Energie: Der Markt bleibt weiter angebotsgetrieben - Libyen im Fokus


Der Ölmarkt bleibt überwiegend angebotsgetrieben. So reagierte der Ölpreis zu Beginn der Woche erleichtert über ausbleibende Förderausfälle in den USA, nachdem der Tropensturm "Karen" keine größeren Schäden angerichtet hatte. Der Haupt-Brennpunkt der Marktteilnehmer auf der Angebotsseite bleibt jedoch weiterhin Libyen. Dort war die Ölförderung von zuvor über 1,4 mbpd streikbedingt zwischenzeitlich auf knapp 200.000 bpd gefallen.
Nachdem im Westen des Landes nach und nach einige Ölfelder wieder in Produktion gingen und die tägliche Förderung rund 700.000 Barrel erreichte, wuchs die Hoffnung auf eine ähnliche Entwicklung im Osten des Landes, wo sich das Gros der Förderung befindet und Häfen und Ölfelder nach wie vor von militanten Oppositionellen blockiert werden.

Die Erwartung einer Entspannung der Lage erwies sich als trügerisch. Die spektakuläre Entführung von Ministerpräsident Al-Seidan am Donnerstag dieser Woche ging zwar glimpflich zu Ende, unterstrich aber die Macht der Milizen im Land. Eine schnelle Normalisierung erscheint daher nun wenig wahrscheinlich.

"Call on OPEC" dürfte zurückgehen
Die Monatsberichte von EIA und OPEC wurden in der laufenden Handelswoche veröffentlicht. Beide bekräftigten noch einmal die allseits bekannte Einschätzung der guten Angebotssituation, vor allem außerhalb der OPEC. Die amerikanische EIA hob ihre Erwartung für das Produktionsplus von Nicht-OPEC-Öl für 2014 um 50.000 bpd auf 1,5 Mio. Barrel pro Tag an, vor allem dank der positiven Entwicklung durch Schieferölförderung im eigenen Land.

Die OPEC ist derweil mit einem erwarteten Plus der Nicht-OPEC-Förderung von 1,21 mbpd im kommenden Jahr etwas vorsichtiger. Da das Wachstum der globalen Ölnachfrage mit rund 1 Mio. Barrel pro Tag darunter liegen dürfte, wird die Nachfrage nach OPEC-Öl entsprechend zurückgehen. Das Kartell selbst sieht, trotz der vorsichtigeren Einschätzung der Nicht-OPEC-Förderung, einen Rückgang der Nachfrage nach OPEC-Rohöl auf 29,56 mbpd.
Sofern die Angebotsstörungen, vor allem in Libyen, Irak und Nigeria weiterhin hoch bleiben, dürfte der Förderrückgang leicht zu managen sein. Andernfalls bleibt abzuwarten, wie sich das Dilemma zwischen Marktanteilsverlusten und Preisrückgängen schließlich auflöst.
© Frank Klumpp, CFA
Commodity Research
Quelle: Landesbank Baden-Württemberg, Stuttgart
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