Rohstoff-Welt.de - Die ganze Welt der Rohstoffe

Pflanzliche Öle: Konkurrenten in Küche und Tank

08.12.2009  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Zwischen den wichtigsten Pflanzenölen Palmöl und Sojaöl fand in den letzten Jahren eine deutliche Verschiebung zugunsten von Palmöl statt. Dieses ist ertragsstärker als andere Pflanzenöle, kann zu den geringsten Kosten produziert werden und profitiert in den Hauptanbauländern von politischer Unterstützung. Die Produktion beider Öle sollte 2009/10 steigen, wobei jedoch witterungsbedingte Ernteeinbußen nicht auszuschließen sind und Spekulationen über die Höhe des Angebots immer wieder zu erhöhten Preisausschlägen führen können. Auch das Angebot an Rapsöl ist derzeit komfortabel. Mittelfristig profitieren die Preise für die drei Pflanzenöle von einer steigenden Nachfrage nach Pflanzenöl zu Nahrungszwecken und zur Herstellung von Biodiesel.


Palmöl und Sojaöl: Verschiebung bei den großen Zwei am Weltmarkt

Die Preise für Palmöl und Sojaöl konnten im Oktober und November steigen (Grafik 1). Während der Sojaölpreis inzwischen wieder auf dem Niveau des Jahreshochs von Mai/Juni notiert, liegt der Palmölpreis noch unter den im Mai erreichten Höchstständen. Gegenüber dem Jahresbeginn konnte Palmöl um 45% zulegen, Sojaöl um 20%. Der Preisanstieg über weite Strecken war von Bedenken über eine Knappheit am Markt im Falle eines dürrebedingten Angebotsrückgangs in Argentinien – dem mit über der Hälfte der Weltexporte wichtigsten Exporteur von Sojaöl – geprägt.

Dies lenkte die Nachfrage verstärkt zugunsten des US-Angebots um und erhöhte das Interesse am Substitut Palmöl. Der Preiszusammenhang zwischen beiden Ölen ist eng, da beide sowohl zum Kochen als auch als Zugabe zu Treibstoff Verwendung finden. Die beiden pflanzlichen Öle sind sowohl bei der weltweiten Produktion als auch dem Verbrauch mit 31% (Palmöl) und 27% (Sojaöl) die mit Abstand bedeutendsten pflanzlichen Öle. Im internationalen Handel mit Pflanzenölen dominiert Palmöl mit 63%, gefolgt von Sojaöl mit 17%, während andere Öle nur einen geringen Anteil haben.

Auf der Angebotsseite wird der Weltmarkt für Palmöl von den beiden Anbietern Malaysia und Indonesien beherrscht, die jeweils etwa 45% der Exporte stellen. Auch wenn die USA weltweit vor China der größte Produzent von Sojaöl sind, stammt das Angebot auf dem Weltmarkt zu mehr als der Hälfte aus Argentinien und zu weiteren gut 20% aus Brasilien (Grafiken 2 und 3). Auf der Importseite sind Indien, China und die EU die bedeutendsten Nachfrager. Dabei hat besonders Indien in den letzten Jahren seine Importe an Palmöl massiv ausgeweitet, China nicht ganz so stark.

Ein Teil des Zuwachses wurde durch niedrigere Importe an Sojaöl ausgeglichen. Dies schlägt sich in den Gesamtzahlen nieder: Während die Palmölexporte zulegen konnten, stagnierten die Sojaölexporte in den letzten Jahren und waren zuletzt sogar rückläufig. Am Weltmarkt fand also eine deutliche Verschiebung zugunsten von Palmöl statt.

Open in new window

Das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) prognostiziert für 2009/10 weltweite Importe von 8,95 Mio Tonnen an Sojaöl und von 34,45 Mio Tonnen an Palmöl. Indien und China vereinen bei beiden Ölen gemeinsam 40% der Importe auf sich. Es wird erwartet, dass Indiens Importe an Pflanzenölen insgesamt in 2009/10 etwas niedriger ausfallen werden als im Vorjahr, als sie um 57% auf den Rekordwert von 8,3 Mio Tonnen gestiegen waren. In 2009/10 sollen sie 7,8 Mio Tonnen betragen, nachdem sich die Händler bereits recht stark eingedeckt und dabei vom Aussetzen der Importsteuern für nicht-raffinierte Öle profitiert haben. Gut 80% der Importe sollen dabei auf Palmöl, und nur 11% auf Sojaöl entfallen.

