Industriemetalle - Belebung der Weltwirtschaft unterstützt 2014 Preise

Da es in diesem Jahr bei dem Hochfahren von neuen Projekten jedoch einige Schwierigkeiten gab - allen voran ist hier die "Oyu Tolgoi"-Mine inder Mongolei zu nennen -, scheint uns der von der ICSG erwartete Angebotsüberschuss für 2013 von 387 Tsd. Tonnen als zu hoch gegriffen. Denn gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) hat sich in den ersten neun Monaten des Jahres "nur" ein Überschussin Höhe von 163 Tsd. Tonnen aufgebaut.
Die ICSG selbst hat von Januar bis August sogar nur einen saisonbereinigten Überschuss von 76 Tsd. Tonnen berichtet. Da sich die Schwierigkeiten teilweise bis ins nächste Jahr hineinziehen werden, dürfte unseres Erachtens auch der unterstellte Überschuss für 2014 von 632 Tsd. Tonnen zu hoch sein. Hinzu kommen die aktuell niedrigen Kupferpreise, die die Inbetriebnahme neuer Minenprojekte unattraktiv machen. Bei Preisen unterhalb von 7.000 USD je Tonne dürfte kaum ein neues Projekt bewilligt werden.
Führende Minenunternehmen schätzen den Angebotsüberschuss eher auf 200-400 Tsd. Tonnen. In China soll laut Aussagen des staatlichen Research-Instituts Antaike im nächsten Jahr trotz einer starken Ausweitung der Produktion ein Angebotsdefizit von 1,9 Mio. Tonnen bestehen, was etwas höher ist als in diesem Jahr. Codelco, der weltweit größte Kupferminenproduzent, plant daher die Prämien für nach China geliefertes Kupfer für 2014 um 41% auf 138 USD je Tonne zu erhöhen. Für Lieferungen nach Europa wurden die Prämien bereits um 32% erhöht.
Die höheren Prämien können auch als Indiz einer robusten Nachfrage angesehen werden. Ausgehend von China erwartet die ICSG im nächsten Jahr einen Anstieg der globalen Kupfernachfrage um 4,4%. Für China selbst sieht Antaike eine um 6,5% höhere Nachfrage. Diese wird durch die fortschreitende Urbanisierung getrieben, wozu Kupfer in elektronischen Anwendungen, Stromkabeln und weiterer Infrastruktur benötigt wird. Um den heimischen Bedarf zu decken, ist China stark auf Importe angewiesen. Im Durchschnitt wurden bislang in diesem Jahr rund 373 Tsd. Tonnen Kupfer pro Monat eingeführt (Grafik 5). Wir rechnen auch im nächsten Jahr mit anhaltend hohen Importen.
Unseres Erachtens wird das Angebot vom Markt zu optimistisch betrachtet und es besteht hier Enttäuschungspotenzial. Dies ist noch nicht in den Preisen eskomptiert. Daneben sollte die Nachfrage merklich anziehen, sofern die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Wir erwarten im nächsten Jahr einen durchschnittlichen Kupferpreis von 7.600 USD je Tonne.
Nickel:
Weltweit führende Nickelproduzenten, wie zum Beispiel Norilsk Nickel aus Russland oder die brasilianische Vale, erwarten für 2013 einen Überschuss am globalen Nickelmarkt in der Größenordnung von 130-150 Tsd. Tonnen. Dies deckt sich mit der Einschätzung der International Nickel Study Group (INSG). Im nächsten Jahr dürfte der Überschuss bestenfalls geringfügig abgebaut werden. Denn beim Angebot kommt Indonesien eine große Rolle zu. Dort soll zum 13. Januar das geplante Verbot von Erzexporten in Kraft treten. Im Vorfeld dessen hat das südostasiatische Land schon deutlich mehr Nickelerze als im Vorjahr exportiert - Marktschätzungen zufolge könnten es 2013 insgesamt bis zu 60 Mio. Tonnen werden - und so zur Ausweitung des Angebotsüberschusses am Weltmarkt beigetragen.
