Industriemetalle - Belebung der Weltwirtschaft unterstützt 2014 Preise
10.12.2013 | Eugen Weinberg (Commerzbank)
Nach einem verlustreichen Jahr 2013 sollten sich die Metalle im nächsten Jahr wieder moderat verteuern. Zum einen sollte sich die von uns erwartete Erholung der globalen Wirtschaft in einer anziehenden Nachfrage widerspiegeln. China bleibt dabei trotz eines schwächeren Wachstums der Nachfragetreiber. Zum anderen erachten wir das Angebot bei manchen Metallen vom Markt als zu hoch eingeschätzt. Dies sehen wir in den Preisen noch nicht berücksichtigt.
Geschieht nicht noch ein Wunder, werden die Metallpreise das Jahr 2013 mit deutlichen Minuszeichen beenden. Die Verluste wurden dabei im ersten Halbjahr eingefahren. Dies war im Wesentlichen zwei Gründen geschuldet: Zum einen enttäuschte China mit schwachen Konjunkturdaten, nachdem die neue chinesische Regierung unter Führung des Staatspräsidenten Xi Jinping und des Ministerpräsidenten Li Keqiang den Fokus der zukünftigen Wirtschaftsausrichtung auf Nachhaltigkeit legte.
Zudem kamen zeitweise Sorgen über das chinesische Bankensystem auf, nachdemdie Interbanken-Zinsen im Reich der Mitte im Juni binnen weniger Wochen auf über 11% in die Höhe schnellten. Zum anderen kam die Diskussion auf, dass die US-Notenbank Fed schon frühzeitig mit einer Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnen könnte. Diesbrachte auch die Metallpreise unter Druck, obwohl sie bis dato nicht von "QE3" profitierten.
Im zweiten Halbjahr hellte sich die Situation zwar auf, dies führte bei den Metallen aber nur zu einer moderaten Erholungsbewegung, die ab August in einen Seitwärtstrend mündete, der bis heute anhält. Zuletzt drohte hier jedoch ein Herausfallen aus dieser Bewegung. Das größte Hindernis auf dem Weg nach oben war der lange Zeit schwelende Haushaltsstreit und das beinahe Erreichen der Schuldenobergrenze in den USA. Diese potenziellen Krisenherde sind immer noch nicht endgültig gelöscht.
Positive und teilweise überraschend gute Konjunkturdaten in China, den USA und Europa verhinderten lediglich einen deutlichen Rückgang der Metallpreise, gaben diesen aber kaum Auftrieb. Während zum Beispiel Mitte November die Aktienmärkte die Bekanntgabe detaillierter Reformpläne unter anderem zur Liberalisierung der Finanzmärkte und des Landerwerbs sowie einer Lockerung der Ein-Kind-Politik in China feierten, hatten die Metallpreise darauf hingegen gar nicht reagiert. Hier besteht unseres Erachtens Nachholpotenzial (Grafik 2).
Einige der Faktoren aus diesem Jahr werden die Preiseauch im nächsten Jahr beeinflussen. So dürfte gleich zu Jahresbeginn der Haushaltsstreit in den USA wieder aufflackern, denn der in letzter Minute zwischen Republikanern und Demokraten ausgehandelte Übergangshaushalt ist nur bis zum 15.Januar gültig. Sollte es bis dahin keine langfristige Lösung geben, drohen abermals Behördenschließungen. Die Schuldenobergrenze wurde bis zum 7. Februar ausgesetzt. Sollte auch hier keine nachhaltige Lösung gefunden werden, droht erneut die Zahlungsunfähigkeit der USA.
Die US-Notenbank Fed wird wohl nicht zuletzt deshalb ihre Anleihekäufe unverändert beibehalten. Darüber hinaus hatte die designierte neue Fed-Vorsitzende, Janet Yellen, Mitte November ausgesagt, dass sich die US-Wirtschaft erst stark erholen müsse, bevor die Fed mit der Reduzierung ihrer Anleihekäufe beginnt. Unsere Volkswirte rechnen mit dem Beginn des Ausstiegs aus der ultra-lockeren Geldpolitik im März/April.
