 Mio. Tonnen steigen. Damit würde sogar die schon sehr hohe letztjährige Wachstumsrate übertroffen. Auf globaler Ebene erwartet das Research-Institut Brook Hunt für 2012 einen Angebotsüberschuss von mehr als 1 Mio. Tonnen.
Die hohen Überschüsse machen sich auch wieder zunehmend in steigenden Lagerbeständen bemerkbar. In den Lagerhäusern der LME sind die Aluminiumvorräte Anfang Januar sogar auf einen Rekordwert von 4,98 Mio. Tonnen gestiegen (Grafik 6). Und auch die Börse Shanghai berichtet seit einigen Wochen von wachsenden Beständen. Seit Ende September haben sich die Aluminiumvorräte dort auf rund 208 Tsd. Tonnen mehr als verdoppelt. Der Lageraufbau relativiert sich etwas, da die Vorräte zuvor binnen eines Jahres um 84% reduziert wurden.
Doch es gibt auch Aspekte, die einen höheren Aluminiumpreis rechtfertigen. So erwarten z.B. Rio Tinto und Alcoa, zwei der weltweit größten Aluminiumproduzenten, in den kommenden Jahren ein globales Nachfragewachstum von 5-6% p.a. Dies dürfte zu einem strukturellen Primärmarktdefizit führen. Wir sind langfristig positiv gestimmt für den Aluminiumpreis, während viele Marktteilnehmer Aluminium angesichts der Produktionsüberschüsse und der hohen Lagerbestände als unattraktiv erachten.
Einem starken Preisrückgang stehen vor allem die hohen Energiekosten im Wege. Denn Aluminium weist eine relativ hohe Korrelation zu Rohöl auf (Grafik 7). Dies ist nicht verwunderlich, da zur Herstellung von einer Tonne Aluminium rund 14 MWh Strom benötigt werden und die verschiedenen Energieträger untereinander meist gut korrelieren. Auch die zunehmende Verknappung von Bauxit, dem Ausgangsrohstoff für die Aluminiumherstellung, macht sich bemerkbar. Hier hat China die Importe im letzten Jahr deutlich ausgeweitet. Gemäß Daten der chinesischen Zollbehörde stiegen diese in den ersten elf Monaten im Vergleich zum Vorjahr um 49% auf gut 40 Mio. Tonnen.