Edelmetalle Aktuell

Der hohe Silberpreis forderte unterdessen ein paar prominente Opfer: Nachdem das Bundesfinanzministerium ja schon 2010 beschlossen hatte, den Silbergehalt der 10-Euro-Gedenkmünzen zukünftig von 925 auf 625/1000 abzusenken, damit der Material- unter dem Nennwert bleibt, reicht durch den andauernden Silberpreisanstieg mittlerweile auch diese Maßnahme nicht länger aus. Der reine Silberwert läge jetzt schon wieder bei über € 9, angesichts der Kosten für die Herstellung und den Vertrieb der Münzen würde das Finanzministerium damit Geld verbrennen, anstatt zusätzliche Einnahmen für die Staatskasse zu generieren.
Aus diesem Grund wurde jetzt die nächste für den 5. Mai geplante Ausgabe zum Thema “125 Jahre Automobil“ auf unbestimmte Zeit verschoben. Laut Pressemeldungen werden im Finanzministerium nun verschiedene Optionen durchgespielt, die von einer reinen Verschiebung über eine weitere Verwässerung des Silbergehalts bis hin zu einer kompletten Einstellung der Münzausgabe reichen. Der Materialwert der bis letztes Jahr für 10 Euro verkauften Sondermünzen mit dem hohen Silbergehalt lag gestern übrigens bei über 15 Euro; für Anleger kein schlechtes Geschäft, zumal der Wert der Münze ja nicht unter den Nennwert fallen kann.
Platin
Ein weiteres heftiges Erdbeben in Japan sorgte bei den beiden wichtigsten Platinmetallen zum Ende der vergangenen Woche für einen Preisrückgang, der sich so bei Gold und Silber nicht wiederspiegelte.
Dahinter steckt sicherlich auch die nicht ganz unbegründete Angst vor einem Rückschlag für die weltweite Autoproduktion in diesem Jahr infolge des katastrophalen Erdbebens. Noch immer sind zahlreiche Autofabriken in Japan geschlossen und fehlende Zulieferteile machen die Wiederaufnahme der Produktion zu einem Vabanque-Spiel. Honda rechnet z.B. damit, dass die eigenen Fabriken frühestens wieder in “zwei bis drei Monaten“ normal laufen könnten. Von Toyota hieß es, dass bis Ende des Monats zwar alle Fabriken wieder arbeiten könnten, aufgrund des Teilemangels werde die Produktion dann aber vorerst nur bei 50% des gewohnten Niveaus liegen.
Vor diesem Hintergrund sind die jüngsten Erfolgsmeldungen bezüglich des weltweiten PKW-Absatzes mit etwas Vorsicht zu genießen. Die letzten Zahlen von März waren nicht schlecht, konnten aber mit noch vollen Lagern erzielt werden. Es bleibt abzuwarten, ob dies im April noch wiederholt werden kann.
Aus den USA wurde für März immerhin eine Steigerung des PKW-Absatzes um 17% gegenüber dem Vorjahr auf eine errechnete Jahresrate von jetzt 13,1 Mio. Fahrzeugen vermeldet. Und auch in Deutschland sind die Neuzulassungen im März kräftig gestiegen. Gegenüber dem Vorjahresmonat legten die Verkäufe um 11% auf 328.000 Autos zu. Im gesamten ersten Quartal 2011 wurden 763.000 Wagen neu zugelassen und damit 14 Prozent mehr als im gleichen Zeitraum des Vorjahres.
Wo viel Licht ist, gibt es auch etwas Schatten: Die Zeiten ungebremsten Wachstums auf Chinas Automarkt scheinen erst einmal vorbei zu sein. Der PKW-Absatz lag nach Auskunft der Vereinigung der lokalen Automobilhersteller (CAAM) im März mit 1,35 Mio. Autos “nur“ um 6,5% über dem Vorjahreswert. Im Februar war das Plus zwar noch kleiner gewesen und zwar auf dem niedrigsten Stand der letzten beiden Jahre; für den letzten Monat war aber eigentlich ein wieder deutlich höheres Wachstum erwartet worden. Für das gesamte erste Quartal verzeichnete China noch ein Wachstum von 9,1%. Diese Rate gilt es nun in den Folgemonaten zu verteidigen, was nicht ganz leicht fallen dürfte.