Die wahrscheinlich negativen Auswirkungen dieses Schrittes sollten sich unseres Erachtens allerdings in Grenzen halten und nur kurzfristiger Natur sein, da dies vom Markt weitgehend erwartet und größtenteils in den Preisen eskomptiert ist und somit keine Überraschungmehr darstellen sollte.
Die Umsetzung der Mitte November in China beschlossenen Reformen dürfte die Metallmärkte das ganze Jahr über (und darüber hinaus) begleiten.Laut unseren Volkswirten werden dabei wohl zunächst die dringenderen bzw. weniger komplizierten Reformen wie zum Beispiel die Finanzmarkt-Liberalisierung realisiert. Die Reformen im Allgemeinen werden im Endeffekt das Wachstum in China verlangsamen, da sie die Investitionen reduzieren.
Die Investitionen werden im Wesentlichen aus folgenden Gründen nachlassen: 1) Weniger Landverkäufe bedeuten, dass den lokalen Behörden weniger finanzielle Mittel zur Verfügung stehen. 2) Deregulierung der Zinsen erhöht die Kosten für Kredite. 3) Staatseigene Betriebe müssen höhere Abgaben an die Regierung leisten. Dies ist in der Prognose unserer Volkswirte eines BIP-Wachstums von 7,5% im nächsten Jahr schon berücksichtigt (Grafik 3). Anpassungsbedarf sehen sie erst, wenn die Zinsen in China vom aktuellen Niveau deutlich und nachhaltig steigen.
Für die USA erwarten unsere Volkswirte im nächsten Jahr ein spürbar räftigeres BIP-Wachstum von 2,8%, nachdem die Fiskalpolitik die US-Wirtschaft 2013 noch deutlich gebremst hat. Denn es wurden große Fortschritte beim Abbau der volkswirtschaftlichen Ungleichgewichte erzielt. Es gibt kaum noch zu viele unverkaufte Immobilien, die Konsumenten haben ihre Verschuldung auf akzeptable Niveaus gesenkt und das Defizit im Bundeshaushalt ist ebenfalls deutlich gesunken. Weitere fiskalische Bremsmanöver sind daher nicht mehr zu erwarten, sofern es zu einer politischen Einigung im Haushaltsstreit und bei der Schuldenobergrenze kommt.
Im Euroraum hat die Wirtschaft die Rezession überwunden, die Staatsschuldenkrise sollte endgültig der Vergangenheit angehören. Der Aufschwung dürfte aber dennoch nur verhalten ausfallen - unsere Volkswirte rechnen für 2014 mit einem Plus von 0,9%.
Einen Risikofaktor für die von uns nach wie vor erwarteten Preisanstiege der Metalle könnte der US-Dollar darstellen. Denn unter anderem aufgrund der Reduzierung der Fed-Anleihekäufe sollte die US-Währung gegenüber dem Euro im Jahresverlauf aufwerten. Ende 2014 sehen unsere Währungsspezialisten einen EUR/USD-Wechselkursvon 1,28. Dies haben wir in unseren Prognosen berücksichtigt.
Im Folgenden werfen wir einen Blick auf die einzelnen Metallmärkte. Dabei stützen wir uns auch auf unsere Aussagen aus dem "Rohstoffe kompakt Industriemetalle" vom 23. Oktober. Die Aufhellung der Wirtschaftsperspektiven sollte generell zu einer höheren Nachfrage nach Metallen beitragen. In manchen Fällen dürfte eine Ausweitung des Angebots den Nachfrageanstieg aber relativ einfach kompensieren können.
