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Getreide, Ölsaaten, Baumwolle: Schatten nach Sommerlicht

22.09.2015  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Diese zusätzliche Menge steht dem Weltmarkt aber letztlich nicht zur Verfügung, sondern wird in China verbleiben. Wir behalten daher unsere Prognose für den Maispreis in Chicago für Q4 2015 von 400 US-Cents je Scheffel bei. Auch unsere Schätzung für den Preis in Paris lassen wir unverändert, da die Knappheit an - nicht genverändertem - Mais in Europa den Preis unterstützen sollte. Dies hat sie bereits in den letzten Monaten getan. Tatsächlich liegt der Maispreis in der EU in den letzten Monaten nahe dem Weizenpreis, was selten vorkommt (Grafik 6, S. 4).

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Sojabohnen und Raps:

Der Sojabohnenpreis hat sich ebenfalls wieder weit von seiner Preisspitze zur Jahresmitte bei über 10 USD je Scheffel entfernt. Aktuell liegt er nur unwesentlich über seinem im August erreichten 5½-Jahrestief von 865 US-Cents je Scheffel.

Laut USDA soll die weltweite Produktion von Sojabohnen 2015/16 sogar um Haaresbreite über der Rekordproduktion des Vorjahres liegen. Und dies, obwohl sich die im Frühjahr erwartete starke Flächenverschiebung in den USA zugunsten von Sojabohnen nur in geringem Maße bewahrheitet hat. In den letzten Monaten wurden die Erwartungen an die US-Ernte allerdings kontinuierlich nach oben genommen. Da die globale Nachfrage weiter zulegen soll, fällt der Überschuss 2015 nach Erwartung des USDA aber nur rund halb so hoch wie im Vorjahr aus. Die weltweiten Endbestände sollen laut USDA um 6 Mio. Tonnen steigen.

Allerdings halten viele Beobachter die USDA-Schätzung für die Sojabohnenproduktion der USA wegen zu hoch angesetzter Erträge für zu optimistisch und daher korrekturanfällig. Dennoch: Eine weiterhin gute weltweite Versorgungslage - das Lager-Verbrauchs-Verhältnis soll mit 27% so hoch wie nur selten sein - und der starke US-Dollar dürften den Sojabohnenpreisen in Chicago weiter zu schaffen machen, zumal schwächere Währungen in wichtigen Anbieterländern von Palmöl, wie Malaysia und Indonesien, die Konkurrenz von dieser Seite ebenfalls erhöhen.

Hinzu kommt die Unsicherheit, ob Chinas Importe angesichts seiner Währungsabwertung vielleicht doch einen Dämpfer bekommen. Selbst wenn dies nicht der Fall sein sollte: Von der erwarteten höheren internationalen Nachfrage dürfte Brasilien stärker profitieren als die USA, da die brasilianische Währung Real stark abgewertet hat und gleichzeitig wohl - nach Erwartung von USDA und IGC - eine Ernte eingebracht wird, die den jüngsten Rekord von 2014/15 noch etwas übertrifft.

Allerdings beginnt die Aussaat erst ab September und dürfte sich bis Dezember ziehen. Geerntet wird dann erst ab Januar bis ins Frühjahr 2016. Das staatliche China National Grain and Oils Information Centre CNGOIC schätzt, dass Chinas Importe 2015/16 bedingt durch das schwächere Wirtschaftswachstum nur um 1 Mio. auf 78 Mio. Tonnen steigen. Davon sollen 27 Mio. Tonnen aus den USA kommen, nach knapp 30 Mio. 2014/15. Tatsächlich laufen die die US-Vorabverkäufe für die neue Ware bisher angesichts der Konkurrenz aus Südamerika und des starken US-Dollars schleppend (Grafiken 7 und 8).

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Trotz anziehender Getreidepreise dürfte es dem Sojabohnenpreis angesichts der üppigen Versorgungslage vorerst schwerfallen, sich über der Marke von 900 US-Cents je Scheffel zu etablieren. Wir behalten diese Prognose für das vierte Quartal 2015 bei und sehen erst für 2016 Erholungspotenzial.

Auch bei den Ölsaaten dürfte sich aber der europäische Preis - hier für Raps - besser entwickeln. Denn bei Raps sieht die Bilanz nicht nur in der EU, sondern auch weltweit sehr viel weniger gut aus als bei Sojabohnen. Dürrebedingt kräftige Ernteeinbußen in der EU (-13%) und Kanada (-19%) führen laut USDA zu einer negativen Bilanz 2015/16. Bereits in den beiden Vorjahren hatten selbst rekordhohe globale Ernten von 72 Mio. Tonnen nicht dazu geführt, dass die weltweiten Bestände nennenswert erhöht werden konnten.

Weltweit soll das Lager-Verbrauchs-Verhältnis auf ein 12-Jahrestief von 6% absinken und in der EU sogar noch darunter liegen. Eine Preisexplosion dürfte der Verbund zwischen den Ölsaaten verhindern, doch sollte Raps seinen durch die bessere Preisentwicklung seit Jahresbeginn durchgesetzten Preisabstand mindestens verteidigen können. Daher heben wir unsere Prognose für den Rapspreis in Paris auf 375 EUR je Tonnen im vierten Quartal 2015 an. Abwärtsrisiken sehen wir, wenn die US-Sojabohnenernte höher als erwartet ausfällt und der Sojabohnenpreis die Marke von 900 US-Cents je Pfund verfehlt.


Baumwolle:

Ende Juni hatte sich der Baumwollpreis in New York bis auf 68 US-Cents je Pfund hocharbeiten können, nachdem heftiger Regen die Aussaat in den USA erschwert hatte. Bis zum Saisonende am 31. Juli brach der Preis dann um 6% ein. Auch seither schwankt der Preis stark und liegt zuletzt mit rund 62 US-Cents je Pfund im unteren Bereich der in diesem Jahr gesehenen Notierungen. Eine klare Richtung hat der Baumwollpreis aber nicht gefunden. China als noch immer größter Verbraucher beeinflusst nicht zuletzt mit seinen politischen Eingriffen den Markt.

Mit staatlichen Baumwollauktionen wollte die Regierung in den letzten Monaten die hohen Lagerbestände abbauen, die ca. 50% der weltweiten Lagerbestände und das 1½-fache des chinesischen Jahresverbrauchs ausmachen. Nur ein Bruchteil der zu den Auktionen bereitgestellten Mengen fand aber auch tatsächlich Abnehmer. Als ein Grund für das geringe Interesse wurden neben Qualitätsproblemen die hohen Auktionspreise angeführt. Zudem ist die Nachfrage nach Baumwolle auch gering, weil die Konkurrenz von Kunstfasern der Baumwollbranche Probleme macht – die Textilexporte sanken im ersten Halbjahr 2015 um 3% - und Importe von Baumwollgarnen relativ günstiger sind als der Import von Rohware.


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