• Sonntag, 18 Mai 2025
  • 18:33 Frankfurt
  • 17:33 London
  • 12:33 New York
  • 12:33 Toronto
  • 09:33 Vancouver
  • 02:33 Sydney

Getreide und Ölsaaten: Entlastung ja, aber Risiken bleiben

24.04.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
- Seite 3 -
In den USA nimmt das USDA für die Ernte 2013 bei einer quasi unveränderten Fläche einen Anstieg um 13% auf ein Rekordniveau von 3,405 Mrd. Scheffel (92,7 Mio. Tonnen) an. Daher besteht bei Sojabohnen ähnlich wie bei Mais eine biszum Spätherbst stark abfallende Terminkurve. Ein Risikofaktor bleibt der weitere Verlauf der Vogelgrippe in China, der seit Wochen immer wieder wegen der Befürchtung einer reduzierten Futtermittelnachfrage auf die Preise drückt. Allerdings scheint die Krankheit bisher ein begrenztes Phänomen zu sein.

Ein leicht reduziertes Wirtschaftswachstum in China dürfte zwar dämpfend wirken, aber nicht zu Verwerfungen führen. Die Importdynamik Chinas hat allerdings bereits nachgelassen, was das USDA zu einer Abwärtsrevision bei den chinesischen Sojabohnenimporten veranlasste (Grafik 7, S. 4). Ob dies Vorboten reduzierter Importe für 2013/14 sind oder sich mit einem Anziehen der Lieferungen aus Brasilien relativiert, wird sichnoch zeigen müssen. Derzeit rechnen wir für das vierte Quartal 2013 mit einem Sojabohnenpreis von 13 USD je Scheffel.


Baumwolle:

Die Baumwollpreise, die zwischen Jahresbeginn und Mitte März um 25% auf in der Spitze 92,5 US-Cents je Pfund gestiegen waren, mussten in den letzten Tagen wieder Federn lassen. Allerdings halten sie sich mit gut 85 US-Cents je Pfund noch immer so hoch wie zuvor zuletzt im Mai 2012. Es mehren sich die Hinweise darauf, dass die niedrigeren Preise in 2012 weltweit die Bereitschaft zur Anpflanzung von Baumwolle wohl deutlich reduzieren. In 2012 hatten die Baumwollpreise unter einem Anstieg der weltweiten Reserven nach erheblichen Überschüssen sowie durch die Konkurrenz synthetischer Fasern gelitten.

Der Flächenrückgang verteilt sich auf viele wichtige Anbaugebiete: In Indien wird von einem zweiten Flächenrückgang in Folge ausgegangen, was auch an dem Feuchtigkeitsmangel nach der schwachen letzten Monsunsaison liegt. Laut dem chinesischen Baumwollproduzentenverband soll in China die Anbaufläche in diesem Jahr um 6,8% auf 4,67 Mio. Hektar sinken, das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2002.

Ähnlich stark dürfte laut dem chinesischen Baumwollinformationszentrum auch die Produktion zurückgehen. Auch in den USA dürfte mit 10 Mio. Morgen ebenfalls 19% weniger Fläche für Baumwolle bereitgestellt werden mit ähnlich bedeutenden Folgen für die Produktion. Auch Australien, das zuletzt eine Rekordernte erzielte, dürfte in diesem Jahr Einbußen um die 20% verzeichnen.

Preisstützend wirkt auch die weiterhin robuster als lange erwartete chinesische Nachfrage (Grafik 8). Nicht zuletzt deshalb sah sich das USDA veranlasst, die weltweite Nachfrage nach Baumwolle für 2012/13 nach oben zu korrigieren. Im Vorjahresvergleich bleibt es allerdings bei einem deutlichen Rückgang.

Die chinesische Politik dürfte auch weiterhin bedeutend für den globalen Baumwollmarkt bleiben: Der Aufkauf heimischer Produktion zu höheren als den Weltmarktpreisen, der die internen Lager anschwellen und Verarbeiter auf ausländische Ware und Garne zurückgreifen ließ, wurde nun eingestellt. Er soll aber zwischen September 2013 und März 2014 das dritte Jahr in Folge wieder durchgeführt werden. Die staatlichen chinesischen Baumwollvorräte sollen mittlerweile bei 10 Mio. Tonnen liegen und damit über die Hälfte der weltweiten Lagerbestände ausmachen.

Das China National Cotton Information Center ist unterdessen Befürchtungen entgegengetreten, die hohen chinesischen Lagerbestände könnten Druck auf die Weltmarktpreise ausüben, auch wenn bis Ende Juli den chinesischen Verarbeitern 4,5 Mio. Tonnen Baumwolle in Auktionen angeboten werden sollen. Dagegen spricht, dass die lokalen Auktionspreise bisher noch deutlich über deninternationalen Preisen liegen und neue Importlizenzen vergeben wurden. Solange China weiterBaumwolle kauft, bleibt der Preis gut unterstützt. Bei einem Abebben der Käufe ist mit einemmoderaten Preisrückgang zu rechnen. Da China seine Importe an Garnen aus Baumwolle erhöht, dürfte die Baumwollnachfrage in deren Herstellerländern wie Indien und Pakistan steigen.

Open in new window

Anders als das USDA, das in seiner ersten Einschätzungim Februar auch für 2013/14 einen - wenn auch deutlich geringeren - Überschuss am weltweiten Baumwollmarkt prognostizierte, erwartet das International Cotton Advisory Committeefür 2013/14 das erste Defizit seit vier Jahren (Grafik 9). Der Markt stellt sich bereits auf die geringere Verfügbarkeit ein. Das komfortable Polster aus rekordhohen internationalenLagerbeständen dürfte die Preise jedoch von einem weiteren deutlichen Anstieg abhalten.

Sollte das USDA in seiner ersten offiziellen Schätzung im Rahmen seiner Monatsprognosen im Mai seine Einschätzung ändern, könnte dies die Preise allerdings noch ein Stück nach oben ziehen. Angesichts der zugunsten von Baumwolle verschobenen Preisrelationen zu Konkurrenzprodukten wie Mais und Sojabohnen könnte die Baumwollfläche möglicherweise doch nicht so stark zurückgehen wie zuvor veranschlagt.

Der Markt wird daher derzeit von oben und unten begrenzt. Dies lässt uns einen nur leichten Preisrückgang bis auf 85 US-Cents je Pfund im vierten Quartal erwarten. Der Optimismus der spekulativen Marktteilnehmer, die im ersten Quartal in Erwartung einer stark reduzierten weltweiten Produktion in 2013/14 hohe Netto-Long-Positionen aufgebaut hatten, lässt am aktuellen Rand wieder nach.


Auf einen Blick

Open in new window

Open in new window

Open in new window




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)