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CRB Index + S&P GSCI Commodity Index

15.09.2008  |  Jens Rabe

Eigentlich könnten wir es uns in der heutigen Ausgabe dieses Newsletter recht einfach machen. Es gibt in keinem einzigen Rohstoff ein übergeordnetes Kaufsignal geschweige denn einen Aufwärtstrend (der zeitlich für Händler auch umsetzbar ist…) und daher konzentrieren wir uns einfach weiter auf die Dinge, die uns in den letzten Wochen schon gute Dienste geleistet haben. Wir verkaufen weiter Calls und gehen in ausgewählten Rohstoffen short. Ende!

Wir wollen aber doch diese (unsere) Sicht der Dinge etwas begründen. Beginnen wir mit einigen grundsätzlichen Überlegungen. Ob es eine besonders starke Nachfrage nach einem Rohstoff gibt, zeigt sich nicht nur in steigenden Preisen, sondern auch in den Terminstrukturkurven. Im Jahr 2007 konnte man in sehr vielen Rohstoffen ein Phänomen beobachten, welches unter Händlern als Backwardation bekannt ist. Backwardation kennzeichnet, um es mit einfachen Worten auszudrücken und nicht die seitenlangen Erklärungen der Finanzlexika zu zitieren, eine Situation, in der die Nachfrage nach einem Rohstoff so groß ist, dass die nahen Terminkontrakte preislich über den entfernten Terminkontrakten notieren.

Ob diese Nachfrage jetzt durch reelle Nachfrage nach dem physischen Underlying des Futures [Verarbeiter benötigen tatsächlich sehr dringend Weizen, Öl, Gold, etc. und das Angebot am Markt ist zu gering] oder auch durch Investmentnachfrage [sehr große Summen fließen in die Futuresmärkte – so geschehen in 2007] spielt dabei keine Rolle. Notieren die nahen Terminkontrakte unter den entfernteren Terminkontrakten spricht man von einer Contango Situation. Kehrt sich dies um, dann entsteht die oben erwähnte Backwardation. Dies ist eines der sichersten Anzeichen für kommende Aufwärtsbewegungen an Rohstoffmärkten. Aktuell weist kein einziger der von uns beobachteten Rohstoffmärkte (Futures an US Börsen) eine solche Backwardation Situation auf. Zwar gibt es in einigen Märkten leichte Anzeichen für Backwardation (Kupfer, Öl) aber diese rühren lediglich noch aus vergangenen Monaten her und bauen sich immer mehr ab. Daher spricht der Punkt Terminstrukturkurven derzeit ganz klar gegen eine Longpositionierung in den Märkten!

Der nächste Punkt den wir betrachten wollen, ist die Ausgangslage bei den Rohstoffindizes. Ein Großteil der Preissteigerungen in den vergangen Jahren ist auf die Kapitalzuflüsse indexbasierender Anlageprodukte wie ETFs, Indexfonds, usw. zurückzuführen. Es sollte also Sinn machen, sich die Entwicklung der Indizes vor Augen zu führen. Wir betrachten dabei vorrangig den GSCI sowie den CRB. Beide Indizes befinden sich in klaren Abwärtstrends, wie die nachfolgenden Charts zeigen.

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Wer nach einem Hoch von annähernd 900 Punkten und einem aktuellen Stand von 640 Punkten leugnet, dass es sich hierbei um einen Abwärtstrend handelt, der muss schon über ausgeprägte Verdrängungsmuster verfügen. Der Monatscharts bestätigt unserer Meinung nach dann auch die Überlegung, dass die Blase (+ 600% in 9 Jahren) hier geplatzt ist.

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Es gibt natürlich immer wieder Analysten die nach dem Einzeichnen diverser Trendlinien argumentieren, dass selbst bei einem Fall auf 450 Punkte der “übergeordnete“ Trend noch intakt wäre, aber leider eignen sich solche Überlegungen in keinster Weise um an den Märkten Geld zu verdienen. Die Depots vieler Rohstoffgurus welche in den letzten Jahren durchs Land gezogen sind, sehen dann mittlerweile auch entsprechend aus.