Kupfer:
Der globale Kupfermarkt dürfte im nächsten Jahr aller Voraussicht nach von Überschüssen geprägt sein. Denn die weltweite Minenproduktion soll gemäß Einschätzung der International Copper Study Group (ICSG) im nächsten Jahr um 4,5% steigen, nachdem sie dieses Jahr schon merklich ausgeweitet wurde. Entsprechend sollte auch die Produktion von Kupferraffinade anziehen (Grafik 4), da die Schmelzereien aufgrund der hohen Schmelz- und Verarbeitungsgebühren - bedingt durch das reichhaltige Angebot an Kupferkonzentrat - Anreize haben, ihre Anlagen möglichst voll auszulasten.
Im November hat sich der weltweit größte börsennotierte Kupferproduzent, Freeport McMoRan, mit dem größten chinesischen Kupferschmelzer, Jiangxi Copper, für 2014 auf Schmelz- und Verarbeitungsgebühren von 92 USD je Tonne bzw. 9,2 US-Cents je Pfund geeinigt. DieGebühren liegen damit 31% über dem Vorjahresniveau. Dieser Abschluss wurde sogleich als Benchmark für weitere Verträge herangezogen. Für gewöhnlich sind die Gebühren umsohöher, je mehr Angebot an Kupferkonzentrat zur Verfügung steht.
Da es in diesem Jahr bei dem Hochfahren von neuen Projekten jedoch einige Schwierigkeiten gab - allen voran ist hier die "Oyu Tolgoi"-Mine inder Mongolei zu nennen -, scheint uns der von der ICSG erwartete Angebotsüberschuss für 2013 von 387 Tsd. Tonnen als zu hoch gegriffen. Denn gemäß Daten des World Bureau of Metal Statistics (WBMS) hat sich in den ersten neun Monaten des Jahres "nur" ein Überschussin Höhe von 163 Tsd. Tonnen aufgebaut.
Die ICSG selbst hat von Januar bis August sogar nur einen saisonbereinigten Überschuss von 76 Tsd. Tonnen berichtet. Da sich die Schwierigkeiten teilweise bis ins nächste Jahr hineinziehen werden, dürfte unseres Erachtens auch der unterstellte Überschuss für 2014 von 632 Tsd. Tonnen zu hoch sein. Hinzu kommen die aktuell niedrigen Kupferpreise, die die Inbetriebnahme neuer Minenprojekte unattraktiv machen. Bei Preisen unterhalb von 7.000 USD je Tonne dürfte kaum ein neues Projekt bewilligt werden.
Führende Minenunternehmen schätzen den Angebotsüberschuss eher auf 200-400 Tsd. Tonnen. In China soll laut Aussagen des staatlichen Research-Instituts Antaike im nächsten Jahr trotz einer starken Ausweitung der Produktion ein Angebotsdefizit von 1,9 Mio. Tonnen bestehen, was etwas höher ist als in diesem Jahr. Codelco, der weltweit größte Kupferminenproduzent, plant daher die Prämien für nach China geliefertes Kupfer für 2014 um 41% auf 138 USD je Tonne zu erhöhen. Für Lieferungen nach Europa wurden die Prämien bereits um 32% erhöht.
Die höheren Prämien können auch als Indiz einer robusten Nachfrage angesehen werden. Ausgehend von China erwartet die ICSG im nächsten Jahr einen Anstieg der globalen Kupfernachfrage um 4,4%. Für China selbst sieht Antaike eine um 6,5% höhere Nachfrage. Diese wird durch die fortschreitende Urbanisierung getrieben, wozu Kupfer in elektronischen Anwendungen, Stromkabeln und weiterer Infrastruktur benötigt wird. Um den heimischen Bedarf zu decken, ist China stark auf Importe angewiesen. Im Durchschnitt wurden bislang in diesem Jahr rund 373 Tsd. Tonnen Kupfer pro Monat eingeführt (Grafik 5). Wir rechnen auch im nächsten Jahr mit anhaltend hohen Importen.
