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Industriemetalle: Preiskorrektur kommt später als erwartet

28.04.2010  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Nach wie vor scheinen die spekulativen Finanzanleger das Heft in der Hand zu halten. Nach einem kurzfristigen Rückgang der Netto-Long-Positionen an der COMEX Ende Januar / Anfang Februar wurden diese in den letzten Wochen schnell wieder aufgebaut. Mit knapp 30 Tsd. Kontrakten liegen sie mittlerweile nur noch marginal unter dem im Januar markierten Allzeithoch. Dass das Interesse der Finanzinvestoren nicht nur an der COMEX hoch ist, spiegelt sich auch in der Anzahl der ausstehenden Futures-Kontrakte (s.g. open interest) an der Londoner Metallbörse LME wider. Mit knapp 290 Tsd. ausstehenden Kontrakten bei Kupfer sind diese kürzlich auf ein Rekordniveau gestiegen (Grafik 3).

Auch bei Nickel, Zink und Blei haben sich die ausstehenden Futures-Kontrakte zuletzt deutlich erhöht. Das hohe Investoreninteresse dürfte die Metallpreise zunächst weiter unterstützen. Je länger die Investoren allerdings das Heft bei den Industriemetallen in der Hand halten, desto größer wird das Korrekturpotenzial. Einen Vorgeschmack, was passieren kann, wenn sich die spekulativen Finanzanleger vom Markt zurückziehen, gab es bereits Ende Januar: Die Metallpreise sind innerhalb von nur vier Wochen um bis zu 30% eingebrochen.

Wir gehen nach wie vor von einer deutlichen Korrektur der Metallpreise aus, erwarten diese nun allerdings erst in den Sommermonaten. Die Preise haben unseres Erachtens nach oben überschossen und die noch schwachen fundamentalen Rahmendaten sind nicht ausreichend in den Preisen reflektiert. Nach der antizipierten Korrektur, die sich in unseren Prognosen für das dritte Quartal widerspiegelt, dürften sich die Preise anschließend erholen und bis Ende 2011 wieder steigen (siehe Prognosen auf Seite 5).


Ausgewählte Industriemetalle im Einzelnen

Nickel:

Mit einer Preisentwicklung von +45% weist Nickel unter den Industriemetallen in diesem Jahr bislang mit Abstand die beste Performance auf. Bei über 27.500 USD je Tonne wurde vor kurzem ein Zweijahreshoch markiert. In den letzten zwölf Monaten hat sich der Preis damit mehr als verdoppelt. Was hat zu diesem rasanten Anstieg geführt und wie geht es weiter?

Der Nickelpreis ist von seinem zwischenzeitlichen Hoch von über 33.000 USD je Tonne im Frühjahr 2008 im Vergleich zu den anderen Metallen überproportional eingebrochen, so dass das Aufholpotenzial bei Nickel größer war. Zudem haben, wie bei den meisten anderen Metallen auch, die Finanzanleger das Heft in die Hand genommen. Die Anzahl der ausstehenden Futures-Kontrakte an der LME liegt mittlerweile bei knapp 99 Tsd. Kontrakten und nur geringfügig unter dem Allzeithoch.

Fundamental betrachtet könnte der Nickelmarkt in diesem Jahr zum ersten Mal seit vier Jahren wieder ein Angebotsdefizit aufweisen. Dies ist auf zwei Faktoren zurückzuführen: Zum einen erholt sich derzeit die Edelstahlbranche deutlich, die mit ca. 70% der größte Abnehmer von Nickel ist und hart von der Wirtschaftskrise getroffen wurde. Nach einer vorübergehenden Reduzierung der Produktion wurde die Auslastung der Kapazitäten schnell wieder erhöht (Grafik 4). Vor allem in China operieren die Fabriken mittlerweile nahezu bei Vollauslastung. Gemäß Einschätzung des Research-Unternehmens CRU könnte sich die globale Edelstahlproduktion in diesem Jahr um 15% auf 29 Mio. Tonnen erhöhen, was zu einer steigenden Nickelnachfrage führt.

Die Edelstahlhersteller füllen derzeit ihre Lagerbestände wieder auf, nachdem diese während der Wirtschaftskrise stark reduziert wurden, um Betriebskapital freizusetzen. Zudem können die hohen Rohmaterialkosten offensichtlich noch relativ problemlos an die Endabnehmer weitergegeben werden.

Zum anderen halten auf der Angebotsseite die Produktionsprobleme an. Der Streik in den Nickelminen von Vale Inco im kanadischen Sudbury hat mittlerweile einen unrühmlichen Höhepunkt erreicht: Mit mehr als 8 Monaten ist er der längste Streik in der über 60-jährigen Unternehmensgeschichte. Die kanadischen Nickelminen von Vale Inco haben eine Produktionskapazität von 160 Tsd. Tonnen p.a. und stehen damit für 10% der globalen Nickelproduktion.

Die Nickel-Vorräte in den Lagerhäusern der LME sind zwar von ihrem Allzeithoch Anfang Februar mittlerweile um über 10% zurückgegangen, die Reichweite der Lagerbestände liegt aber immer noch bei rund 1,5 Monaten und damit so hoch wie seit 1995 (Grafik 5). Laut Angaben des chinesischen Research-Unternehmens Antaike liegen in China außerhalb der börsenerfassten Lagerhäuser zusätzlich rund 140 Tsd. Tonnen Nickel. Dies entspricht mehr als 10% der gesamten weltweiten Jahresproduktion. Im Zuge der aktuell sehr hohen Preise dürfte die Produktion weiter ausgeweitet werden. In den letzten Monaten wurden bereits stillgelegte Anlagen wieder in Betrieb genommen und verschobene Projekte reaktiviert.

Unserer Meinung nach hat der Nickelpreis nach oben überschossen. Wir gehen daher in den Sommermonaten von einer deutlichen Korrektur aus. Nach einem Rückgang auf durchschnittlich 21.700 USD je Tonne im dritten Quartal sollte sich der Preis wieder erholen. Ende 2011 sehen wir Nickel dann wieder in etwa auf dem heutigen Niveau.

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