Industriemetalle: Preiserholung im zweiten Halbjahr

Im aktuell niedrigen Zinsumfeld sind solche Transaktionen umso attraktiver, je steiler die Terminkurve verläuft. Dadurch wird aber auch physisches Material gebunden, wodurch suggeriert wird, dass das Angebot knapp ist. Im Falle von Aluminium sind aktuell rund zwei Drittel der LME-Lagerbestände in solchen Finanztransaktionen gebunden. Laxe LME-Auslieferungsbestimmungen für die Lagerhausbetreibertragen ebenfalls zur künstlichen Verknappung des Angebots bei. Dies wiederum resultiert in hohen physischen Prämien.

Zur negativen Preisentwicklung der Industriemetalle tragen auch die spekulativen Finanzanleger bei. Deren Stimmung hatte kürzlich einen absoluten Tiefpunkt erreicht. So bestanden im Falle von Kupfer an der COMEX in New York gemäß CFTC-Statistik in der Woche zum 2. April mit 39 Tsd. Kontrakten rekordhohe Netto-Short-Positionen. Seitdem wurden diese zwar etwas reduziert, bleiben aber auf einem hohen Niveau. Derseit Wochen anhaltende Pessimismus dürfte unseres Erachtens die Basis für einen nachhaltigen Preisanstieg von Kupfer und den anderen Metallen darstellen, sobald die Stimmung derMarktteilnehmer dreht.
Vom Markt ausgeblendet werden derzeit auch preisunterstützende Nachrichten, die in der Vergangenheit noch starke Aufmerksamkeit erhalten hätten. So musste die größte Kupfermine in den USA nach einem Erdrutsch geschlossen werden. Siedürfte wahrscheinlich über Monate hinweg außer Betrieb sein. Der Minenbetreiber Rio Tinto hat mittlerweile "force majeure" angemeldet.
Die Mine hat eine jährliche Produktionskapazität von 300 Tsd. Tonnen. In diesem Jahr sollen nun nur noch rund 40 Tsd. Tonnen Kupfer gefördert werden. Dies könnte auch Auswirkungen auf den Weltmarkt haben. Denn der Produktionsausfall könnte den für dieses Jahr erwarteten Angebotsüberschuss merklich reduzieren. Einhergehend mit potenziellen Produktionsproblemen andernorts wäre der globale Kupfermarkt wesentlich angespannter als bislang erwartet. Wenig Beachtung fand daneben ein wochenlanger Streik chilenischer Hafenarbeiter, durch den die Kupferexporte des weltweit größten Produzentenlandes eingeschränkt waren.
Die aktuell niedrigen Preise dürften unseres Erachtens die Basis für eine zukünftig angespannte Angebotslage darstellen. Denn die meisten Metallpreise handeln mittlerweile bereits unter ihren Produktionskosten. Daher dürfte kein neues Angebot mehr auf den Markt kommen und geplante Projekte verschoben werden. Einige Minenproduzenten werden wohl auch ihre Produktion drosseln, da sie nicht mehr kostendeckend arbeiten können. Dies sollte den Preisen schlussendlich Unterstützung geben.
Wir erachten die derzeitige Schwäche bei den Metallpreisen als vorübergehend. Denn die Nachfrage sollte im zweiten Halbjahr mit der von uns erwarteten Belebung der Konjunktur wieder an Schwung gewinnen. Das Angebot dürfte dagegen weniger stark steigen als die Nachfrage. Bis das Vertrauen der Marktteilnehmer in die Metallmärkte wieder zurückgekehrt ist, wird es unserer Meinung nach allerdings noch einigeWochen oder Monate dauern. Wir gehen davon aus, dass die Metallpreise im Verlauf dieses Quartals einen Boden ausbilden werden und ab dem dritten Quartal wieder merklich zulegen können. Wir haben daher entsprechend unsere Preisprognosen angepasst (siehe Tabelle 1).
Auf einen Blick



