Umweltpolitik in den USA verteuert Benzin auch in Europa

Eine prozentual festgelegte Menge an beizumischenden Biokraftstoffen dürfte sinnvoller sein. Damit die Einführung von E15 beschleunigt wird, könnte sich der Staat durch die EPA an den Infrastrukturkosten beteiligen, um das Risiko und die Kosten für die Produzenten zu senken. Bei einer mit den Autoherstellern gut kommunizierten Einführung von E15 und einer wieder anziehenden Benzinnachfrage könnte sich die Lage am Markt für Ethanolgutschriften in absehbarer Zeit normalisieren.
Ohnehin arbeitet die Zeit für E15. Denn dank der fast wieder auf das Niveau von 2007 gestiegenen Autoabsatzzahlen sinkt das Alter der Fahrzeugflotte in den USA. Damit erhöht sich auch der Anteil der Fahrzeuge, welche mit E15 betrieben werden können.
Da Benzin ein global handelbarer Rohstoff und der US-Benzinmarkt der größte der Welt ist, hat die dortige Entwicklung auch Auswirkungen auf den europäischen Markt. Ein steigender Benzinpreis in den USA wirkt somit auch preissteigernd für den Benzinpreis in Europa (Grafik 4). Die Preisdifferenz zwischen Benzin und Rohöl in Europa ist mit 13 USD je Barrel zwar 9 USD geringer als in den USA. Der Großteil des Preisunterschieds ist allerdings auf die RINPreise zurückzuführen, welche US-Benzin verteuern. Auch in Europa hat sich die Preisdifferenz zwischen Benzin und Rohöl seit Ende Juni nahezu verdoppelt, was nicht nur saisonale Gründe haben dürfte.
Während der Brentölpreis in diesem Monat um 5% gestiegen ist, legte der Benzinpreis in Rotterdam im gleichen Zeitraum um 9% zu. Angesichts der attraktiven Verarbeitungsmargen dürften die US-Raffinerien ihre hohe Benzinproduktion aufrechterhalten. Die Rohölverarbeitung liegt momentan auf dem höchsten Niveau seit acht Jahren (Grafik 18).
An der US-Golfküste, wo sich ca. die Hälfte der US-Raffineriekapazitäten befinden, wird derzeit sogar soviel Rohöl verarbeitet wie noch nie seit Beginn der Datenreihe im Jahr 1992. Aufgrund der Beimischungsvorgaben auf dem heimischen Markt dürften die USA in den kommenden Monaten verstärkt Benzin exportieren (Grafik 5) und damit europäischen Raffinerien auf deren wichtigsten Absatzmärkten Konkurrenz machen. Steigende Tankerraten deuten bereits darauf hin. Raffinerien in Europa könnten durch diese Entwicklung weiter unter Druck geraten und mit einer Verringerung ihrer Verarbeitungskapazitäten reagieren. Dies würde zu steigenden Benzinpreisen in Europa führen, bis der Anreiz zu Importen besteht.

Auf einen Blick



