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Industriemetalle: Preiskorrektur kommt später als erwartet

28.04.2010  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Aluminium:

Zwar wird die globale Nachfrage in diesem Jahr noch maßgeblich durch China unterstützt, allerdings erwarten wir zum einen einen baldigen Rückgang der Importe, zum anderen wird auch die Produktion deutlich ausgeweitet. Außerhalb Chinas erholt sich die Nachfrage nur langsam, in Teilen wie z.B. der Automobilindustrie wurde sie zudem künstlich durch staatliche Förderprogramme herbeigeführt, so dass die Nachhaltigkeit in Frage gestellt werden muss. In China selbst könnte die Nachfrage laut Einschätzung des größten chinesischen Aluminiumproduzenten, Chinalco, in diesem Jahr um 20% auf rund 17 Mio. Tonnen steigen. Weniger optimistisch schätzt das chinesische Research-Unternehmen Antaike die Lage ein: Es sieht die Nachfrage in China in diesem Jahr bei "nur" 15,9 Mio. Tonnen. In jedem Fall hätte sich die weltweite Nachfrage ohne China nur moderat erholt (Grafik 6).

Noch schneller als die Nachfrage erhöht sich derzeit im Zuge der hohen Preise das Angebot. Gemäß Schätzungen von Antaike wird China in diesem Jahr 17 Mio. Tonnen Aluminium herstellen und somit für einen lokalen Überschuss von mehr als 1 Mio. Tonnen sorgen. Im März wurde die Produktion auf ein neues Rekordhoch von 1,36 Mio. Tonnen gesteigert. Im Zuge dessen dürfte China 2010 wieder zum Netto-Exporteur werden und 300 Tsd. Tonnen Aluminium netto ausführen. Der US-amerikanische Aluminiumproduzent Alcoa erwartet einen globalen Angebotsüberschuss von 1,2 Mio. Tonnen. Im letzten Jahr betrug dieser laut Daten von WBMS gut 940 Tsd. Tonnen.

Zur Ausweitung des globalen Angebots tragen ebenso neue Raffinerien bei, die kürzlich in Betrieb genommen wurden bzw. deren Inbetriebnahme noch bevorsteht. Vor allem im Mittleren Osten wird die Produktion aufgrund niedrigerer Stromkosten und der Nähe zum Hauptabnehmer China derzeit kräftig ausgebaut. In den VAE wurde der Betrieb in der weltweit größten Aluminiumraffinerie mit einer Kapazität von 1,4 Mio. Tonnen p.a. aufgenommen. Im Nachbarland Katar entsteht derzeit ebenfalls eine Raffinerie mit einer Startkapazität von knapp 600 Tsd. Tonnen. Der Mittlere Osten dürfte in drei Jahren rund 10% der weltweiten Aluminiumproduktion ausmachen.

Dem gegenüber stehen mögliche Schließungen von Raffinerien in Europa, vor allem aufgrund steigender Stromkosten. Gemäß Angaben des europäischen Aluminiumverbandes könnten bis 2013 zwei Drittel der Kapazitäten stillgelegt werden. In Europa wurden im letzten Jahr ungefähr 4 Mio. Tonnen Aluminium produziert.

Kurzfristig dürfte dies jedoch kaum Auswirkungen auf das Angebot haben, so dass die Lagerbestände weiter steigen sollten. In den Lagerhäusern der LME stagnieren sie mit aktuell 4,55 Mio. Tonnen seit Monaten nahe des Rekordhochs, in denen der Börse Shanghai haben sie zuletzt Woche für Woche neue Höchststände markiert (Grafik 7). Außerhalb der börsenregistrierten Lagersysteme in China liegen Angaben von CBI China zufolge weitere rund 600 Tsd. Tonnen Aluminium. Da einige lokale Lagerhäuser an ihre Kapazitätsgrenzen stoßen, muss auf andere Regionen ausgewichen werden. Nach wie vor sind laut Schätzungen von CRU 60-70% der Börsenlagerbestände durch langfristige Finanztransaktionen gebunden und stehen dem Markt daher nicht zur Verfügung. Allerdings könnten diese im Laufe des Jahres auf den Markt kommen und so das Angebot zusätzlich ausweiten.

Der Aluminiummarkt bleibt somit gut versorgt, der hohe Preis kann fundamental nicht gerechtfertigt werden. Wir gehen daher von einer Korrektur auf durchschnittlich 2.050 USD je Tonne im dritten Quartal aus. Anschließend dürfte sich der Preis wieder erholen.

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