Umweltpolitik in den USA verteuert Benzin auch in Europa


Die durchschnittlichen Benzinpreise an den Tankstellen in den USA sind Mitte Juli innerhalb einer Woche um 15 US-Cents pro Gallone gestiegen, was dem stärksten Anstieg seit fünf Monaten entsprach. Mit 3,67 USD je Gallone ist Benzin an der Tankstelle inzwischen so teuer wie zuletzt vor vier Monaten. Das aktuelle Preisniveau ist laut US-Energiebehörde EIA 32% höher als im Durchschnitt der vergangenen fünf Jahre zu dieser Jahreszeit. Ein Grund ist der kräftig gestiegene Ölpreis. Seit Anfang Juli ist der Brentölpreis um 5% gestiegen, der WTI-Ölpreis sogar um 10%.
Doch auch die Preisdifferenz zwischen Benzin und Rohöl hat sich zuletzt spürbar ausgeweitet. Diese liegt aktuell bei 22 USD je Barrel auf dem höchsten Niveau seit März. Seit Monatsgeginn hat sie sich um gut 10 USD ausgeweitet. Wie schon im März ging die Verteuerung von Benzin mit einem kräftigen Preisanstieg bei den Ethanolgutschriften (Renewable Identification Number oder abgekürzt RIN), einher. Diese stiegen seit Ende Juni um 40 US-Cents pro Gallone und erreichten zwischenzeitlich mit mehr als 1,4 USD je Gallone ein Rekordniveau (Grafik 1). Was sind die Hintergründe dafür?
Die RINs werden von den Biokraftstoffproduzenten und -importeuren für jede produzierte Gallone Biokraftstoff vergeben. Jeder Gallone Biokraftstoff ist dabei ein RIN namentlich zugeordnet. Aufgrund der US-Regierungsvorgaben sind die Kraftstoffproduzenten dazu verpflichtet, den im Inland verkauften Kraftstoffen steigende Volumina an erneuerbaren Kraftstoffen beizumischen. Das vorläufige Mandat für 2013 setzt voraus, dass in diesem Jahr 13,8 Mrd. Gallonen an Ethanol dem Benzin beigemischt werden müssen.
Entsprechend werden in diesem Jahr von den Kraftstoffproduzenten 13,8 Mrd. Ethanol-RINs benötigt. Bei Nichteinhaltung der geforderten Anzahl an RINs müssen von den Raffineriebetreibern hohe Geldstrafen entrichtet werden. Fehlende Ethanolgutschriften müssen daher am Markt erworben werden. Die Bereitschaft, überschüssige RINs abzugeben, ist gering, da für die kommenden Jahre mit einer weiteren Verschärfung des Beimischungsmandates gerechnet wird und nicht eingelöste RINs von den Eigentümern in das nächste Jahr mitgenommen werden können. Der steigende Bedarf an RINs lässt daher die Preise steigen.

Der 2007 in Kraft getretene Renewable Fuel Standard (RFS) hatte als Ziel ausgegeben, die Beimischung von Biokraftstoffen in den USA von 9 Mrd. Gallonen im Jahr 2008 auf 36 Mrd. Gallonen im Jahr 2022 anzuheben (Grafik 2). Im Jahr 2007 markierte der US-Ölbedarf sein bisheriges Hoch. Die Prognosen gingen damals von einem weiteren Anstieg aus. Tatsächlich ist der US-Ölbedarf in den letzten Jahren stark zurückgegangen. Die durchschnittliche USBenzinnachfrage ist seit der Einführung des RFS um 8,4% gesunken und hat im vergangenen Jahr mit 8,6 Mio. Barrel pro Tag ein 11-Jahrestief markiert (Grafik 3).
Die Prognosen für die kommenden Jahre deuten nicht auf einen signifikanten Anstieg der Nachfrage hin. Angesichts der geringeren Benzinnachfrage ist es für die US-Raffinerien schwierig, die stetig steigende Menge an Biokraftstoff beizumischen, ohne die kritische Grenze von 10% zu überschreiten, welche auch "Blendwall" genannt wird. Da viele ältere Fahrzeuge einen höheren Ethanolgehalt nicht vertragen, sind die Benzinproduzenten dazu nicht bereit.