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Getreide und Ölsaaten: Entlastung ja, aber Risiken bleiben

24.04.2013  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)

Bei Mais wird bereits eine Rekordernte in den USA eingepreist, was gemeinsam mit höher als erwartet gemeldeten Lagerbeständen zu einem Preiseinbruch führte. Insbesondere die Notierungen für Ware aus der kommenden Ernte halten wir angesichts noch bestehender Risiken für zu niedrig. Auch die Weizenpreise sind in Erwartung höherer Ernten 2013 in der Schwarzmeerregion, der EU und Australien gesunken. Allerdings sorgt die schlechte Pflanzenqualität in den USA für Unterstützung. Erste Prognosen des USDA im Mai zur globalen Versorgung bei wichtigen Agrargütern 2013/14 werden den Ton für die weitere Entwicklung vorgeben.


Mais:

Dass die USA am globalen Maismarkt die einflussreichste Größe sind, wurde bei der Reaktion auf die US-Lagerbestände mit Stand 1. März wieder eindrucksvoll bewiesen. Die deutlich höher als erwartet gemeldeten Maisbeständeführten nicht nur bei dem Produkt selbst zum stärksten Preisrückgang innerhalb von zwei Tagen seit Jahrzehnten, sondern zogen auch Weizen und Sojabohnen mit nach unten. Anders als vorhergesagt liegen die Maisbestände nun doch nicht auf einem 15-Jahrestief, sondern "nur2 auf einem 9-Jahrestief.

Die hohen Preise der zweiten Jahreshälfte 2012 - im August stellte der Maispreis einen neuen Rekord auf - haben insbesondere die Futtermittelnachfrage spürbar gedämpft. Dies lässt nun doch ein niedrigeres Defizit am globalen Maismarkt für 2012/13 erwarten als zwischenzeitlich befürchtet. Dazu trägt auch das hohe südamerikanische Angebot bei, nachdem vor allem die brasilianische Rekordernte wiederholt nach oben korrigiert wurde.

Entsprechend war der Preisrückgang für Mais aus der Ernte 2012 sehr viel stärker als für die kommende Ernte und aus unserer Sicht übertriebenstark. Der Vergleich mit der Terminkurve vor einem Jahr zeigt (Grafik 2), dass die Preise trotz gegenüber vor einem Jahr verschärfter Lagersituation in Reaktion auf die Lagerdaten unter das damalige Niveau fielen.

Hauptgrund für das vom US-Landwirtschaftsministerium USDA nun auf 6 Mio. Tonnen taxierte Defizit in 2012/13 bleibt die dürrebedingtum 100 Mio. Tonnen niedriger als erhofft ausgefallene US-Ernte, die den noch im Mai 2012 gehegten Traum eines Überschusses von 25 Mio. Tonnen platzen ließ.

Der Blick am Markt richtet sich immer mehr vom turbulenten Jahr 2012/13 auf die nächste Saison. Und deren Ernte wird bereits zu deutlich niedrigeren Preisen gehandelt. Denn in 2013 soll das gelingen, was in 2012 an der Dürre scheiterte: eine Rekordernte an Mais in den USA. Erst mit seinem Mai-Bericht wird das USDA erstmals seine Einschätzung zu Angebot und Nachfrage weltweit bei wichtigen Agrarprodukten offiziell publizieren. Allerdings wurde bereits Ende Februar auf der jährlichen Prognosekonferenz die Richtung vorgegeben. Die US-Maisernte soll demnach um 35% auf ein Rekordniveau von 14,53 Mrd. Scheffel (369 Mio. Tonnen) steigen.

In der Zwischenzeit ergab eine Befragung des USDA, dass die Farmer mit 97,3 Mio. Morgen eine nochmals marginal höhere Fläche als im Vorjahr und die größteFläche seit 1936 mit Mais bebauen möchten. Normale Erträge vorausgesetzt, könnte so die Rekordernte sogar nochmals höher ausfallen, da das USDA im Februar noch eine leicht rückläufige Fläche unterstellt hatte. Neben der Flächenausdehnung stimmt auch die Wetterbesserung optimistisch (Grafik 3).

Anders als im Januar sind Anfang April nicht mehr 30%, sondern nur noch 20% der im Mittleren Westen begutachteten Flächen von schwerer Dürre betroffen.Im August 2012 waren es noch 50% gewesen. Dennoch ist noch nicht sicher, dass die Belastungen durch die lange und noch immer nicht ganz ausgestandene Dürre eine Rückkehr zu Durchschnittserträgen zulassen.

