Industriemetalle: Metallpreise steigen auf Fünfmonatshoch

Die physische Marktlage wird aktuell bei den meisten NE-Metallen durch eine hohe Nachfragedynamik, fallende Lagerbestände und eine Verflachung der Terminkurven beschrieben. Mit der Ausnahme von Zink und Blei verzeichnen inzwischen alle NE-Metalle einen mehr oder weniger stark ausgeprägten Lagerabbau, was auf das Vorliegen eines Marktdefizits hindeutet. Am deutlichsten sichtbar wird dies bei Zinn, dessen LME-Bestände sich im Jahresverlauf auf nunmehr rund 13.000 t bzw. 14 Tage des Weltverbrauchs halbiert haben.
Der Lagerrückgang korrespondiert mit einem erwarteten Angebotsdefizit für 2010 von etwa 17.000 t (lt. ITRI) bzw. 5% der Jahresnachfrage. Aber auch der weitaus größere Kupfermarkt weist inzwischen spürbare Verknappungsanzeichen auf, weshalb das Contango am vorderen Ende der Terminkurve inzwischen fast gänzlich verschwunden ist. Bereits im ersten Halbjahr 2010 wies Kupfer nach ICSG-Angaben ein Marktdefizit von knapp 300.000 t auf. Und nachdem die Kupferlager entgegen dem saisontypischen Muster auch in den Sommermonaten weiter rückläufig waren, deutet einiges auf ein noch höheres Defizit für das Gesamtjahr hin.

Ausblick: Erste Engpässe für 2011 erwartet
Mit dem u.E. robusten Makroumfeld, der weiterhin überdurchschnittlich hohen Importnachfrage Chinas, den sinkenden Lagerbeständen und der Verknappung an den physischen Märkten sprechen momentan nahezu alle Faktoren für eine Fortsetzung des Metallpreisaufschwungs. Die derzeit heiß diskutierte und für das Jahresende erwartete Einführung physisch hinterlegter Basismetall-ETFs/ETCs könnte für zusätzlichen Zündstoff sorgen, da die Investoren hierüber erstmals Einfluss auf die reale Angebots-Nachfrage-Situation an den Metallmärkten bekommen.
Angesichts der raschen Preissteigerungen in den vergangenen Wochen und der damit eingetretenen Überhitzung halten wir einen zwischenzeitlichen Rücksetzer zwar nach wie vor für wahrscheinlich. Mittelfristig werden die Basismetallnotierungen unserer Meinung nach und in unterschiedlichem Ausmaß aber weiter anziehen. In Relation zur Nachfrage verfügen derzeit insbesondere Blei (2% der globalen Jahresnachfrage), Kupfer (3%) und Zinn (4%) nur über niedrige Lagerbestände. Im Falle der beiden letztgenannten rechnen wir auch für das kommende Jahr mit einem Marktdefizit, so dass sich die Verfügbarkeit hier weiter verschlechtern dürfte und die Weltmarktpreise durchaus neue Rekordstände markieren könnten.

© Sven Streitmayer
Commodity Analyst
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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