Der CRB Index zeigt ein ähnliches Bild, auch hier ist der Trend gebrochen, und es liegt ein sauberer, intakter Abwärtstrend vor.

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Und damit spricht auch der Punkt “übergeordnete Lage“ derzeit eindeutig gegen Longengagements jeglicher Art an den Rohstoffmärkten. Dies ist derzeit ausschließlich für diejenigen Händler ein Thema, welche sich sehr kurzfristig an den Märkten bewegen.

Der nächste Punkt, der von vielen Händlern derzeit vollkommen falsch interpretiert wird, ist die Positionierung der Commercials. Tatsache ist, dass die Commercials derzeit in fast allen Rohstoffmärkten ihre historisch hohen Shortpositionen stark reduzieren bzw. in einigen Märkten sogar leicht long sind. Von vielen Marktteilnehmern wird dies jetzt als Kaufsignal gewertet. Wir halten diese Interpretation allerdings für falsch. Das nachfolgende Beispiel soll zeigen, warum es derzeit wenig Sinn macht, nach Kaufsignalen bei den CoT Daten zu suchen.

Betrachten wir die Situation beim Weizen (CBOT) im Jahr 2004-2005. Im April 2004 scheiterte Weizen an seinem letzten Hoch aus dem Jahr 2003 im Bereich um 420 Cent. Zuvor waren die Preise um fast 60% innerhalb von 12 Monaten angestiegen. In den nächsten 10 Monaten fiel dann Weizen wieder bis auf 290 Cent zurück. Während dieser ganzen Zeit, konnte man eine starke Reduzierung der Nettoshortposition der Commercials und ab Mai 2004 sogar den Aufbau einer Nettolongposition beobachten. Trotzdem fielen die Preise stetig weiter.

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Wer im Mai 2004 beim ersten Anzeichen einer Nettolongpositionierung der Commercials im Weizen Kaufpositionen eröffnete, dessen Kapital hätte sich bis Februar 2005 pro gehaltenen Futures um ca. 4000 USD oder 20% verringert. Auch in den kommenden Monaten stiegen dann die Preise mit Ausnahme eines kleinen Shortsqueeze im März 2005 noch nicht an. Erst im März 2006, also 22 Monate nach dem erstmaligen Auftreten der Nettolongposition der Commercials, konnten die Preise dann nachhaltig ansteigen. Aus dem obigen Beispiel können wir einiges lernen und auf die gegenwärtige Situation übertragen.

• 1. Genau wie in 2004 konnten viele Rohstoffe in den letzten Monaten sehr starke Gewinne verbuchen.

• 2. Ebenfalls wie in 2004 haben die Rohstoffe (alle!) von Aufwärts- in Abwärtstrends gewechselt.

• 3. Analog zu 2004 bauen die Commercials jetzt Shortpositionen, welche sie im Vorfeld der Tops aufgebaut hatten, sukzessive ab.

• 4. Wie in 2004 fallen die Märkte seit einigen Wochen trotz der Reduzierung dieser Nettoshortpositionen stetig weiter nach unten.

Punkt 5 und 6 sind jetzt Annahmen, von welchen wir derzeit ausgehen:

• 5. Wie beim Weizen in 2004 wird es sehr lange dauern, bis die Märkte Böden ausbilden können. Bedenkt man, dass in 2004 der Einfluss indexgebundener Gelder in den Rohstoffmärkten im Vergleich zu 2007/08 minimal war, dann kann man sich leicht ausrechnen, auf wessen Einfluss ein Großteil der Gewinne in den Jahren 2007/08 (siehe Punkt 1) zurückzuführen ist. Der Crash in den Rohstoffmärkten sowie die nach wie vor tägliche stattfindende Liquidation bei den Indexfonds lässt Tag für Tag Gelder aus den Märkten fließen. Ohne dieses Schmiermittel ist es allerdings fraglich, woher neue Impulse für steigende Rohstoffpreise kommen sollen. Unabhängig von den langfristigen fundamentalen Aussichten einiger Rohstoffe ist der Kapitalfluss die derzeit bestimmende Komponente an den Märkten. Da gerade erst in den letzten Monaten sehr viele neue Investoren an die Märkte gedrängt sind, sitzen diese jetzt auf massiven Verlusten.