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Auf der Nachfrageseite ist neben der Futtermittelnachfrage die Ethanolproduktion das zweite große Thema. Die zur Ethanolherstellung in den USA verwendete Maismenge soll gegenüber dem Vorjahr zwar leicht steigen, allerdings nicht mehr den Höchststand von 2011 erreichen. Ein sinkender Benzinverbrauch begrenzt auch in den USA dasMarktpotenzial für Ethanol, zumal die "blend wall" bei E10, d.h. eine Erreichung der Beimischung von 10% besteht und die Konkurrenz durch brasilianisches Ethanol sowohl in den USA als auch auf internationalen Märkten steigt.

Das International Grains Council IGC hat bereits seine Erwartungen für das weltweite Angebot und die Nachfrage bei wichtigen Produkten veröffentlicht. Es erwartet für 2013/14 einen Anstieg der weltweiten Maisproduktion um 9%, alleine in denUSA um 30%. Auch die Nachfrage, die im Zuge der (rekord)hohen Preise in 2012 rückläufig war, soll wieder steigen. Trotz über den Erwartungen liegenden US-Lagerbeständen sind die internationalen Bestände niedrig und sollen nun endlich merklich auf ein 8-Jahreshoch aufgestockt werden können.

Wir teilen zwar die Erwartung einer sich entspannenden Versorgungslage am Mais- und Weizenmarkt, halten allerdings den sich in deutlichgefallenen Preisen - vor allem für Termine nach der Ernte 2013 - ausdrückenden Optimismus für übertrieben. Die Märkte scheinen derzeit die Risiken unterzubewerten und die Rekordernte derUSA bereits vor Augen zu haben. Dabei ist eine Rückkehr zu "normalen Erträgen" in den USA auch für 2013 noch nicht ausgemacht.

Auch könnte China, das in 2012 trotz einer Rekordernte im eigenen Land seine Importe deutlich ausgedehnt hatte, bevor der massive Preisanstieg dieKauflaune spürbar dämpfte, wieder verstärkt Mais am Weltmarkt nachfragen. Dies gilt umso mehr, als eine Einschätzung der chinesischen Ernteaussichten für 2013 derzeit noch sehr schwierig ist. China ist nach den USA das zweitgrößte Produktions- und Verbrauchsland.

Für das vierte Quartal erwarten wir einen Maispreisvon 600 US-Cents je Scheffel. Während sich die Maispreise in Paris und Chicago im März einander angeglichen hatten, machten die Preise in Europa die jüngste massive Abwärtsbewegung nicht mit. Damit hat sich der Regelfall eines positiven Abstands zwischen EU- und US-Mais wieder etabliert. Auch für die EU - wenn auch nicht für Deutschland - wird in 2013 mit einer deutlich höheren als der mehrfach nach unten korrigierten Maisernte 2012 gerechnet, die neben den US-Vorgaben dämpfend auf die Preisentwicklung wirken dürfte.

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Weizen:

Seit dem Spätherbst 2012 haben auch die Weizenpreiseeinen Verfall von über 850 US-Cents je Scheffel auf inzwischen nur noch um die 700 US-Cents je Scheffel gesehen. Angesichts der Aussicht auf eine größere Ernte 2013/14und einer wesentlich entspannteren Lage beim Konkurrenzprodukt Mais verwundert die Preisbewegung allenfalls in ihrer Heftigkeit. Sie zeigt, dass der Markt die Ereignisse der noch laufenden Saison weitgehend hinter sich gelassen hat, deren Ergebnis sich nach aktuellem Stand wohl so zusammenfassen lässt: In der Saison 2012/13 manifestiert sich ein weltweiter Produktionsrückgang um 6% - v.a. bedingt durch Einbrüche in der Schwarzmeerregion und Australien, aber auch der EU - trotz wie bei Mais aufgrund hoher Preise deutlich rückläufiger Nachfrage in einem hohen Defizit von 17 Mio. Tonnen (Grafik 4).

Die globale Weizenproduktion dürfte nach Einschätzung des IGC dank einer Flächenausdehnung auf 4-Jahreshoch um 4% steigen. Da allerdings auch hier die Nachfrage wieder zulegen soll, bleibt der Spielraum für eine Lageraufstockung recht eng begrenzt. Dies hat die Weizenpreise von einem stärkeren Nachgeben nachden auch bei Weizen um 5% höher als erwarteten Lagerbeständen bewahrt, zumal China den zwischenzeitlich höheren Preisrückgang zu seinem ersten großen Kauf von US-Weizen in diesemJahr nutzte. Im März hatte sich die seltene Situation ergeben, dass die Preise für Weizenund Mais gleichauf lagen, inzwischen heben sich die Weizenpreise wieder deutlich von denMaispreisen ab.