Auch Chinas Sojaölimporte werden 2009/10 nach Schätzungen des USDA allenfalls ihr Niveau halten. Etwa die Hälfte der Sojabohnen, die in China zur Herstellung von Sojaöl verwendet werden, stammt aus Importen. Die Importe Chinas an Palmöl werden nach Schätzungen des USDA ebenfalls nur geringfügig ansteigen. Grund für die wenig dynamische Entwicklung sind die im letzten Jahr stark aufgestockten staatlichen Lagerbestände. Da international allerdings im Umfeld stärkeren weltweiten Wachstums insgesamt mit einer steigenden Nachfrage zu rechnen ist, sollte das Handelsvolumen an Sojaöl zumindest stabil und das von Palmöl moderat steigend sein.

Die Angebotsentwicklung wird bei beiden Ölen nach oben gerichtet sein: Die Produktion von Palmöl in Indonesien, dem größten Produzenten, soll nach Prognosen sowohl von Indonesiens Palmöl-Board als auch des Palmölverbandes in 2010 21,5-22 Mio Tonnen betragen, nach geschätzten 20,5 Mio Tonnen in diesem Jahr, da mehr Plantagen erntereif sein werden. Derzeit allerdings ist die diesjährige Ernte noch voll im Gange und die Lager füllen sich.






In Malaysia soll die Produktion an Palmöl im nächsten Jahr eine Rekordhöhe von 17,8 Mio Tonnen erreichen und damit um 4,9% gegenüber diesem Jahr – als wegen Trockenheit der Ertrag leicht rückläufig war – steigen, allerdings nur knapp über den 17,7 Mio Tonnen im letzten Jahr liegen. Ein Erneuerungs-Programm für Kleinbauern soll deren Produktivität zu erhöhen, die deutlich hinter der Produktivität großer Plantagen hinterherhinkt. Die Palmen benötigen zur Reife 3-4 Jahre, liefern dann aber bis zu 30 Jahre lang das aus dem Fruchtfleisch gewonnene Öl. Kurzfristig wird die Angebotsdynamik in Malaysia, dessen herausragende Stellung bei Palmöl ihm in den letzten zehn Jahren von Indonesien erfolgreich streitig gemacht wurde, weiter geschwächt. Langfristig dürfte die Produktion allerdings weiter steigen. Weltweit rechnet das USDA für 2009/10 mit einer Palmölproduktion von 45 Mio Tonnen nach 42,6 Mio im Vorjahr.

Die Produktion an Sojaöl wird auf 37,6 Mio Tonnen nach 35,5 im Vorjahr geschätzt, als wegen der schwachen Sojaernte in Südamerika auch die Produktion an Sojaöl zurückging. Während bei Sojaöl in den letzten Jahren die Lagerbestände relativ zum Verbrauch gesunken sind, und in 2009/10 bei 7% stagnieren dürften, hat sich die Relation bei Palmöl über die letzten Jahre bei etwa 11% recht stabil gehalten.

Die Preise für pflanzliche Öle stehen in engem Zusammenhang mit dem Preis für Ölfrüchte und insbesondere Sojabohnen (Grafik 4). Auch über das letzte Jahr machte der Sojaölpreis die Entwicklungen des Sojabohnenpreises mit, allerdings auf etwas niedrigerem Niveau als zuvor. Derzeit ist Palmöl deutlich billiger als Sojaöl. Zumindest mit einer Annäherung ist jedoch in der nächsten Zeit zu rechen, wenn die Haupternte, die in der zweiten Jahreshälfte stattfindet, abgeschlossen ist und El niño-bedingt die Produktion an Palmöl beeinträchtigt werden könnte.

Open in new window

Zudem lässt die weitgehend abgeschlossene US-Sojabohnenernte das Angebot an Sojaöl steigen. Auch in Brasilien – dem zweitgrößten Sojabohnenproduzenten nach den USA – rechnet das USDA für 2009/10, die im Februar beginnt, mit einer sehr guten Ernte. Allerdings ist der Markt derzeit verunsichert, ob die Ernte beim drittgrößten Produzenten Argentinien 2009/10 tatsächlich einen Rekordwert aufweisen wird, wie etwa das USDA noch erwartet, oder ob die Dürre auch in diesem Jahr zu großen Einbußen führen wird. Infolge von Dürre war die Ernte 2008/09, d.h. die letzte vorliegende, sehr schlecht ausgefallen. Die Aussichten für die neue Ernte werden daher weiterhin bedeutend für die Pflanzenölpreise sein.