Fragen wir uns einfach, ob diese Investoren schnell wieder neue Gelder in die Märkte pumpen werden? Wenn aber von diesen Investoren kein Geld zu erwarten ist, von wo soll dann neues Geld kommen, um die Preise zum Ansteigen zu bringen? Von den Hedgefonds, welche derzeit reihenweise schließen müssen? Von den Notenbanken, welche derzeit Geld drucken wie noch nie zuvor? Zwar kommt von dieser Seite neues Geld, aber dieses wird vorrangig zur Rettung maroder Finanzinstitute in den USA benötigt. Wer den Geldabfluss aus dem Rohstoffsektor beobachten will, dem empfehlen wir einen Blick auf die Auswertung unseres Kollegen Henning Beck. Auf seiner Website www.beck-tradingproject.de veröffentlicht er regelmäßig eine Auswertung des CFTC Reports der Indextrader. Und diese zeigen seit Wochen den permanent stattfindenden Abfluss von Geldern.

• 6. In vielen Märkten werden wir in den kommenden Monaten, wenn nicht Jahren keine neuen Höchstpreise mehr sehen! Diese Idee mag sicherlich provokant sein, und betrifft auch nicht alle Märkte. Beschäftigt man sich aber einmal intensiv mit dem Verlauf von Hausse und Baissephasen bei Rohstoffen, dann wird man feststellen, dass es schon in früheren Jahren oftmals mehrere Jahre dauerte, bis nach einem Crash - und dass ist es, was wir derzeit in den Rohstoffen sehen - neue starke Aufwärtsbewegungen etabliert werden konnten. Um uns einmal vor Augen zu führen, welche Bewegungen überhaupt notwendig sind um die alten Hochs wieder zu erreichen, hier einige Zahlen dazu:

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*Zucker, hier wurde das Hoch aus 2006 berücksichtigt







Wenn wir in vielen Foren und auf Websites nach wie vor lesen, dass beispielsweise Silber und Gold noch in diesem Jahr (!) neue Höchstpreise erzielen sollen, dann fragen wir uns ernsthaft, wie und von wem dies zu realisieren sein soll? Woher soll die Nachfrage kommen, die in 15 ½ Handelswochen eine Bewegung von nahezu 100% im Silber auslösen soll? Wer kauft in den kommenden Wochen soviel Erdgas, dass eine Bewegung von +80% wahrscheinlich ist? Woher kommt die Nachfrage nach Weizen, dass die Preise wieder um 100% ansteigen werden? Usw.

Ein weiterer Punkt, den wir derzeit stark beobachten ist das Sentiment. Landläufig scheint die Tatsache, dass sich die Rohstoffe derzeit im Crashmodus befinden, noch nicht angekommen zu sein. Sie können selbst einen Test durchführen und einfach einmal ihren Bekanntenkreis nach der gegenwärtigen Entwicklung bei den Rohstoffen befragen. Wahrscheinlich werden Sie von einigen informierteren Zeitgenossen hören, dass der Ölpreis etwas zurückgekommen ist, aber sonst werden die meisten Teilnehmer ihrer Umfrage davon ausgehen, dass Rohstoffe nach wie vor „en vogue“ sind. Was uns derzeit eindeutig fehlt, ist die Aufgabestimmung. Von einer Stimmung wie zu Beginn der Hausse in den Jahren 1999-2001 sind wir meilenweit entfernt. Auch dazu sollen einige Charts dienen. Die Charts zeigen anhand eines einfachen Sentimentindikators die bullische Meinung der Masse der Marktteilnehmer anhand einer Prozentzahl. Eine hohe Prozentzahl zeigt an, dass viele Marktteilnehmer bullisch sind und umgekehrt.

