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Angebotsrisiken treiben Preise für Genussmittel

30.10.2009  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Die Nachfrage der Kakaoverarbeiter scheint sich zu stabilisieren. Für das dritte Quartal 2009 vermeldete die Europäische Kakaovereinigung einen Rückgang um 1,4% gegenüber dem Vorjahr, und auch in Nordamerika ging die Verarbeitung im Jahresvergleich nur noch leicht um 0,5% zurück. Deutlich stärker war der Einbruch mit 15,2% dagegen in Malaysia, einem Hauptverarbeiter in Asien. Allerdings wurde dort bereits wieder 12,3% mehr Kakao verarbeitet als im Vorquartal. Die weltweite Nachfrage dürfte mit der einsetzenden Erholung der Konjunktur trotz der hohen Preise bald wieder anziehen. Insgesamt könnte es daher in diesem Erntejahr 2009/10 zum vierten Mal in Folge zu einem Angebotsdefizit kommen. Das ist seit 1969 nicht mehr vorgekommen.

Die angespannte Angebotslage am Kakaomarkt dürfte auch weiterhin dafür sorgen, dass sich die Preise auf hohem Niveau bewegen. Wir erwarten daher bis zum Frühjahr einen durchschnittlichen Kakaopreis von 3.400 USD je Tonne. Wir glauben allerdings, dass der Markt gegenwärtig ein zu pessimistisches Szenario für das globale Kakaoangebot einpreist und rechnen daher mit einem Preisrückgang auf 3.000 USD je Tonne ab Mitte kommenden Jahres. Sollten sich mit fortschreitender Ernte die Befürchtungen einer nochmals deutlich verschlechterten Kakaoproduktion in der Elfenbeinküste bestätigen oder es im Umfeld der für Ende November angesetzten Wahlen zu politischen Unruhen kommen, könnten die Preise sogar noch weiter steigen und der von uns erwartete Preisrückgang im kommenden Jahr ausbleiben.

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Kaffee:

Die Preise für die beiden wichtigsten Kaffeesorten Arabica und Robusta haben sich in diesem Jahr unterschiedlich entwickelt. Während Arabica seit Jahresbeginn um 20% zulegte, gab Robusta um 9% nach. Arabica, welcher einen Anteil von 60% an der Weltproduktion hat (Grafik 6), wird derzeit bei 135 US-Cents je Pfund gehandelt. Robusta-Kaffee notiert bei weniger als 1.400 USD je Tonne. Arabica-Kaffee kostet somit mehr als das Doppelte. Was sind die Gründe für diese unterschiedliche Entwicklung?

Beim wichtigsten Arabica-Produzenten Brasilien wird die weitgehend abgeschlossene Ernte im laufenden, dem 2-Jahreszyklus entsprechend ertragsschwachen Jahr 2009/10 auf etwa 43 Millionen Sack geschätzt, die noch dazu durch starken Regen auch in der Qualität beeinträchtigt ist. In dem von Juli bis Juni laufenden Erntejahr 2008/09 war nach Angaben der weltgrößten Kaffeekooperative Cooxupe noch eine Ernte von 48 Millionen Sack produziert worden.

Die brasilianische Regierung plant zudem, etwa 10 Millionen Sack an Kaffee aus dem Markt zu nehmen, um die inländischen Preise zu stützen. Die Exporte Kolumbiens, das fast ausschließlich Arabica-Kaffee anbietet und der drittgrößte Exporteur von Kaffee ist, fielen mit 8,2 Millionen Sack in den ersten elf Monaten des Kaffeejahres (Oktober bis September) zudem um 22,6% niedriger als im Vorjahr aus. Grund hierfür war, dass auch hier starke Regenfälle die Ernte schmälerten. Hinzu kommt, dass überalterte Kaffeebäume durch junge Bäume ersetzt werden müssen. Die kolumbianische Ernte wird in diesem Jahr daher wohl nicht höher als 9,5 Millionen Sack ausfallen. Im abgelaufenen Jahr wurden noch 11,5 Millionen Sack geerntet.

Anders sieht die aktuelle Angebotssituation bei Robusta-Kaffee aus. Mit 18,5 Mio Sack fiel die Ernte in Vietnam, dem größten Robusta-Produzenten weltweit, nach Angaben der Internationalen Kaffeeorganisation im abgelaufenen Kaffeejahr um 2 Mio Sack höher aus als im Vorjahr. Bei den niedrigen Preisen ist eine profitable Kaffeproduktion jedoch für viele Anbauer jedoch nicht mehr möglich.

Es gibt Berichte, wonach bereits vertraglich vereinbarte Exportlieferungen zurückbehalten werden und Produzenten eine Entscheidung der Regierung zu einem staatlichen Ankaufprogramm abwarten, das vor allem während der demnächst anlaufenden Ernte die Preise stabilisieren soll. Für das nun angelaufene Jahr wird nach Industrieangaben eine geringere Ernte zwischen 16 und 17 Millionen Sack erwartet. Die Vietnam Coffee and Cocoa Association gibt eine größere Bandbreite von 16-20 Mio Sack an.

Der weltweite Kaffeeverbrauch dürfte laut Internationaler Kaffeeorganisation (ICO) tendenziell steigen. Dabei wird gerade in den Produzentenländern selbst – besonders in Brasilien – mehr Kaffee konsumiert. Dies trägt zu einer spürbaren Marktverknappung bei: Die Kaffeelagerbestände in den wichtigsten Exportländern liegen zu Beginn des Erntejahres 2009/10 nur knapp über dem im Vorjahr verzeichneten 30-Jahrestief (Grafik 7).

Auch die Lagerbetände an der ICE in New York sind bis zuletzt kontinuierlich gefallen. Dafür ist im nächsten Jahr aufgrund des o.g. 2-Jahresrhythmus mit einem höheren Arabica-Angebot aus Brasilien, Kolumbien und Mittelamerika zu rechnen. Dies dürfte den Preisanstieg bremsen. Über das nächste Jahr sollte der Arabica-Preis daher nur leicht auf 150 US-Cents je Pfund ansteigen. Bei Robusta-Kaffee sehen wir deutlicheres Aufwärtspotenzial auf 1800 US-Dollar je Tonne. Besonders in Vietnam könnte die Ernte leiden, da angesichts des niedrigen Preisniveaus die Pflege und Düngung der Kaffeebäume vernachlässigt wurde.

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