Umweltpolitik in den USA verteuert Benzin auch in Europa

Eine mögliche Lösung, um die geforderte Beimischungsmenge einzuhalten, ist die vermehrte Nutzung von E15, welches zu 15% aus Ethanol und zu 85% aus Benzin besteht. Von der Produktionsseite dürfte es kein Problem geben, E15 herzustellen und somit den "Blendwall" von 10% zu überschreiten. Laut EPA können Fahrzeuge, die ab 2001 gebaut wurden, E15 verwenden. Der EPA zufolge könnten über 62% der Autos in den USA mit E15 betrieben werden. Dieser Anteil macht über 80% des verkauften bleifreien Kraftstoffs aus. Das American Petroleum Insitute (API) warnt dagegen vor möglichen Motorschäden durch E15. Zudem garantieren nicht alle Autohersteller für dessen schadensfreie Nutzung.
Selbst wenn über 60% der Fahrzeuge in den USA E15 tanken könnten, gibt es daher keine Garantie, dass die Besitzer dieser Autos auch tatsächlich darauf zuückgreifen werden. Ein weiteres Problem ist, dass es in den USA aktuell nur wenige Tankstellen gibt, die E15 anbieten. Denn durch die Einführung von E15 entstehen den Tankstellenbetreibern Kosten für den Aufbau der dafür notwendigen Infrastruktur.
Die Kraftstoffproduzenten können das Problem auch nicht dadurch lösen, indem sie mit Biokraftstoff beigemischtes Benzin exportieren, da RINs nur den Produzenten gutgeschrieben werden, die das Produkt im Inland verkaufen. Dagegen besteht für die US-Benzinproduzenten der Anreiz, sich nach Exportmärkten für Rohbenzin umzuschauen. In der Folge könnte sich das Angebot von Benzin in den USA verknappen. Derzeit kann davon allerdings noch keine Rede sein.
Die US-Benzinlagerbestände liegen aktuell 9% über dem Niveau des Vorjhres und 4,4% über dem langjährigen Durchschnitt (Grafik 16). Steigende RIN-Preise verteuern dennoch auch Benzin. Bei einer Beimischung von 10% bedeutet ein Anstieg der RIN-Preise um 10 US-Cent einen um ein Cent höheren Benzinpreis. Seit Ende Juni ist der RIN-Preis um mehr als 40 US-Cents gestiegen. Somit können ungefähr vier Cents des Preisanstiegs bei Benzin seither mit der Verteuerung der Ethanolgutschriften erklärt werden. Entsprechend wächst mit steigenden RIN-Preisen der Druck auf die EPA, das Beimischungsmandat zu lockern.

Die EPA will die Beimischungsmengen für 2013 und 2014 in diesem Sommer bekanntgeben. Eine Bestätigung der Vorgabe für 2013 ist wahrscheinlich. Für 2014 steckt sie in einem Dilemma. Immerhin hat die EPA eingeräumt, dass im kommenden Jahr der Blendwall überschritten werden könnte, um die Vorgaben des RFS zu erüllen. Sollte sie den Forderungen der Ölindustrie nach einer Senkung des Beimischungsmandates nachkommen, würde sie mit diesem Schritt Schwäche zeigen. Der RFS diente nämlich vornehmlich dem Zweck, die Abhängigkeit der USA von ausländischem Öl zu reduzieren.
Diesem Ziel sind die USA durch die Ausweitung der (Schiefer-)Ölproduktion bereits deutlich näher gekommen. Ende dieses Jahres sollen die US-Ölimporte erstmals seit 1995 unter dem Niveau der US-Ölproduktion liegen. Falls die EPA dagegen an den bisherigen Beimischungsvorgaben festhält, welche von einer Erhöhung auf 14,4 Mrd. Gallonen ausgehen, könnten die Benzinpreise weiter steigen und damit die wirtschaftliche Erholung gefährden.
Unserer Ansicht nach sind die Annahmen aus dem Jahr 2007, auf dem der RFS beruht, überholt. Die EPA sollte nicht stur an den unter den damaligen Bedingungen getroffenen stetig steigenden absoluten Mengen an beizumischenden Biokraftstoffen festhalten, ohne den seither geänderten Rahmenbedingungen Rechnung zu tragen.