Weltweit erwartet das USDA für die Saison 2013/14 eineRekordproduktion, ohne allerdings eine konkrete Zahl zu nennen. Die bisherige Rekordernte von 697 Mio. Tonnen wurde im Erntejahr 2011/12 erzielt. Die globale Weizenernte 2012/13 lag bei 655 Mio. Tonnen. Wir erachten die implizite USDA-Prognose eines Anstiegs um mindestens 7% allerdings als zu optimistisch.

Verbesserungen dürfte es 2013/14 vor allem in der Schwarzmeerregion, aber auch in Australien und der EU geben. Wenig erfreulich sind allerdings Meldungen aus Russland über schlechte Pflanzenqualitäten, die eine Erholung der Ernte nach dem Vorjahreseinbruch begrenzen dürfte. Die russische Weizenernte soll 2013 auf 50 Mio. Tonnen wachsen. Auch wenn dies keine sehr ehrgeizige Höhe ist - Russland hat schon mehrfach über 60 Mio. Tonnen produziert -, so wäre es doch ein deutlicher Zuwachs gegenüber dem sehr schlechten Vorjahr.

Auch in Australien soll sich die Lage verbessern: In der kommenden Saison soll der Prognose des staatlichen Analyseinstituts Abares zufolge die Produktion aufgrund höherer Anpflanzungen und besserer Erträge um 13% gegenüber der letzten Ernte auf knapp 25 Mio. Tonnen steigen. Coceral, der europäische Zusammenschluss nationaler Organisationen von Getreidehändlern, schätzt die EU-Weizenernte 2013 gut 2,5% höher als im Vorjahr ein, die EU-Kommission und das USDA erwarten gar ein Plus von 5,3% (Grafik 5). Besonders groß wird der Zuwachs in den im Vorjahr von Trockenheit stark betroffenen Regionen Süd- und Osteuropas eingeschätzt.

Insbesondere in Rumänien, aber auch in Bulgarien und Spanien soll der prozentuale Zuwachs zweistellig sein. Für Deutschland erwartet der Raiffeisenverband einen Zuwachs bei Winterweizen um immerhin 7% auf 23 Mio. Tonnen. Einespäte Ernte 2012 und übermäßige Nässe haben die Aussaat von Winterweizen im Vereinigten Königreich beeinträchtigt, was gemeinsam mit Schäden nach dem kalten und nassen Winter die Ernte auf den niedrigsten Stand seit Jahrzehnten reduzieren dürfte.

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In Kanada sind viele Flächen noch mit Schnee bedeckt. Es bleibt abzuwarten, ob die Schmelze zu Überschwemmungen und Beeinträchtigungen bei der Aussaat des in Kanada weit überwiegenden Sommerweizens führt.

Nach Einschätzung des USDA soll die US-Weizenproduktion 2013 entgegen dem weltweiten Trend um 7,4% auf 2,1 Mrd. Scheffel (gut 57 Mio. Tonnen) zurückgehen. Als Grund hierfür werden niedrigere Flächenerträge und die vorzeitigeAufgabe von Anbauflächen angegeben. Zwar wird für die US-Ernte 2013 der Flächenzuwachs auf 1,3% taxiert. Von den 56,4 Mio. Morgen sind 42 Mio. Morgen mit bereits im Herbst eingesätem Winterweizen bebaut.

In ihren ersten landesweiten Berichten zum Entwicklungsfortschritt musste das USDA allerdings bekanntgeben, dass mit 34% als "gut" oder "sehr gut" bewerteten Pflanzen die Qualität der Pflanzen so schlecht wie zuletzt 2002 ist. Dies hat sich bis zum aktuellen Rand nicht geändert. Im letzten landesweiten Bericht für 2012 von Ende November war der Anteil mit 33% der niedrigste, der je in einem November gemeldet wurde. Insbesondere in den südlichen Gebieten der Great Plains besteht trotz einiger Niederschlägein der letzten Zeit noch immer starker Feuchtigkeitsmangel in den Böden.

Die Preise für Weizen in Paris liegen weiterhin über den US-Notierungen, haben sich aber anders als die US-Preise nach dem durch die US-Lagerdaten ausgelösten Preisrutsch nicht mehr nennenswert erholt. Der positive Ernteausblick scheint die Stimmung mehr zu prägen als die noch immer erfreuliche Exportdynamik. Die Weizenexporte der EU seit Saisonbeginn im Juli 2012 haben inzwischen zu den hohen Werten aus 2010/11 aufgeschlossen (Grafik 6).