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Im positivsten Fall kann man die obigen Zahlen als neutral betrachten, aber keinesfalls als pessimistisch. Nach einer mehrjährigen sehr starken Aufwärtsbewegung und einem anschließenden Crash sind aber erfahrungsgemäß Sentimentwerte nötig, welche sich deutlich im unteren Bereich (20%-30%) bewegen, damit von einer Bodenbildung ausgegangen werden kann. Betrachten Sie dazu noch einmal den obigen Chart von CBOT Weizen. Die bereits am Anfang beschriebene Situation im Jahr 2004 brachte einen Einbruch des Sentiments bis auf 15% mit sich. Aktuell bewegt sich das Sentiment dagegen immer noch bei 46%!


Fazit:

Fassen wir alle Punkte zusammen, dann ergeben sich unserer Meinung nach derzeit sehr viele lukrative Gelegenheiten für aktive Händler. Dabei sollte man sich allerdings nicht auf das Erkennen möglicher Böden fokussieren, sondern sich an den übergeordneten Trends orientieren und diese sind eindeutig -wie dargelegt- nach unten gerichtet. In den kommenden Wochen halten wir daher besonders Strategien die auf das Verkaufen von Optionen (Calls) sowie ausgewählte Shortpositionen setzen, für aussichtsreich. Viele Rohstoffe mögen kurzfristig überverkauft sein und daher zu Gegenreaktionen neigen. Diese Bewegungen sollte man dann aber eben nicht als Gelegenheit zum Aufbau mittelfristiger Longpositionen sehen, sondern als Chance zum Aufbau von Shortpositionen oder besser noch Stillhalterpositionen.



Börsenreise Chicago 18.-25. Oktober 2008

Zum Abschluss möchten wir unsere Leser noch einmal auf die Börsenreise im Oktober nach Chicago erinnern. Aktuell ist nur noch 1 Platz verfügbar, Anmeldeschluss ist Freitag, der 19.09.2008. Wer sich wirklich und ernsthaft für Börse und Börsenhandel interessiert, der sollte sich diese Chance nicht entgehen lassen.


Highlights aus dem Programm:

Besuch der CBOT (Chicago Board of Trade) inklusive einem Gang direkt auf das Handelsparkett während der Handelssession.  Dies werden sie in keinem Reisebüro der Welt buchen können, da seit 9/11 keine Besucher mehr auf den Floor dürfen, es sei denn, man hat eine persönliche Einladung eines Mitglieds der CBOT! Wir haben diese!

•  Besuch der CBOE (Chicago Board Option Exchange). Die weltgrößte Optionsbörse hat nach dem 9/11 ebenfalls ihre Pforten für Besucher geschlossen, es sei den man hat eine persönliche Einladung… Auch diese haben wir!

•  Besuch eines Brokers vor Ort in Chicago. Mehrere Vorträge von Börsenhändlern und Insidern die tagtäglich und teilweise seit mehr als 25 Jahren auf dem Tradingfloor der CBOT handeln.

•  Große Stadtrundfahrt inklusive Besuch des höchsten Gebäudes der Vereinigten Staaten.

•  Besuch in einem der ältesten (und besten) Steakrestaurants der Stadt. Wir haben dieses natürlich im Vorfeld ausgiebig getestet…

•  Besuch eines Sportereignisses wie sie es in Europa so nie erleben werden

•  Inklusive Flug ab Frankfurt Main und Zubringerflügen innerhalb von Deutschland

•  Inklusive Hotel (Hotel in einem der besten Stadtteile von Chicago)

Infos unter info@pit-trader.com anfordern!


© Jens Rabe
www.pit-trader.com