Unseres Erachtens wird das Angebot vom Markt zu optimistisch betrachtet und es besteht hier Enttäuschungspotenzial. Dies ist noch nicht in den Preisen eskomptiert. Daneben sollte die Nachfrage merklich anziehen, sofern die Weltwirtschaft wieder Fahrt aufnimmt. Wir erwarten im nächsten Jahr einen durchschnittlichen Kupferpreis von 7.600 USD je Tonne.
Nickel:
Weltweit führende Nickelproduzenten, wie zum Beispiel Norilsk Nickel aus Russland oder die brasilianische Vale, erwarten für 2013 einen Überschuss am globalen Nickelmarkt in der Größenordnung von 130-150 Tsd. Tonnen. Dies deckt sich mit der Einschätzung der International Nickel Study Group (INSG). Im nächsten Jahr dürfte der Überschuss bestenfalls geringfügig abgebaut werden. Denn beim Angebot kommt Indonesien eine große Rolle zu. Dort soll zum 13. Januar das geplante Verbot von Erzexporten in Kraft treten. Im Vorfeld dessen hat das südostasiatische Land schon deutlich mehr Nickelerze als im Vorjahr exportiert - Marktschätzungen zufolge könnten es 2013 insgesamt bis zu 60 Mio. Tonnen werden - und so zur Ausweitung des Angebotsüberschusses am Weltmarkt beigetragen.
Viele Marktteilnehmer erwarten mittlerweile, dass das Exportverbot aufgeweicht wird, womit Indonesien wohl auch im nächsten Jahr viel Nickel ausführen würde. Indonesien zählt zu den Ländern mit den höchsten Nickelvorkommen. Zudem sind diese qualitativ sehr hochwertig.
Zur massiven Ausweitung des Angebots trug auch die zuletzt stark gestiegene Nickelroheisenproduktion (Nickel Pig Iron, NPI) in China bei. Letzten Schätzungen von Antaike zufolge könnte die NPI-Produktion dieses Jahr ein Niveau von 478 Tsd. Tonnen erreichen, 33% mehr als im letzten Jahr. Nickelroheisen hat sich somit in den letzten Jahren zu einer wesentlichen Angebotskomponente am Nickelmarkt entwickelt, die laut Norilsk Nickel 2013 rund 23% des gesamten Nickelangebots ausmachen könnte. Antaike geht zudem davon aus, dass sich der Aufwärtstrend der Nickelroheisenproduktion im nächsten Jahr fortsetzen wird.
Da das Angebot in den letzten 24 Monaten ununterbrochen die Nachfrage übertroffen hat, haben sich große Lagerbestände aufgetürmt. So haben sich die LME-Nickelvorräte in den vergangenen zwei Jahren auf rund 250 Tsd. Tonnen verdreifacht (Grafik 6). Daneben liegen Industriekreisen zufolge weitere 140 Tsd. Tonnen Nickelraffinade und möglicherweise 30 Mio. Tonnen Nickelerze in China auf Halde. Letztere wurden über Bedarf im Vorfeld des erwarteten indonesischen Exportverbots - dem Hauptlieferanten für China - ins Reich der Mitte importiert. Gemäß Daten der Zollbehörde belaufen sich die Nickelerzeinfuhren Chinas in den ersten zehn Monaten dieses Jahres bislang auf fast 57 Mio. Tonnen (Grafik 7).
Bei Preisen unterhalb von 14.000 USD je Tonne sind laut Einschätzung von Norilsk Nickel 35% der Nickelproduzenten weltweit nicht mehr profitabel. Weitere 15% arbeiten demnach an der Verlustschwelle. Dies muss jedoch nicht zwangsläufigzu Produktionskürzungen führen. Denn zum einen sind die Kosten von Stilllegungen Industriekreisen zufolge relativ hoch. Zum anderen haben viele Produzenten noch Potenzial, durch Effizienzsteigerungen oder den Wechsel auf andere Produktionstechnologien ihre Kosten zu senken.Selbst wenn kostenintensive Kapazitäten aus dem Markt genommen würden, dürfte dies durch die Inbetriebnahme neuer Anlagen und Minen zumindest teilweise wettgemacht werden.
