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Pflanzliche Öle: Konkurrenten in Küche und Tank

08.12.2009  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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In Malaysia soll die Produktion an Palmöl im nächsten Jahr eine Rekordhöhe von 17,8 Mio Tonnen erreichen und damit um 4,9% gegenüber diesem Jahr – als wegen Trockenheit der Ertrag leicht rückläufig war – steigen, allerdings nur knapp über den 17,7 Mio Tonnen im letzten Jahr liegen. Ein Erneuerungs-Programm für Kleinbauern soll deren Produktivität zu erhöhen, die deutlich hinter der Produktivität großer Plantagen hinterherhinkt. Die Palmen benötigen zur Reife 3-4 Jahre, liefern dann aber bis zu 30 Jahre lang das aus dem Fruchtfleisch gewonnene Öl. Kurzfristig wird die Angebotsdynamik in Malaysia, dessen herausragende Stellung bei Palmöl ihm in den letzten zehn Jahren von Indonesien erfolgreich streitig gemacht wurde, weiter geschwächt. Langfristig dürfte die Produktion allerdings weiter steigen. Weltweit rechnet das USDA für 2009/10 mit einer Palmölproduktion von 45 Mio Tonnen nach 42,6 Mio im Vorjahr.

Die Produktion an Sojaöl wird auf 37,6 Mio Tonnen nach 35,5 im Vorjahr geschätzt, als wegen der schwachen Sojaernte in Südamerika auch die Produktion an Sojaöl zurückging. Während bei Sojaöl in den letzten Jahren die Lagerbestände relativ zum Verbrauch gesunken sind, und in 2009/10 bei 7% stagnieren dürften, hat sich die Relation bei Palmöl über die letzten Jahre bei etwa 11% recht stabil gehalten.

Die Preise für pflanzliche Öle stehen in engem Zusammenhang mit dem Preis für Ölfrüchte und insbesondere Sojabohnen (Grafik 4). Auch über das letzte Jahr machte der Sojaölpreis die Entwicklungen des Sojabohnenpreises mit, allerdings auf etwas niedrigerem Niveau als zuvor. Derzeit ist Palmöl deutlich billiger als Sojaöl. Zumindest mit einer Annäherung ist jedoch in der nächsten Zeit zu rechen, wenn die Haupternte, die in der zweiten Jahreshälfte stattfindet, abgeschlossen ist und El niño-bedingt die Produktion an Palmöl beeinträchtigt werden könnte.

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Zudem lässt die weitgehend abgeschlossene US-Sojabohnenernte das Angebot an Sojaöl steigen. Auch in Brasilien – dem zweitgrößten Sojabohnenproduzenten nach den USA – rechnet das USDA für 2009/10, die im Februar beginnt, mit einer sehr guten Ernte. Allerdings ist der Markt derzeit verunsichert, ob die Ernte beim drittgrößten Produzenten Argentinien 2009/10 tatsächlich einen Rekordwert aufweisen wird, wie etwa das USDA noch erwartet, oder ob die Dürre auch in diesem Jahr zu großen Einbußen führen wird. Infolge von Dürre war die Ernte 2008/09, d.h. die letzte vorliegende, sehr schlecht ausgefallen. Die Aussichten für die neue Ernte werden daher weiterhin bedeutend für die Pflanzenölpreise sein.

Nicht zuletzt ist auch der Preiszusammenhang mit Rohöl zu beachten. Als Substitut zu fossilen Treibstoffen werden die Pflanzenölpreise von einem hohen Rohölpreis gestützt. Denn aus Pflanzenöl kann Methyl-Ester hergestellt werden, der als Beimischung zu Diesel dienen kann. Für diesen, aus Pflanzenöl gewonnenen Biodiesel existieren in vielen Ländern Beimischungsvorgaben, die auch in den kommenden Jahren die Nachfrage fast unabhängig von Preisentwicklungen unterstützen sollten. Biokraftstoffe haben eine bessere Bilanz bei der Produktion von Treibhausgasen als fossile Treibstoffe und sollen daher bei der Erreichung der Klimaschutzziele helfen. Das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World schätzt für 2010 eine Steigerung der weltweiten Biodieselproduktion um 20% auf 19,16 Mio Tonnen.

Kurzfristig dürften sich die Preise für Sojaöl und Palmöl eher schwach entwickeln, da die Nachfrage nicht sehr dynamisch sein wird und auch der Rohölpreis zurückgehen sollte. Hinzu kommt, dass das Angebot an Sojabohnen hoch sein sollte, wenn die Ernten in Südamerika nicht enttäuschen. Palmöl sollte sich dabei besser entwickeln als Sojaöl, da die Nachfrage aufgrund der niedrigeren Preise relativ stärker sein dürfte und das Angebot an Sojaöl relativ gesehen reichlicher ist. Längerfristig betrachtet sollten die Preise beider Öle aber deutlicher nach oben gerichtet sein. Hierzu trägt der steigende Nahrungsmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung ebenso bei wie die weltwirtschaftliche Belebung. Hinzu kommen die steigenden weltweiten, durch die Politik vorgegebenen und finanziell unterstützten Verpflichtungen zum Einsatz von Biodiesel.


Rapsöl: Europa ist die Nr. 1 bei Produktion und Verbrauch

Das USDA rechnet 2009/10 mit einer Gesamtproduktion an Rapsöl von 21,9 Mio Tonnen – und damit einem neuen Rekord. Knapp die Hälfte davon stammt aus der EU-27, die auch 21,2 Mio. Tonnen der weltweit produzierten 58,1 Mio. Tonnen an Raps produziert. Da die EU aber nicht nur der weltgrößte Produzent, sondern auch der mit Abstand weltgrößte Verbraucher an Raps und Rapsöl ist, ist es nicht der Hauptanbieter am Weltmarkt. Diese Rolle hat vielmehr Kanada inne, das 2009/10 fast zwei Drittel der Gesamtexporte von 2,6 Mio. Tonnen an Rapsöl weltweit stellen dürfte, während die EU ein Nettoimporteur an Rapsöl ist.

Weltweit rechnet das USDA damit, dass das Angebot wie auch im letzten Jahr die globale Nachfrage übersteigen wird und die Vorräte an Rapsöl leicht ansteigen. Der größte EU-Rapsproduzent ist Deutschland, das im von Juli bis Juni laufenden Wirtschaftsjahr 2009/10 die Rekordmenge von 6,3 Mio. Tonnen Raps erntete, ein Plus von 22% gegenüber dem Vorjahr. Etwa 80% der Rapserzeugung wird in Deutschland nicht für Nahrungszwecke verwendet; der größte Teil davon findet als Biokraftstoff Verwendung.

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