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CRB Index + S&P GSCI Commodity Index

15.09.2008  |  Jens Rabe
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Und damit spricht auch der Punkt “übergeordnete Lage“ derzeit eindeutig gegen Longengagements jeglicher Art an den Rohstoffmärkten. Dies ist derzeit ausschließlich für diejenigen Händler ein Thema, welche sich sehr kurzfristig an den Märkten bewegen.

Der nächste Punkt, der von vielen Händlern derzeit vollkommen falsch interpretiert wird, ist die Positionierung der Commercials. Tatsache ist, dass die Commercials derzeit in fast allen Rohstoffmärkten ihre historisch hohen Shortpositionen stark reduzieren bzw. in einigen Märkten sogar leicht long sind. Von vielen Marktteilnehmern wird dies jetzt als Kaufsignal gewertet. Wir halten diese Interpretation allerdings für falsch. Das nachfolgende Beispiel soll zeigen, warum es derzeit wenig Sinn macht, nach Kaufsignalen bei den CoT Daten zu suchen.

Betrachten wir die Situation beim Weizen (CBOT) im Jahr 2004-2005. Im April 2004 scheiterte Weizen an seinem letzten Hoch aus dem Jahr 2003 im Bereich um 420 Cent. Zuvor waren die Preise um fast 60% innerhalb von 12 Monaten angestiegen. In den nächsten 10 Monaten fiel dann Weizen wieder bis auf 290 Cent zurück. Während dieser ganzen Zeit, konnte man eine starke Reduzierung der Nettoshortposition der Commercials und ab Mai 2004 sogar den Aufbau einer Nettolongposition beobachten. Trotzdem fielen die Preise stetig weiter.

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Wer im Mai 2004 beim ersten Anzeichen einer Nettolongpositionierung der Commercials im Weizen Kaufpositionen eröffnete, dessen Kapital hätte sich bis Februar 2005 pro gehaltenen Futures um ca. 4000 USD oder 20% verringert. Auch in den kommenden Monaten stiegen dann die Preise mit Ausnahme eines kleinen Shortsqueeze im März 2005 noch nicht an. Erst im März 2006, also 22 Monate nach dem erstmaligen Auftreten der Nettolongposition der Commercials, konnten die Preise dann nachhaltig ansteigen. Aus dem obigen Beispiel können wir einiges lernen und auf die gegenwärtige Situation übertragen.

• 1. Genau wie in 2004 konnten viele Rohstoffe in den letzten Monaten sehr starke Gewinne verbuchen.

• 2. Ebenfalls wie in 2004 haben die Rohstoffe (alle!) von Aufwärts- in Abwärtstrends gewechselt.

• 3. Analog zu 2004 bauen die Commercials jetzt Shortpositionen, welche sie im Vorfeld der Tops aufgebaut hatten, sukzessive ab.

• 4. Wie in 2004 fallen die Märkte seit einigen Wochen trotz der Reduzierung dieser Nettoshortpositionen stetig weiter nach unten.

Punkt 5 und 6 sind jetzt Annahmen, von welchen wir derzeit ausgehen:

• 5. Wie beim Weizen in 2004 wird es sehr lange dauern, bis die Märkte Böden ausbilden können. Bedenkt man, dass in 2004 der Einfluss indexgebundener Gelder in den Rohstoffmärkten im Vergleich zu 2007/08 minimal war, dann kann man sich leicht ausrechnen, auf wessen Einfluss ein Großteil der Gewinne in den Jahren 2007/08 (siehe Punkt 1) zurückzuführen ist. Der Crash in den Rohstoffmärkten sowie die nach wie vor tägliche stattfindende Liquidation bei den Indexfonds lässt Tag für Tag Gelder aus den Märkten fließen. Ohne dieses Schmiermittel ist es allerdings fraglich, woher neue Impulse für steigende Rohstoffpreise kommen sollen. Unabhängig von den langfristigen fundamentalen Aussichten einiger Rohstoffe ist der Kapitalfluss die derzeit bestimmende Komponente an den Märkten. Da gerade erst in den letzten Monaten sehr viele neue Investoren an die Märkte gedrängt sind, sitzen diese jetzt auf massiven Verlusten.

Fragen wir uns einfach, ob diese Investoren schnell wieder neue Gelder in die Märkte pumpen werden? Wenn aber von diesen Investoren kein Geld zu erwarten ist, von wo soll dann neues Geld kommen, um die Preise zum Ansteigen zu bringen? Von den Hedgefonds, welche derzeit reihenweise schließen müssen? Von den Notenbanken, welche derzeit Geld drucken wie noch nie zuvor? Zwar kommt von dieser Seite neues Geld, aber dieses wird vorrangig zur Rettung maroder Finanzinstitute in den USA benötigt. Wer den Geldabfluss aus dem Rohstoffsektor beobachten will, dem empfehlen wir einen Blick auf die Auswertung unseres Kollegen Henning Beck. Auf seiner Website www.beck-tradingproject.de veröffentlicht er regelmäßig eine Auswertung des CFTC Reports der Indextrader. Und diese zeigen seit Wochen den permanent stattfindenden Abfluss von Geldern.

• 6. In vielen Märkten werden wir in den kommenden Monaten, wenn nicht Jahren keine neuen Höchstpreise mehr sehen! Diese Idee mag sicherlich provokant sein, und betrifft auch nicht alle Märkte. Beschäftigt man sich aber einmal intensiv mit dem Verlauf von Hausse und Baissephasen bei Rohstoffen, dann wird man feststellen, dass es schon in früheren Jahren oftmals mehrere Jahre dauerte, bis nach einem Crash - und dass ist es, was wir derzeit in den Rohstoffen sehen - neue starke Aufwärtsbewegungen etabliert werden konnten. Um uns einmal vor Augen zu führen, welche Bewegungen überhaupt notwendig sind um die alten Hochs wieder zu erreichen, hier einige Zahlen dazu:

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*Zucker, hier wurde das Hoch aus 2006 berücksichtigt






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