Trotz einer Zunahme der Nickelnachfrage - die INSG erwartet für 2014 ein Plus von 4,5% - dürften unseres Erachtens die hohen Angebotsüberschüsse am globalen Nickelmarkt auch in den nächsten Jahren bestehen bleiben. Sofern es nicht zu umfangreichen Kapazitätsstilllegungen kommt und Indonesien auch imnächsten Jahr große Mengen Nickel exportiert, dürfte der Nickelpreis nicht wesentlichsteigen können. Wir sehen 2014 einen durchschnittlichen Nickelpreis von 14.100 USD je Tonne.
Aluminium:
Am globalen Aluminiummarkt dürfte sich die Lage im nächsten Jahr nicht wesentlich ändern. Das heißt, der Markt sollte - ausgehend von China - weiterhin hohe Überkapazitäten aufweisen. Denn trotz hoher Produktionsverluste wird die Produktion in China scheinbar unbeirrt ausgeweitet. Durch die Inbetriebnahme neuer Aluminiumschmelzen in westlichen Provinzen des Landes wurden allein im Oktober gemäß Daten des International Aluminium Institute (IAI) knapp 2 Mio. Tonnen des Leichtmetalls hergestellt - ein Rekordwert (Grafik 8).
Zwar wurden mittlerweile einige teure Produktionskapazitäten im Reich der Mitte stillgelegt, dies wurde aber durch das Anfahren neuer Schmelzen in kostengünstigen Gebieten mehr als wettgemacht. Dieser Trend sollte sich auchim nächsten Jahr fortsetzen. Aufgrund von verschiedenen Anreizen und geringeren Energiekosten dürften insgesamt 3-4 Mio. Tonnen neue Kapazitäten in den westlichen Regionen geschaffen werden. Merklich ausgeweitet wird die Produktion auch im Nahen Osten.
In Abu Dhabi entstehtbeispielsweise derzeit eine der größten Aluminiumschmelzen der Welt mit einer jährlichen Produktionskapazität von 1,3 Mio. Tonnen. Ein Teil der Anlage ist bereits seit September in Betrieb. Daten von WBMS zufolge wies der globale Aluminiummarkt schon in den ersten neun Monaten 2013 einen Überschuss von gut 1,2 Mio. Tonnen auf (Grafik 9). Dies spiegelt sich auchin den Lagerbeständen wider, die an der LME weiter in der Nähe des im Juli registrierten Rekordhochs von 5,5 Mio. Tonnen liegen.
Gemäß Angaben des chinesischen Datenanbieters Shanghai Metals Market (SMM) liegen die marginalen Produktionskosten in China aber immer noch bei rund 2.500 USD je Tonne und damit weit über den aktuellen Preisen. Ende November beliefen sich demnach die durchschnittlichen Produktionsverluste in China auf 140 USD je Tonne. Industriekreisen zufolge ist bei 2.000 USD je Tonne in etwa die Hälfte der weltweiten Aluminiumproduktion unrentabel, unter 1.800 USD je Tonne erhöht sich dieser Anteil sogar auf ungefähr 70%.
Ausgehend von China dürfte die globale Aluminiumnachfrage auch im nächsten Jahr um 5-6% wachsen. Hierzu tragen die erwartete Erholung der Weltwirtschaft im Allgemeinen sowie eine robuste Nachfrage aus verschiedenen Industrien im Speziellen bei. Hervorzuheben ist dabei der Transport- und Bausektor. In China selbst dürfte derAluminiumverbrauch 2014 um rund 8% zulegen, womit das Reich der Mitte seine dominante Stellung auch auf der Nachfrageseite ausbaut.
