Tiberius Rohstoff-Research: Marktkommentar November 2013

Das war das Mantra der Finanzmärkte das ganze Jahr 2013 über. Der November 2013 machte hier keine Ausnahme. Die internationalen Aktienmärkte wiesen angeführt vom Nikkei 225 (+9,3%), gefolgt von Dax 30 (+4,3%) und S&P 500 (+2,8%) gute Gewinne aus, während die Rohstoffmärkte mit -0,8% (Dow Jones UBS und S&P Goldman Sachs Commodity Index) leicht schwächer schlossen. Besser als erwartete Konjunkturdaten beflügelten die Aktienmärkte, wurden aber an den Rohstoffmärkten erneut ignoriert.
Wir haben in unserem Kapitalmarktausblick 2014 die Frage erörtert, welche spezifischen Faktoren die Rohstoffpreise unten hielten während andere Anlageklassen einen zyklischen Aufschwung erlebten. Die conclusio ist, dass diese Faktoren entweder bereits weggefallen sind oder sich in 2014 zumindest abschwächen. Gleichzeitig ist das Sentiment gegenüber Rohstoffen so negativ eingefärbt, dass sowohl der absolute, als auch der relative Chart zu anderen Anlageklassen eine attraktive Einstiegsgelegenheit offerieren. Wir prognostizieren einen moderaten Anstieg des Dow Jones UBS Rohstoffindex zwischen +5% und +10% entlang der unteren Aufwärtstrendlinie in 2014.

Die Performance über die einzelnen Rohstoffsektoren war im November 2013 uneinheitlich. Die Metalle schlossen den Monat im Minus mit Silber (-8,6%), Nickel (-7,7%) und Aluminium (-6,5%) auf den letzten Plätzen. Gold und Silber notieren in der Nähe der Tiefpunkte aus dem zweiten Quartal 2013. Wir sehen aufgrund der stark gestiegenen spekulativen Short-Positionen eine erhöhte Wahrscheinlichkeit für einen charttechnischen Doppelboden.
Die meisten Industriemetalle handelten in den letzten Monaten in einer engen Spanne mit geringer Volatilität. Momentan befinden sie sich am unteren Ende der Handelsspanne. Wir halten an unserer Meinung fest, dass eine Short-Covering Rallye in den kommenden Wochen vor dem Hintergrund des Schließens der Bücher der meisten Fonds und des Index-Rebalancing im Januar 2014 die wahrscheinlichste Variante ist.
Die Metalle sind unserer Ansicht nach vor allem in Euro unterbewertet. Der US-Dollar zeigte in den letzten Wochen relative Stärke gegenüber den meisten asiatischen Währungen. Noch stärker war jedoch der Euro, was in den Cross Rates zu den asiatischen Währungen eine Überkauftsituation geschaffen hat. Die jüngste Leitzinssenkung und der Ausblick auf weitere Maßnahmen der Europäischen Zentralbank sind nach unserem Verständnis in den Währungsmärkten noch nicht verarbeitet. Auf der anderen Seite wird der US-Dollar von starken Konjunkturdaten und einem Zinsvorteil zehnjähriger US-Staatsanleihen gegenüber deutschen Bundesanleihen gestützt.
Wir erwarten einen Rückgang der EUR/USD Notierung auf 1,32 USD je Euro. Im Energiesektor waren große Performanceunterschiede zu beobachten. US Erdgas legte um knapp +8% zu. Die Lagerentnahmen lagen aufgrund der kalten Witterung die letzten Wochen über dem saisonalen Durchschnitt. Auf dem gegenwärtigen Preisniveau über 4,3 USD je mmBtU wird Erdgas Nachfrage an Kohle verlieren. Zudem stehen die weitaus wichtigeren Wintermonate Januar und Februar noch vor der Tür, so dass aus unserer Sicht viel zu früh ist, um ein kritisch tiefes Lagerniveau zum Ende der Entnahmesaison im Frühjahr 2014 auszurufen.
Der Preis von US-Erdgas wird sich nicht nachhaltig über der Marke von 4 USD je MMBtU halten können. Bei Rohöl lief die Preisdifferenz zwischen WTI und Brent zwischenzeitlich wieder auf den Wert von -19 USD je Fass, was sich in einer Minderperformance von -5% von WTI relativ zu Brent im November niederschlug. Die US-Raffineriemargen befinden sich wieder auf einem attraktiven Niveau, so dass wir von einer überdurchschnittlich hohen US-Rohölnachfrage der Raffinerien in den nächsten Wochen ausgehen.
Nach dieser Maßgabe sollten die Lagerzuflüsse nach Cushing, dem Erfüllungsort für WTI, sich dem Ende zuneigen. Auf der anderen Seite scheint Brent relativ hoch bewertet vor dem Hintergrund, dass ein Teil der OPEC-Produktion 2014 an den Markt zurückkehren wird. Wir sehen den Zielwert für Brent in 2014 bei 100 bis 105 USD je Fass. Der WTI-Brent-Spread sollte sich auf -5 USD je Fass erholen.
Im Agrarsektor wiesen Sojabohnen (+5,4%) erneut die beste Wertentwicklung auf. Die Kursgewinne wurden von hohen Exportvereinbarungen angetrieben, was das US-Landwirtschaftsministerium (USDA) im letzten WASDE-Bericht erneut zu einer Aufwärtsrevision der Exportschätzungen im Marketingjahr 2013/14 verleitete. Wie wir in unserem Kapitalmarktausblick 2014 ausführen, zählen wir Sojabohnen zu vielversprechendsten Short-Kandidaten. Wir gehen davon aus, dass einige Exportvereinbarungen rückgängig gemacht werden, wenn die erneut relativ groß avisierten südamerikanischen Ernten im Frühjahr 2014 verfügbar sind.
Die schlechteste Performance im Agrarbereich wies Zucker auf. Die Preise sind stark überverkauft, die gegenwärtige Überschusssituation ist aus unserer Sicht in den Preisen enthalten. Wir sehen den Zuckermarkt im Übergang von einem Überschuss - zu einem Defizitmarkt und erwarten im Jahr 2014 eine überdurchschnittliche Rendite.

© Tiberius Rohstoff-Research
Stuttgart, den 13.12.2013