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Eisenerz - zu viel Angebot, zu teuer

29.08.2016  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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So hat zum Beispiel der Staatsrat Anfang Juli einen mittel- bis langfristigen Plan zum Ausbau des Schienennetzes genehmigt. Demnach sollen bis zum Jahr 2020 mindestens 2,8 Bio. CNY (rund 420 Mrd. USD) in die Eisenbahninfrastruktur investiert werden, was mit einer soliden Nachfrage unter anderem nach Stahl einhergehen sollte. Die chinesische Regierung strebt seit einigen Monaten an, bis Ende dieses Jahres Produktionskapazitäten in der Stahlindustrie im Umfang von 45 Mio. Tonnen stillzulegen. Bis zum Jahr 2020 sollen Kapazitäten von 100-150 Mio. Tonnen geschlossen werden.

Die Produktionskapazitäten insgesamt belaufen sich laut Angaben des Industrieministeriums auf 1,13 Mrd. Tonnen, was Überkapazitäten von mehr als 300 Mio. Tonnen entspricht. Laut Aussagen der Nationalen Entwicklungs- und Reformkommission hinken die geplanten Schließungen für 2016 hinter dem Zeitplan her. Nach sieben Monaten waren demnach 47% der geplanten Kapazitäten stillgelegt. Sollte China daher weitere Maßnahmen ergreifen, um die geplanten Stilllegungen zu beschleunigen, könnte dies schon kurzfristig negative Auswirkungen auf die Nachfrage nach Eisenerz haben. Das hohe Angebot an Eisenerz dürfte dann nicht mehr dauerhaft absorbiert werden können.

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Darüber hinaus gibt es in China laut Industriekreisen offenbar Überlegungen, die größten Stahlproduzenten des Landes in zwei gigantische Unternehmen zu konsolidieren. Ein Unternehmen wäre demnach im Norden des Landes angesiedelt und würde den Namen "Northern China Steel Group" tragen. Das andere mit Namen "Southern China Steel Group" wäre entsprechend im Süden Chinas beheimatet.

Später könnten noch kleinere Stahlproduzenten in die neuen Unternehmen integriert werden. Diese würden von der Größe her mit dem Marktführer ArcelorMittal konkurrieren. Vor allem aber würde dies die Bemühungen der Regierung verbessern, die Überkapazitäten in der Stahlindustrie zu reduzieren - was ebenfalls in einer niedrigeren Eisenerznachfrage resultieren könnte.

Da China bis zuletzt deutlich über Bedarf Stahl produziert hat, exportiert es große Mengen an Stahlprodukten. Im Juli lagen die Ausfuhren gemäß Daten der Zollbehörde den zweiten Monat in Folge bei über 10 Mio. Tonnen. Seit Jahresbeginn hat China bislang 67,6 Mio. Tonnen Stahlprodukte exportiert, 8,7% mehr als im vergleichbaren Vorjahreszeitraum (Grafik 3).

Die Ausfuhren liegen damit auf Rekordkurs. Mit seiner Exportpolitik hat sich China aber viel Ärger eingehandelt. So hat vor allem die USA hohe Strafzölle auf chinesische Stahlimporte eingeführt. Zögerlicher geht die EU gegen die Stahlflut aus China vor, auch wenn die Rufe nach Schutzmaßnahmen auch hier lauter werden. Daneben wurde China vor der Welthandelsorganisation mehrfach wegen Preis-Dumpings angeklagt. Bislang hat das Land die Vorwürfe stets von sich gewiesen. Sollte der Druck von dieser Seite aber größer werden und China schlussendlich auch deswegen weniger Stahl produzieren, würde dies die Nachfrage nach Eisenerz ebenfalls negativ beeinflussen.

Unseres Erachtens weht dem Eisenerzpreis sowohl von der Angebots- als auch von der Nachfrageseite her Wind entgegen: Während das Angebot weiter ausgeweitet wird, droht die Nachfrage zu sinken. Dies spricht unseres Erachtens für niedrigere Preise. Wir bestätigen daher unsere Einschätzung und erwarten am Jahresende einen Eisenerzpreis von 49 USD je Tonne.


Auf einen Blick

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