Aluminium dürfte zudem das Metall sein, das von den bevorstehenden Regeländerungen der LME am stärksten betroffen ist. Anfang November hattedie LME Details zu den neuen Auslieferungsregelungen von Metallen aus den Lagerhäusern veröffentlicht. Demnach müssen Lagerhäuser, bei denen die Wartezeit zur Auslieferung mehr als 50 Kalendertage beträgt, täglich mindestens 1.500 Tonnen mehr ausliefern als eingeliefert wird. Die Änderungen treten zum 1. April 2014 in Kraft.
Mit der Einführung der neuen LME-Regularien könnten unseres Erachtens die nach wie vor hohen physischen Prämien ein gutes Stück sinken. Ob dies nachhaltig sein wird, bleibt allerdings abzuwarten. Denn dazu bedarf es einer merklichen Verflachung der Forward-Kurve, die Finanztransaktionen unattraktivermachen würde.
Aufgrund der hohen physischen Prämien und mancherortsSubventionen (z.B. bei Strom) werden viele Produzenten künstlich am Leben erhalten. Dies macht einen dringend benötigten Abbau der Überschüsse schwierig. Dennoch scheinen uns Produktionskürzungen unausweichlich, da die Verluste nicht unbegrenzt durchgehalten werden können. Langfristig betrachtet sollten die Produktionskosten eine Untergrenze für die Preise darstellen. Wir erwarten im nächsten Jahr einen durchschnittlichen Aluminiumpreis von 1.850 USD je Tonne.
Zink:
Ähnlich wie bei Kupfer könnte unseres Erachtens auchdie International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) ihre Schätzung eines Angebotsüberschusses am globalen Zinkmarkt von 115 Tsd. Tonnen für das nächste Jahr zu hoch angesetzt haben. Denn eine Reihe großer Zinkminen nähert sich ihrem Lebensende bzw. hat dieses bereits erreicht. Zu nennen sind hier zum Beispiel die Minen "Brunswick" und "Preseverance" in Kanada, die in den vergangenen Monaten stillgelegt wurden. In Irland wird im Laufedes nächsten Jahres die "Lisheen"-Mine schrittweise heruntergefahren. Zu guter Letzt erreicht im Jahr 2016 die "Century"-Mine in Australien, eine der weltgrößten Zinkminen überhaupt, ihr Ende.
Zwar liegen die Produktionskosten mit geschätzt knapp 1.700 USD je Tonne unter dem aktuellen Zinkpreis, zur Inbetriebnahme neuer Minenprojekte bedarf es wohl aber deutlich höheren Preisen. Industriekreisen zufolge sind für einen wirtschaftlich durchführbaren Start in etwa 2.200 USD je Tonne notwendig. Viele Unternehmen schrecken daher aktuell vor neuen Projekten zurück. Die Projekte, die jüngst angestoßenworden sind, sind meist kleinerer Natur und bis zur Produktionsaufnahme werden noch viele Jahre vergehen.
Die Schließung der großen Minen kann also nur teilweise durch die Inbetriebnahme neuer Minen ausgeglichen werden, so dass laut Einschätzung des Minenunternehmens MMG Ltd., dem Betreiber der "Century"-Mine, dem globalen Zinkmarkt in den nächsten Jahren rund 1 Mio. Tonnen Angebot entzogen werden.
Die Marktbilanz engt sich aber nicht nur angebotsbedingt ein. Auch von der Nachfrageseite kommen entsprechende Impulse (Grafik 10). Ausgehend von China erwartet die ILZSG einen Anstieg der globalen Zinknachfrage im nächsten Jahr um 5%. In China soll die Nachfrage um 7% zunehmen. Etwas pessimistischer zeigt sich Antaike, das für die chinesische Nachfrage aber immer noch ein Plus von 5% sieht. Haupttreiber bleibt dabei die Galvanisierung von Stahl, die 56% der gesamten Zinknachfrage ausmachen soll.
