Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar Oktober 2009

Die Industriemetalle konnten ihren Trend der relativen Stärke im Oktober nicht fortsetzen und bewegten sich auf Sektorebene nahezu indexneutral (+3,9% vs +3,3%). Belastend wirkten sich in den letzten Wochen weiter steigende Börsenlagerbestände, vor allem bei Kupfer und Nickel, aus.
Gerade Nickel musste seit Anfang November deutliche Kursverluste einstecken und notiert mit 16,000 US-Dollar / Tonne wieder am oberen Rand seiner Kostenkurve. Daher trauen wir Nickel in den nächsten Wochen zumindest eine sektorneutrale Performance zu.
Aus fundamentalen Gesichtspunkten ist weiterhin Kupfer unsere erste Wahl, gefolgt von Zink, das nach dem jüngsten Kursanstieg jedoch kurzfristig uns nicht mehr überdurchschnittlich attraktiv erscheint. Auf dem gegenwärtigen Niveau von über 2100 USD / Tonne können auch vormals geschlossene Minen wieder profitabel arbeiten, so dass eine Angebotsreaktion hin zu größerer Produktion stattfindet.
Am Zinnmarkt sind die spekulativen Aktivitäten wieder abgeklungen. Die Aussicht auf ein mögliches Marktdefizit im Jahr 2010, die zurückgebliebene Performance und ein ausbruchsverdächtiger Chart rechtfertigen auch in diesem kleinen, illiquiden Markt wieder kleinere Engagements. Alles in allem ist es für die aber Industriemetalle notwendig, dass sich die Nachfrage aus den westlichen Industrieländern in den nächsten Monaten so entwickelt, wie dies die Makrodaten andeuten.
Edelmetalle
Das wichtigste Ereignis der letzten Wochen für die Edelmetalle fand erst nach Monatsende statt. Der Internationale Währungsfonds (IWF) und die indische Zentralbank gaben am 2. November bekannt, dass letztere 200 Tonnen Gold vom IWF gekauft hatte. Dies wurde als Zeichen dafür interpretiert, dass gerade die Notenbanken in den aufstrebenden Ländern Asiens ihre Devisenreserven aus dem US-Dollar heraus weiter diversifizieren wollen. Die Finanzmärkte reagierten mit einer Euphorie, die Gold zu neuen Hochs über 1100 US-Dollar / Unze führte.
Gleichzeitig blieb Silber aufgrund seiner größeren Marktüberschüsse und der geringeren Anziehungskraft als Inflations-Versicherung aus relativer Sicht leicht hinter Gold zurück. Das Gold / Silber-Ratio prallte im Bereich der Unterstützung bei etwa 60 (Unzen Silber je Unze Gold) ab, und notiert inzwischen bei etwa 63. Aufgrund der außerordentlich lockeren Geld- und Fiskalpolitik in den großen Währungsräumen sehen wir die Gold und Silber auch weiterhin gut unterstützt, in einem leichten absoluten Aufwärtstrend. In der von uns prognostizierten Konjunkturerholung sollten sie aber eher hinter den Industrierohstoffen aus den Sektoren Energie und Basismetallen zurückbleiben.
Unter den Platinmetallen bevorzugen wir aus Angebots- / Nachfragegesichtspunkten Palladium gegenüber Platin, da ersteres hauptsächlich in Katalysatoren für Benzinmotoren verwendet wird und diese gerade in den Wachstumsmärkten (China, Indien, Brasilien) gefragt sind. Die Hauptnachfrage nach Platin, das in Diesel-Katalysatoren genutzt wird, kommt hingegen vor allem aus Europa, wo die Autokonjunktur nach Auslaufen der diversen “Abwrackprämien“, wenig positives Überraschungspotenzial bietet. Andererseits ist das bei Palladium erreichte Bewertungsniveau von etwa 350 US-Dollar / Unze ausreichend hoch, dass russische Staatsverkäufe immer wahrscheinlicher werden.
Getreide
Nach wie vor stufen wir im Getreidebereich Mais als aussichtsreichsten Rohstoff ein. Fallende Lagerbestände im Verhältnis zum Jahresverbrauch (stocks-to-use Ratio) sowohl in den USA als auch weltweit machen eine Anbauflächenausweitung im nächsten Anbauzyklus notwendig. Deshalb rechnen wir vor allem bis zur Ausbringung der nächsten Ernte in den USA im Frühjahr 2010 im Rahmen des Wettbewerbs um Ackerfläche mit steigenden Kursen.
Weizen stufen wir als neutral ein, da die aktuell komfortabel gefüllten Lagerbestände in den USA und weltweit als Puffer für im nächsten Jahr wegfallende Anbauflächen dienen.
Sojabohnen werden unserer Ansicht nach spätestens mit Verfügbarkeit der südamerikanischen Ernten im Frühjahr 2010 in Relation zu Mais und Weizen stärker unter Druck geraten.
Softs
Baumwolle zählt ebenfalls zu unseren Favoriten im Agrarbereich. Neben einer zunehmenden Nachfrage im Rahmen der globalen Konjunkturerholung sollten sich auch die wetterbedingten quantitativen und qualitativen Schäden bei US-Baumwolle positiv auf die Preisentwicklung in den nächsten Wochen auswirken.
Kaffee sehen wir sowohl unter saisonalen Nachfragegesichtspunkten als auch hinsichtlich des nicht optimalen Verlaufs der brasilianischen Kaffeeblüte gut unterstützt.
Bei Zucker erwarten wir in den nächsten Wochen eine volatile Entwicklung aufgrund der wetterbedingten Unsicherheit hinsichtlich der tatsächlichen Größe der brasilianischen und indischen Ernten. Entscheidend für den weiteren Kursverlauf wird sein, wie viele Importe noch nicht getätigt wurden, wenn sich die brasilianische Ernteperiode demnächst dem Ende zuneigt.
© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 12.11.2009