Oil Markets Monthly


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Contango auf dem Ölmarkt
Der Ölmarkt befindet sich weiterhin im Contango, d.h. die Future-Kurse liegen über den Spot-Preisen. Darüber hinaus ist die Future-Kurve steil ansteigend, womit die Future-Kurse umso höher sind, je weiter der Fälligkeitstermin in der Zukunft liegt. Wie bereits in dieser Publikation im März ausgeführt, versuchen Marktteilnehmer nun von dieser Situation zu profitieren, indem sie am Spotmarkt Öl zu niedrigeren Preisen kaufen, um es anschließend auf dem Terminmarkt zu höheren Preisen zu verkaufen. Bis zum Auslieferungstermin wird das Rohöl in küstennahen Gebieten auf Tankern gelagert – die Lagerung erfolgt größtenteils in VLCC (Very Large Crude Carriers), die jeweils eine Kapazität von 2 Mio. Barrel haben.
Nach Angaben von Frontline, der weltweit größten Tankerbetreibergesellschaft, lagern momentan insgesamt 100 Mio. Barrel Rohöl auf Tankern. Darüber hinaus schätzt das Unternehmen, dass dabei 45 VLCC zum Einsatz kommen. Die restlichen 10 Mio. Barrel dürften sich auf kleinere Tanker verteilen. Im Vergleich zu Schätzungen von Frontline zu Jahresbeginn hat sich damit die auf Tankern gelagerte Rohölmenge um 25% erhöht. Neben dem Contango auf dem Ölmarkt haben aber auch die aufgrund des Einbruchs der Weltwirtschaft gesunkenen Charterraten für Tanker maßgeblich zu dieser Entwicklung beigetragen. Doch die Tanklagerhaltung beschränkt sich nicht nur auf Rohöl. Auch 25 Mio. Barrel an Ölprodukten werden mittlerweile auf Schiffen gelagert. Die ungewöhnliche Preiskonstellation auf dem Ölmarkt führt dabei zu hohen Gewinnen für die sich beteiligenden Unternehmen: So hat beispielsweise BP im ersten Quartal mit seinen Downstream-Aktivitäten – hauptsächlich mit der Ausnutzung des Contango – rund 500 Mio. USD Gewinn gemacht.
Das Contango auf dem Ölmarkt ist das Resultat des Einbruchs bei den Ölpreisen; ein Einbruch, der im Juli vergangenen Jahres eingesetzt hat. Zwar können sich die Ölpreise aktuell oberhalb der Marke von 50 USD/Barrel stabilisieren, doch das derzeitige Niveau bedeutet immer noch einen Rückgang um gut 60% im Vergleich zum Juli 2008.

Marktteilnehmer erwarten, dass die Ölpreise mittelfristig wieder steigen werden, was sich im momentanen Contango ausdrückt. Die weltweit zu beobachtende Wirtschaftsabschwächung hat die Ölnachfrage einbrechen lassen. Dies zeigt sich in hohen Rohöllagerbeständen auf dem Land, aber auch in der zunehmenden Rohöllagerung auf Tankern. Mit der möglichen konjunkturellen Erholung im kommenden Jahr dürfte sich auch die Ölnachfrage wieder festigen, womit sich die Erwartungen auf höhere Ölpreise verbinden.
Solange die Ölpreise auf den derzeitigen niedrigen Niveaus verharren, erscheint das zukünftige Aufwärtspotenzial der Ölpreise für die Marktteilnehmer groß, und das Contango sollte weiter Bestand haben. Erst wenn sich dieses Aufwärtspotenzial niedriger darstellt, weil die Ölpreise schon gestiegen sind bzw. die konjunkturelle Erholung nur verlangsamt verläuft, könnten die Marktteilnehmer weniger auf steigende Ölpreise setzen, was wiederum das Contango abbauen könnte. Da sich die Ölpreise in den nächsten Monaten jedoch in einer relativ engen Range bewegen sollten, dürften vorerst die Tanklagerhaltung und damit das Contango aufrechterhalten bleiben.
© Sintje Diek
Economics & Research
Quelle: HSH Nordbank AG
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