Nicht zuletzt ist auch der Preiszusammenhang mit Rohöl zu beachten. Als Substitut zu fossilen Treibstoffen werden die Pflanzenölpreise von einem hohen Rohölpreis gestützt. Denn aus Pflanzenöl kann Methyl-Ester hergestellt werden, der als Beimischung zu Diesel dienen kann. Für diesen, aus Pflanzenöl gewonnenen Biodiesel existieren in vielen Ländern Beimischungsvorgaben, die auch in den kommenden Jahren die Nachfrage fast unabhängig von Preisentwicklungen unterstützen sollten. Biokraftstoffe haben eine bessere Bilanz bei der Produktion von Treibhausgasen als fossile Treibstoffe und sollen daher bei der Erreichung der Klimaschutzziele helfen. Das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World schätzt für 2010 eine Steigerung der weltweiten Biodieselproduktion um 20% auf 19,16 Mio Tonnen.

Kurzfristig dürften sich die Preise für Sojaöl und Palmöl eher schwach entwickeln, da die Nachfrage nicht sehr dynamisch sein wird und auch der Rohölpreis zurückgehen sollte. Hinzu kommt, dass das Angebot an Sojabohnen hoch sein sollte, wenn die Ernten in Südamerika nicht enttäuschen. Palmöl sollte sich dabei besser entwickeln als Sojaöl, da die Nachfrage aufgrund der niedrigeren Preise relativ stärker sein dürfte und das Angebot an Sojaöl relativ gesehen reichlicher ist. Längerfristig betrachtet sollten die Preise beider Öle aber deutlicher nach oben gerichtet sein. Hierzu trägt der steigende Nahrungsmittelbedarf der wachsenden Weltbevölkerung ebenso bei wie die weltwirtschaftliche Belebung. Hinzu kommen die steigenden weltweiten, durch die Politik vorgegebenen und finanziell unterstützten Verpflichtungen zum Einsatz von Biodiesel.


Rapsöl: Europa ist die Nr. 1 bei Produktion und Verbrauch

Das USDA rechnet 2009/10 mit einer Gesamtproduktion an Rapsöl von 21,9 Mio Tonnen – und damit einem neuen Rekord. Knapp die Hälfte davon stammt aus der EU-27, die auch 21,2 Mio. Tonnen der weltweit produzierten 58,1 Mio. Tonnen an Raps produziert. Da die EU aber nicht nur der weltgrößte Produzent, sondern auch der mit Abstand weltgrößte Verbraucher an Raps und Rapsöl ist, ist es nicht der Hauptanbieter am Weltmarkt. Diese Rolle hat vielmehr Kanada inne, das 2009/10 fast zwei Drittel der Gesamtexporte von 2,6 Mio. Tonnen an Rapsöl weltweit stellen dürfte, während die EU ein Nettoimporteur an Rapsöl ist.

Weltweit rechnet das USDA damit, dass das Angebot wie auch im letzten Jahr die globale Nachfrage übersteigen wird und die Vorräte an Rapsöl leicht ansteigen. Der größte EU-Rapsproduzent ist Deutschland, das im von Juli bis Juni laufenden Wirtschaftsjahr 2009/10 die Rekordmenge von 6,3 Mio. Tonnen Raps erntete, ein Plus von 22% gegenüber dem Vorjahr. Etwa 80% der Rapserzeugung wird in Deutschland nicht für Nahrungszwecke verwendet; der größte Teil davon findet als Biokraftstoff Verwendung.

Open in new window






Der deutsche Markt für Rapsöl hatte stark unter der Anhebung der Biodieselsteuer in 2009 zu leiden. Unsicherheit über die künftige Ausgestaltung der Politiken im Bereich Biokraftstoffe hat daher immer starken Einfluss auf die Marktentwicklung bei Pflanzenölen und ist vielfach nur schwer vorherzusagen.

