• Sonntag, 18 Mai 2025
  • 02:23 Frankfurt
  • 01:23 London
  • 20:23 New York
  • 20:23 Toronto
  • 17:23 Vancouver
  • 10:23 Sydney

Kautschuk: Anhaltendes Überangebot drückt auf die Preise

05.02.2014  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Der Kautschukpreis ist Ende Januar auf einen mehrjährigen Tiefstand gefallen. Denn am Markt für Naturkautschuk treffen ein steigendes Angebot und Sorgen vor einer schwächeren Nachfrage aufeinander. Viele der vor einigen Jahren zu Hochpreiszeiten angelegten Plantagen werden nun erstmals geerntet, was das Angebot weiter steigen lässt. Auf der Nachfrageseite trüben vor allem schwächere Wirtschaftsdaten aus dem weltgrößten Kautschukverbrauchsland China den Ausblick. Im Jahr 2014 dürfte das Angebot die Nachfrage das vierte Jahr in Folge übertreffen. Große Preissprünge sind daher unwahrscheinlich.

Der in Singapur gehandelte Terminkontrakt für Naturkautschuk ist Ende Januar unter die Marke von 2 USD je Kilogramm gefallen und hat damit den tiefsten Stand seit September 2009 erreicht (Grafik 1). Seit Jahresbeginn hat sich Kautschuk um 13% verbilligt, nachdem schon 2013 ein Jahresverlust von 25% zu Buche stand. Auslöser für den jüngsten Preisrückgang war ein kräftiger Anstieg der Kautschuklagerbestände in China.

Die Vorräte in den nicht-börsenregistrierten Lagerhäusern im Hafen von Qingdao sind Mitte Januar auf gut 300 Tsd. Tonnen gestiegen und lagen damit 10% höher als Ende November. Die Lagerbestände in den von der Shanghai Futures Exchange registrierten Lagerhäusern stiegen Ende Januar auf 208 Tsd. Tonnen, was dem höchsten Niveau seit Oktober 2004 entspricht. Seit Ende September sind die dortigen Vorräte nahezu ununterbrochen um insgesamt mehr als 60% angeschwollen (Grafik 2, Seite 2).

Der kräftige Lageraufbau in China ist auf sehr robuste chinesische Importe in den letzten drei Monaten des vergangenen Jahres zurückzuführen. Der Importsog am Jahresende erklärt sich neben dem gesunkenen Preisniveau mit der vorübergehenden Aussetzung der Exportsteuer im weltgrößten Naturkautschuk-Produzentenland Thailand. Im Dezember erreichten die chinesischen Kautschukimporte mit 350 Tsd. Tonnen ein Rekordniveau und lagen damit etwa doppelt so hoch wie im Durchschnitt des dritten Quartals (Grafik 3).

Da ein Großteil davon vorweggenommene Käufe gewesen sein dürften, sollte China in den kommenden Monaten deutlich weniger Kautschuk auf dem Weltmarkt nachfragen. Damit dürfte die Versorgung auch für die Zeit sicher gestellt sein, in der ab Ende Januar saisonbedingt die Gewinnung von Kautschuksaft für einige Wochen deutlich niedriger ist.

Noch im Herbst 2013 wurden einige unterstützende Faktoren für den Kautschukpreis gesehen: So sollte sich der Überschuss 2013 gegenüber dem Vorjahr nach Erwartung der International Rubber Study Group IRSG um 12% auf 284 Tsd. Tonnen verringern. Denn aus Thailand und Malaysia wurden für die erste Jahreshälfte des vergangenen Jahres jeweils eine gegenüber dem Vorjahr geringere Produktion gemeldet. Inzwischen wird die Situation auf dem Kautschukmarkt nicht nur angesichts der deutlich gestiegenen Lagerbestände in China anders bewertet.

Open in new window

Das Kautschukangebot aus dem weltgrößten Produzentenland Thailand dürfte 2013 entgegen vorheriger Annahmen gestiegen sein. Auch für 2014 wird ein höheres Angebot erwartet. Unklar sind die Auswirkungen der seit Monaten anhaltenden Proteste in der Hauptstadt Bangkok auf das thailändische Kautschukangebot. Die Kautschukplantagen liegen im Süden des Landes, wo es bislang ruhig geblieben ist, doch dürften auch Plantagenarbeiter ihre Arbeitsstätte verlassen haben, um sich an den Protesten zu beteiligen.

Der zweitgrößte Kautschukproduzent des Landes befürchtet daher, dass die thailändische Produktion im Januar und Februar um 10-20% sinken könnte. Das Amt für Agrarökonomie rechnet für 2014 dennoch mit einem Plus bei der thailändischen Produktion von gut 4% auf 4 Mio. Tonnen, nicht zuletzt aufgrund einer deutlich größeren Fläche, auf welcher erntereife Gummibäume stehen. Das wäre zugleich der vierte Produktionsanstieg in Thailand in Folge.

Neben Thailand hat in den letzten Jahren auch Vietnam zum steigenden Kautschukangebot beigetragen. Das Land konnte sich nach einem massiven Produktionsanstieg von 39% zwischen 2010 und 2013 auf knapp eine Mio. Tonnen auf die dritte Position der größten Kautschukproduzenten hinter Thailand und Indonesien vorarbeiten und damit Malaysia verdrängen. Laut Schätzung der IRSG von Ende Oktober soll auch die weltweite Produktion von Naturkautschuk in diesem Jahr um 4,5% steigen, da zwischen 2006 und 2008 angepflanzte Gummibäume erntereif werden.

Der globale Kautschukmarkt ist seit 2011 durch Angebotsüberschüsse gekennzeichnet, weil das Angebot in den letzten Jahren deutlich stärker gestiegen ist als die Nachfrage. Unklar ist, ob 2014 wie vom Analysehaus The Rubber Economist erwartet mit einem höheren Überschuss als 2013 zu rechnen ist. The Rubber Economist geht dabei sogar von einem etwas niedrigeren Angebotswachstum aus als die IRSG.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)