In den nächsten Tagen wird es dem Platin wieder deutlich schwerer als Gold fallen, das positive Momentum aufrechtzuerhalten. Mit Blick auch auf das charttechnische Umfeld wären wir nicht überrascht, wenn der Preis in absehbarer Zeit die Marke von 1.700 $ je Unze testen würde.
Eine sich möglicherweise verschärfende Diskussion in Europa hinsichtlich einer Erhöhung der Mineralölsteuer für Dieselkraftstoff ist dabei noch gar nicht berücksichtigt. Diese würde dem weißen Metall einen schweren Schlag versetzen, weil dann nicht nur Benzinmotoren konkurrenzfähiger werden würden, sondern vor allem auch Gasantriebe, die zumindest in Deutschland noch ein Mauerblümchendasein führen.
Palladium
Das Palladium hat sich in den letzten Tagen weitgehend parallel zum Platin entwickelt. Anfänglichen Gewinnen bis auf ein Niveau von fast 800 $ folgte nach dem jüngsten Beben in Japan ein Einbruch auf 765 $ je Unze.
Hier konnte sich das Metall aber wieder fangen und stieg dann, vor allem den Vorgaben von Gold und Silber folgend - noch einmal rasch an. Dabei hat es die Marke von 800 $ sogar knapp überstiegen, allerdings nur, um anschließend rasch wieder 35 $ abzugeben.
Die hohe Volatilität spiegelt wohl die momentane Nervosität der Anleger und Spekulanten ganz gut wieder, die einerseits Meldungen über eine bis dato gute industrielle Nachfrage und ein rückläufiges Angebot aus Russland vernehmen können, die andererseits aber auch die Nachrichten aus Japan und China (siehe oben) verfolgen müssen und sich vielleicht fragen, ob das Verfünffachen des Preises in den letzten 2½ Jahren mit Blick auf die sich verstärkenden Risiken für die Weltwirtschaft vielleicht nicht doch übertrieben war.
Wir wären nicht überrascht, wenn sich der Preis in den nächsten Wochen erst einmal südwärts entwickelt, die Marke von 720 $ ist dabei ein wichtiger Meilenstein. Sollte sie durchstoßen werden, lägen die nächsten Kursziele bei 684 $ und darunter dann bei 625 $ je Unze. Falls es zu keinen gravierenden Einschnitten bei der Entwicklung der Weltwirtschaft kommt, wären spätestens das ein Niveau, auf dem sich industrielle Endverbraucher wieder längerfristig eindecken könnten.
An der fundamental relativ guten Lage für das Palladium hat sich nämlich unserer Meinung nach nichts geändert, auch der Umstand, dass das Metall in seiner industriell genutzten Form Schwamm Aufpreis kostet, unterstreicht dies.
Rhodium, Ruthenium, Iridium
Ausgesprochen ruhig verläuft zurzeit das Geschäft mit den sog. kleinen Platinmetallen.
Das geringe Interesse zeigt sich auch an dem enger werdenden Abstand zwischen Geld- und Briefkurs, der im Moment bei Rhodium im Interbankenmarkt auf $ 50 geschrumpft ist. Das teuerste Edelmetall notiert dort jetzt bei 2.325 $ - 2.375 $ je Unze, ohne dass es dadurch zu größeren Umsätzen käme.
Ähnlich sieht es bei Ruthenium (unverändert bei 170 $ - 180 $) und bei Iridium aus; letzeres liegt bei 975 $ - 1.075 $ je Unze.
© Wolfgang Wrzesniok-Roßbach
Heraeus Metallhandelsgesellschaft mbH
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