Wie für Soja- und Palmöl sollte auch für Rapsöl die kurzfristige Preisentwicklung - insbesondere angesichts hoher Ernten beim Konkurrenzprodukt Sojabohnen und erwarteter nachgebender Rohölpreise – eher moderat verlaufen, zumal auch das Angebot an Raps nach den hohen Ernten in diesem Sommer reichlich ist (Grafik 5). Unsicherheiten über das tatsächlich zu erwartende Angebot an Sojabohnen aus der nächsten südamerikanischen Ernte können allerdings immer wieder kurzfristig zu Preisbewegungen aller konkurrierenden Pflanzenöle nach oben führen. Längerfristig kommen auch bei Rapsöl die genannten Argumente für eine steigende Nachfrage zum Tragen - Bevölkerungszuwachs, Wirtschaftswachstum und Biokraftstoffpolitiken –, so dass auch bei diesem “europäischen“ Pflanzenöl die mittel- und längerfristige Preisentwicklung nach oben gerichtet sein sollte.


Exkurs: Biokraftstoffe

Zwar wird noch immer ein Großteil der pflanzlichen Öle als Nahrungsmittel verwendet, doch hat sich der Verbrauch in der oleo-chemischen Industrie (zur Weiternutzung in der pharmazeutischen, kosmetischen, chemischen Industrie und Metallindustrie) und zur Herstellung von Biodiesel in den letzten Jahren erhöht. 2007 wurden nach Angaben der OECD weltweit 9% der Pflanzenölproduktion zu Biodiesel verarbeitet. Mit 60% der globalen Biodieselproduktion in 2007 war die EU die weltweite Nr. 1. Dabei betrug der Anteil von Biokraftstoffen (Biodiesel, Ethanol und Biogas) nach Angaben der EU-Kommission allerdings weniger als 2% des gesamten EU-Treibstoffverbrauchs.

Bis 2020 soll ein verpflichtendes Ziel von 10% erneuerbarer Energien im Transportsektor erreicht sein. Eine Studie der EU-Kommission von 2007, die die Folgen dieser Verpflichtung auf die Agrarmärkte der Union abzuschätzen versucht, kam zu dem Ergebnis, dass 2020 4/5 der Biotreibstoff-Nachfrage durch die Produktion innerhalb der EU gedeckt werden wird. 15% der Ackerfläche der EU würde hierfür einzusetzen sein und 19% der Gesamtnachfrage nach Getreide sowie 47% der Gesamtnachfrage nach Ölsaaten kämen aus dem Bereich Biokraftstoffe.

Während bei Getreide nur mit einem dadurch bedingten Preisanstieg um 3-6% gerechnet wird, könnten die Preise für Ölsaaten um 8-15% nach oben getrieben werden. In der EU wird fast nur Rapsöl zur Herstellung von Biodiesel verwendet. Hinzu kommt, dass auch unverarbeitetes Pflanzenöl, vor allem Rapsöl, als Treibstoff im Transportwesen eingesetzt wird. Eine Studie der OECD von 2008 verdeutlicht den steigenden Bedarf an Pflanzenöl zur Herstellung von Biodiesel, der mit steigenden Beimischungsverpflichtungen einhergeht (OECD: Biofuel Support Policies – An economic assessment, Sept. 2008, Grafik 6).

Bei Biokraftstoffen stehen neben der strittigen Umweltverträglichkeit und der Konkurrenz zum Anbau von Nahrungsmitteln auch deren Kosten zur Erreichung von Klimazielen in der Diskussion. So hält etwa die OECD den Weg der Energieeinsparung für deutlich kostengünstiger als die Substitution fossiler Energie, v.a. im Transportsektor. Die Einsparungen an Treibhausgasen durch Biokraftstoffe variieren zudem mit der Art der Herstellung (Grafik 7).

Open in new window

Auf einen Blick

Open in new window

Open in new window

Open in new window






Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

Open in new window

© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: ´´Rohstoffe kompakt´´, Commerzbank AG





Diese Ausarbeitung dient ausschließlich Informationszwecken und stellt weder eine individuelle Anlageempfehlung noch ein Angebot zum Kauf oder Verkauf von Wertpapieren oder sonstigen Finanzinstrumenten dar. Sie soll lediglich eine selbständige Anlageentscheidung des Kunden erleichtern und ersetzt nicht eine anleger- und anlagegerechte Beratung. Die in der Ausarbeitung enthaltenen Informationen wurden sorgfältig zusammengestellt. Eine Gewähr für die Richtigkeit und Vollständigkeit kann jedoch nicht übernommen werden. Einschätzungen und Bewertungen reflektieren die Meinung des Verfassers im Zeitpunkt der Erstellung der Ausarbeitung und können sich ohne vorherige Ankündigung ändern.