Viele Marktteilnehmer erwarten mittlerweile, dass das Exportverbot aufgeweicht wird, womit Indonesien wohl auch im nächsten Jahr viel Nickel ausführen würde. Indonesien zählt zu den Ländern mit den höchsten Nickelvorkommen. Zudem sind diese qualitativ sehr hochwertig.
Zur massiven Ausweitung des Angebots trug auch die zuletzt stark gestiegene Nickelroheisenproduktion (Nickel Pig Iron, NPI) in China bei. Letzten Schätzungen von Antaike zufolge könnte die NPI-Produktion dieses Jahr ein Niveau von 478 Tsd. Tonnen erreichen, 33% mehr als im letzten Jahr. Nickelroheisen hat sich somit in den letzten Jahren zu einer wesentlichen Angebotskomponente am Nickelmarkt entwickelt, die laut Norilsk Nickel 2013 rund 23% des gesamten Nickelangebots ausmachen könnte. Antaike geht zudem davon aus, dass sich der Aufwärtstrend der Nickelroheisenproduktion im nächsten Jahr fortsetzen wird.
Da das Angebot in den letzten 24 Monaten ununterbrochen die Nachfrage übertroffen hat, haben sich große Lagerbestände aufgetürmt. So haben sich die LME-Nickelvorräte in den vergangenen zwei Jahren auf rund 250 Tsd. Tonnen verdreifacht (Grafik 6). Daneben liegen Industriekreisen zufolge weitere 140 Tsd. Tonnen Nickelraffinade und möglicherweise 30 Mio. Tonnen Nickelerze in China auf Halde. Letztere wurden über Bedarf im Vorfeld des erwarteten indonesischen Exportverbots - dem Hauptlieferanten für China - ins Reich der Mitte importiert. Gemäß Daten der Zollbehörde belaufen sich die Nickelerzeinfuhren Chinas in den ersten zehn Monaten dieses Jahres bislang auf fast 57 Mio. Tonnen (Grafik 7).
Bei Preisen unterhalb von 14.000 USD je Tonne sind laut Einschätzung von Norilsk Nickel 35% der Nickelproduzenten weltweit nicht mehr profitabel. Weitere 15% arbeiten demnach an der Verlustschwelle. Dies muss jedoch nicht zwangsläufigzu Produktionskürzungen führen. Denn zum einen sind die Kosten von Stilllegungen Industriekreisen zufolge relativ hoch. Zum anderen haben viele Produzenten noch Potenzial, durch Effizienzsteigerungen oder den Wechsel auf andere Produktionstechnologien ihre Kosten zu senken.Selbst wenn kostenintensive Kapazitäten aus dem Markt genommen würden, dürfte dies durch die Inbetriebnahme neuer Anlagen und Minen zumindest teilweise wettgemacht werden.
Trotz einer Zunahme der Nickelnachfrage - die INSG erwartet für 2014 ein Plus von 4,5% - dürften unseres Erachtens die hohen Angebotsüberschüsse am globalen Nickelmarkt auch in den nächsten Jahren bestehen bleiben. Sofern es nicht zu umfangreichen Kapazitätsstilllegungen kommt und Indonesien auch imnächsten Jahr große Mengen Nickel exportiert, dürfte der Nickelpreis nicht wesentlichsteigen können. Wir sehen 2014 einen durchschnittlichen Nickelpreis von 14.100 USD je Tonne.

Aluminium:
Am globalen Aluminiummarkt dürfte sich die Lage im nächsten Jahr nicht wesentlich ändern. Das heißt, der Markt sollte - ausgehend von China - weiterhin hohe Überkapazitäten aufweisen. Denn trotz hoher Produktionsverluste wird die Produktion in China scheinbar unbeirrt ausgeweitet. Durch die Inbetriebnahme neuer Aluminiumschmelzen in westlichen Provinzen des Landes wurden allein im Oktober gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) knapp 2 Mio. Tonnen des Leichtmetalls hergestellt - ein Rekordwert (Grafik 8).