Im Durchschnitt wurden in diesem Jahr bislang monatlich mehr als 3,5 Mio. Tonnen galvanisierter Stahl in China hergestellt, gut 12% mehr als im Vorjahr. Daneben tragen der Bausektor und die Automobilindustrie zur höheren Nachfrage bei. Ein Teil der chinesischen Zinknachfrage wird über Importe befriedigt. Diese dürften laut Antaike 2014 wie in den letzten Jahren auch bei rund 500 Tsd. Tonnen liegen. Aufgrund der sich anspannenden Lage am globalen Zinkmarkt dürfte der Zinkpreis gut unterstützt sein. Wir gehen daher im nächsten Jahr von einem Preisanstieg auf durchschnittlich 2.000 USD je Tonne aus.
Blei:
Wie bereits im Oktober veröffentlicht, erwartet die ILZSG am globalen Bleimarkt 2014 erstmals seit fünf Jahren wieder ein Angebotsdefizit. Dieses soll mit 23 Tsd. Tonnen zwar noch moderat ausfallen, ist aber ein klares Signal für den Markt. Da Blei oftmals zusammen mit Zink abgebaut wird, ist auch das Bleiminenangebot aufgrund der oben beschriebenen Schließungen begrenzt. Darüber hinaus kommt es derzeit in den USA,dem weltweit zweitgrößten Bleiproduzenten hinter China, zu unvorhergesehenen Produktionsausfällen in einer großen Batterie-Recycling-Fabrik.
Zudem steht dort eine große Bleischmelze mit einer Produktionskapazität von 220 Tsd. Tonnen pro Jahr vor der planmäßigen Schließung. Diese wird vom Betreiber aufgrund verschärfter Umweltauflagen der US-Umweltbehörde EPA im Dezember stillgelegt. In China wiederum scheint derTrend einer stetig und stark steigenden Bleiproduktion der letzten Jahre auszulaufen. Im Durchschnitt wurden dort in diesem Jahr bislang gut 400 Tsd. Tonnen Blei pro Monat produziert, 5% weniger als im letzten Jahr (Grafik 11, Seite 6). Dies dürfte zum Großteil auf die vom Ministerium für Industrie und Informationstechnologie erzwungene Schließung von gut 800 Tsd. Tonnen p.a. veralteter Schmelzkapazitäten zurückzuführen sein.
Die Schließung der Schmelze in den USA dürfte zu einer steigenden US-Nachfrage nach verarbeitetem Blei auf dem Weltmarkt führen und sich entsprechend in höheren Importen bemerkbar machen (Grafik 12). Neben den USA sollte China seine dominante Rolle auf der Nachfrageseite untermauern. Durch die Ausweitung derAutomobil- und E-Bike-Produktion - in beiden Fällen werden Bleibatterien benötigt - erwartet die ILZSG, dass die chinesische Bleinachfrage im nächsten Jahr um mehr als 7% zulegt.
Unseres Erachtens weist der globale Bleimarkt von allen Metallmärkten die angespannteste Situation auf. Das Angebot dürfte auf absehbare Zeit knapp bleiben, was den Preis gut unterstützen sollte. Wir sehen Blei im nächsten Jahr bei durchschnittlich 2.225 USD je Tonne.
Zinn:
Ähnlich wie bei Nickel nimmt Indonesien auch am globalen Zinnmarkt eine wesentliche Rolle ein. Denn das südostasiatische Land ist der weltweit größte Zinnexporteur und versorgt maßgeblich den Weltmarkt. Wie es ab dem nächsten Jahr dem Nickelmarkt droht, haben neue Regularien in diesem Jahr den Angebotsfluss bei Zinnmerklich gebremst. Denn nach langem Anlauf muss Zinn seit 1. September über die Indonesia Commodity and Derivatives Exchange (ICDX) in Jakarta gehandelt werden, bevor es ausgeführt werden darf.
