• Sonntag, 18 Mai 2025
  • 13:55 Frankfurt
  • 12:55 London
  • 07:55 New York
  • 07:55 Toronto
  • 04:55 Vancouver
  • 21:55 Sydney

Getreide und Ölsaaten: Entlastung ja, aber Risiken bleiben

24.04.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Bei Mais wird bereits eine Rekordernte in den USA eingepreist, was gemeinsam mit höher als erwartet gemeldeten Lagerbeständen zu einem Preiseinbruch führte. Insbesondere die Notierungen für Ware aus der kommenden Ernte halten wir angesichts noch bestehender Risiken für zu niedrig. Auch die Weizenpreise sind in Erwartung höherer Ernten 2013 in der Schwarzmeerregion, der EU und Australien gesunken. Allerdings sorgt die schlechte Pflanzenqualität in den USA für Unterstützung. Erste Prognosen des USDA im Mai zur globalen Versorgung bei wichtigen Agrargütern 2013/14 werden den Ton für die weitere Entwicklung vorgeben.


Mais:

Dass die USA am globalen Maismarkt die einflussreichste Größe sind, wurde bei der Reaktion auf die US-Lagerbestände mit Stand 1. März wieder eindrucksvoll bewiesen. Die deutlich höher als erwartet gemeldeten Maisbeständeführten nicht nur bei dem Produkt selbst zum stärksten Preisrückgang innerhalb von zwei Tagen seit Jahrzehnten, sondern zogen auch Weizen und Sojabohnen mit nach unten. Anders als vorhergesagt liegen die Maisbestände nun doch nicht auf einem 15-Jahrestief, sondern "nur2 auf einem 9-Jahrestief.

Die hohen Preise der zweiten Jahreshälfte 2012 - im August stellte der Maispreis einen neuen Rekord auf - haben insbesondere die Futtermittelnachfrage spürbar gedämpft. Dies lässt nun doch ein niedrigeres Defizit am globalen Maismarkt für 2012/13 erwarten als zwischenzeitlich befürchtet. Dazu trägt auch das hohe südamerikanische Angebot bei, nachdem vor allem die brasilianische Rekordernte wiederholt nach oben korrigiert wurde.

Entsprechend war der Preisrückgang für Mais aus der Ernte 2012 sehr viel stärker als für die kommende Ernte und aus unserer Sicht übertriebenstark. Der Vergleich mit der Terminkurve vor einem Jahr zeigt (Grafik 2), dass die Preise trotz gegenüber vor einem Jahr verschärfter Lagersituation in Reaktion auf die Lagerdaten unter das damalige Niveau fielen.

Hauptgrund für das vom US-Landwirtschaftsministerium USDA nun auf 6 Mio. Tonnen taxierte Defizit in 2012/13 bleibt die dürrebedingtum 100 Mio. Tonnen niedriger als erhofft ausgefallene US-Ernte, die den noch im Mai 2012 gehegten Traum eines Überschusses von 25 Mio. Tonnen platzen ließ.

Der Blick am Markt richtet sich immer mehr vom turbulenten Jahr 2012/13 auf die nächste Saison. Und deren Ernte wird bereits zu deutlich niedrigeren Preisen gehandelt. Denn in 2013 soll das gelingen, was in 2012 an der Dürre scheiterte: eine Rekordernte an Mais in den USA. Erst mit seinem Mai-Bericht wird das USDA erstmals seine Einschätzung zu Angebot und Nachfrage weltweit bei wichtigen Agrarprodukten offiziell publizieren. Allerdings wurde bereits Ende Februar auf der jährlichen Prognosekonferenz die Richtung vorgegeben. Die US-Maisernte soll demnach um 35% auf ein Rekordniveau von 14,53 Mrd. Scheffel (369 Mio. Tonnen) steigen.

In der Zwischenzeit ergab eine Befragung des USDA, dass die Farmer mit 97,3 Mio. Morgen eine nochmals marginal höhere Fläche als im Vorjahr und die größteFläche seit 1936 mit Mais bebauen möchten. Normale Erträge vorausgesetzt, könnte so die Rekordernte sogar nochmals höher ausfallen, da das USDA im Februar noch eine leicht rückläufige Fläche unterstellt hatte. Neben der Flächenausdehnung stimmt auch die Wetterbesserung optimistisch (Grafik 3).

Anders als im Januar sind Anfang April nicht mehr 30%, sondern nur noch 20% der im Mittleren Westen begutachteten Flächen von schwerer Dürre betroffen.Im August 2012 waren es noch 50% gewesen. Dennoch ist noch nicht sicher, dass die Belastungen durch die lange und noch immer nicht ganz ausgestandene Dürre eine Rückkehr zu Durchschnittserträgen zulassen.

Open in new window

Auf der Nachfrageseite ist neben der Futtermittelnachfrage die Ethanolproduktion das zweite große Thema. Die zur Ethanolherstellung in den USA verwendete Maismenge soll gegenüber dem Vorjahr zwar leicht steigen, allerdings nicht mehr den Höchststand von 2011 erreichen. Ein sinkender Benzinverbrauch begrenzt auch in den USA dasMarktpotenzial für Ethanol, zumal die "blend wall" bei E10, d.h. eine Erreichung der Beimischung von 10% besteht und die Konkurrenz durch brasilianisches Ethanol sowohl in den USA als auch auf internationalen Märkten steigt.

Das International Grains Council IGC hat bereits seine Erwartungen für das weltweite Angebot und die Nachfrage bei wichtigen Produkten veröffentlicht. Es erwartet für 2013/14 einen Anstieg der weltweiten Maisproduktion um 9%, alleine in denUSA um 30%. Auch die Nachfrage, die im Zuge der (rekord)hohen Preise in 2012 rückläufig war, soll wieder steigen. Trotz über den Erwartungen liegenden US-Lagerbeständen sind die internationalen Bestände niedrig und sollen nun endlich merklich auf ein 8-Jahreshoch aufgestockt werden können.

Wir teilen zwar die Erwartung einer sich entspannenden Versorgungslage am Mais- und Weizenmarkt, halten allerdings den sich in deutlichgefallenen Preisen - vor allem für Termine nach der Ernte 2013 - ausdrückenden Optimismus für übertrieben. Die Märkte scheinen derzeit die Risiken unterzubewerten und die Rekordernte derUSA bereits vor Augen zu haben. Dabei ist eine Rückkehr zu "normalen Erträgen" in den USA auch für 2013 noch nicht ausgemacht.

Auch könnte China, das in 2012 trotz einer Rekordernte im eigenen Land seine Importe deutlich ausgedehnt hatte, bevor der massive Preisanstieg dieKauflaune spürbar dämpfte, wieder verstärkt Mais am Weltmarkt nachfragen. Dies gilt umso mehr, als eine Einschätzung der chinesischen Ernteaussichten für 2013 derzeit noch sehr schwierig ist. China ist nach den USA das zweitgrößte Produktions- und Verbrauchsland.

Für das vierte Quartal erwarten wir einen Maispreisvon 600 US-Cents je Scheffel. Während sich die Maispreise in Paris und Chicago im März einander angeglichen hatten, machten die Preise in Europa die jüngste massive Abwärtsbewegung nicht mit. Damit hat sich der Regelfall eines positiven Abstands zwischen EU- und US-Mais wieder etabliert. Auch für die EU - wenn auch nicht für Deutschland - wird in 2013 mit einer deutlich höheren als der mehrfach nach unten korrigierten Maisernte 2012 gerechnet, die neben den US-Vorgaben dämpfend auf die Preisentwicklung wirken dürfte.

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)