Indonesien möchte mit der Maßnahme die Londoner Metallbörse zur Feststellung der Benchmark-Preise für Zinn ersetzen. Zum Handel dort müssen die Marktteilnehmer allerdings lizenziert sein. Da die Lizenzen jedoch nur schleppend erteilt werden, sinddie indonesischen Zinnexporte im September auf nur 786 Tonnen eingebrochen. Im Oktober waren es dann immerhin wieder 4.070 Tonnen, im November 5.193 Tonnen. Das International Tin Research Institute (ITRI) schätzt, dass Indonesien monatlich rund 8.000 Tonnen Zinn ausführen muss, damit sich auf dem Weltmarkt Angebot und Nachfrage die Waage halten.
Die Mitgliederzahl an der ICDX dürfte in den kommenden Monaten zwar sukzessive zunehmen, was sich folglich auch in höheren Handelsvolumina und schlussendlich Exporten niederschlagen sollte. Es dürfte aber noch einige Monate dauern, bis die Ausfuhren wieder ihre vorherigen Niveaus erreichen. Gemäß WBMS lag das Angebotsdefizitzwischen Januar und September bei knapp 3 Tsd. Tonnen (Grafik 13). Der Markt dürfte auch im nächsten Jahr defizitär bleiben. Das ITRI schätzt, dass der globale Zinnmarkt dieses Jahr ein Angebotsdefizit von 7,4 Tsd. Tonnen aufweisen wird. Dieses soll sich im nächsten Jahr auf 12,4 Tsd. Tonnen ausweiten.
Zinn:Ähnlich wie bei Nickel nimmt Indonesien auch am globalen Zinnmarkt eine wesentliche Rolle ein. Denn das südostasiatische Land ist der weltweit größte Zinnexporteur und versorgt maßgeblich den Weltmarkt. Wie es ab dem nächsten Jahr dem Nickelmarkt droht, haben neue Regularien in diesem Jahr den Angebotsfluss bei Zinnmerklich gebremst. Denn nach langem Anlauf muss Zinn seit 1. September über die Indonesia Commodity and Derivatives Exchange (ICDX) in Jakarta gehandelt werden, bevor es ausgeführt werden darf.
Indonesien möchte mit der Maßnahme die Londoner Metallbörse zur Feststellung der Benchmark-Preise für Zinn ersetzen. Zum Handel dort müssen die Marktteilnehmer allerdings lizenziert sein. Da die Lizenzen jedoch nur schleppend erteilt werden, sinddie indonesischen Zinnexporte im September auf nur 786 Tonnen eingebrochen. Im Oktober waren es dann immerhin wieder 4.070 Tonnen, im November 5.193 Tonnen. Das International Tin Research Institute (ITRI) schätzt, dass Indonesien monatlich rund 8.000 Tonnen Zinn ausführen muss, damit sich auf dem Weltmarkt Angebot und Nachfrage die Waage halten.
Die Mitgliederzahl an der ICDX dürfte in den kommenden Monaten zwar sukzessive zunehmen, was sich folglich auch in höheren Handelsvolumina und schlussendlich Exporten niederschlagen sollte. Es dürfte aber noch einige Monate dauern, bis die Ausfuhren wieder ihre vorherigen Niveaus erreichen. Gemäß WBMS lag das Angebotsdefizitzwischen Januar und September bei knapp 3 Tsd. Tonnen (Grafik 13). Der Markt dürfte auch im nächsten Jahr defizitär bleiben. Das ITRI schätzt, dass der globale Zinnmarkt dieses Jahr ein Angebotsdefizit von 7,4 Tsd. Tonnen aufweisen wird. Dieses soll sich im nächsten Jahr auf 12,4 Tsd. Tonnen ausweiten.
Auf einen Blick
© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst
Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG
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