Der Ausfall von Exporten aus dem Schwarzmeerraum hat Nachfrage in die EU umgelenkt. Gegenüber US-Ware kommt hier auch ein Transportkostenvorteil zur Lieferung in wichtige Abnehmerländer wie etwa Ägypten zum Tragen. In wichtigen Anbauregionen Europas hat der lange Winter die Pflanzenentwicklung verzögert. In seinem gerade erschienenen April-Bericht sah sich allerdings die Prognoseeinheit der EU-Kommission noch nicht dazu veranlasst, für 2013 von ihrer Prognose im langjährigen Durchschnittliegender EU-Weizenerträge abzuweichen. Für Nord- und Mitteleuropa werden allerdings die Risiken durch die verzögerte Entwicklung klar benannt. Sollte es in den kommendenMonaten zu einer Anpassung der Ertragserwartung nach unten kommen, dürfte dies die EU-Preise stützen.

Sojabohnen:

Auch die Sojabohnenpreise konnten sich dem Rückgang Anfang April nicht entziehen und sind unter 14 USD je Scheffel abgesackt. Die Vorgaben vom Maismarkt und eine entspanntere Versorgungssituation hatten die Preise bereits im Herbst 2012 von Rekordhöhe stark nachgeben lassen. Anders als bei Mais und Weizen dürfte das Jahr 2012/13 bei Sojabohnen einen Produktionszuwachs gegenüber der schlechten Saison 2011/12 um 12% ergeben. Angesichts einer aufgrund der hohen Preise nur moderat steigenden Nachfrage dürfte ein globaler Überschuss von fast 10 Mio. Tonnen zu Buche stehen.

Allerdings profitieren die Preise für Sojabohnen in den USA derzeit noch immer von US-Vorräten auf 9-Jahrestief und von Verzögerungen bei der Verschiffung in Brasilien, die Kunden wie China auf schneller verfügbare US-Ware haben ausweichen lassen. Beobachter wie das auf Ölsaaten spezialisierte Analysehaus Oil World gehen allerdings davon aus, dass sich die Situation in den brasilianischen Häfen nun entspannen wird und der Abtransport der rekordhohen dortigen Ernte in den nächsten Wochen zügiger voran gehen dürfte. Auch in Argentinien läuft die erfreulich hoch erwartete Sojabohnenernte.

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In den USA nimmt das USDA für die Ernte 2013 bei einer quasi unveränderten Fläche einen Anstieg um 13% auf ein Rekordniveau von 3,405 Mrd. Scheffel (92,7 Mio. Tonnen) an. Daher besteht bei Sojabohnen ähnlich wie bei Mais eine biszum Spätherbst stark abfallende Terminkurve. Ein Risikofaktor bleibt der weitere Verlauf der Vogelgrippe in China, der seit Wochen immer wieder wegen der Befürchtung einer reduzierten Futtermittelnachfrage auf die Preise drückt. Allerdings scheint die Krankheit bisher ein begrenztes Phänomen zu sein.

Ein leicht reduziertes Wirtschaftswachstum in China dürfte zwar dämpfend wirken, aber nicht zu Verwerfungen führen. Die Importdynamik Chinas hat allerdings bereits nachgelassen, was das USDA zu einer Abwärtsrevision bei den chinesischen Sojabohnenimporten veranlasste (Grafik 7, S. 4). Ob dies Vorboten reduzierter Importe für 2013/14 sind oder sich mit einem Anziehen der Lieferungen aus Brasilien relativiert, wird sichnoch zeigen müssen. Derzeit rechnen wir für das vierte Quartal 2013 mit einem Sojabohnenpreis von 13 USD je Scheffel.


Baumwolle:

Die Baumwollpreise, die zwischen Jahresbeginn und Mitte März um 25% auf in der Spitze 92,5 US-Cents je Pfund gestiegen waren, mussten in den letzten Tagen wieder Federn lassen. Allerdings halten sie sich mit gut 85 US-Cents je Pfund noch immer so hoch wie zuvor zuletzt im Mai 2012. Es mehren sich die Hinweise darauf, dass die niedrigeren Preise in 2012 weltweit die Bereitschaft zur Anpflanzung von Baumwolle wohl deutlich reduzieren. In 2012 hatten die Baumwollpreise unter einem Anstieg der weltweiten Reserven nach erheblichen Überschüssen sowie durch die Konkurrenz synthetischer Fasern gelitten.

Der Flächenrückgang verteilt sich auf viele wichtige Anbaugebiete: In Indien wird von einem zweiten Flächenrückgang in Folge ausgegangen, was auch an dem Feuchtigkeitsmangel nach der schwachen letzten Monsunsaison liegt. Laut dem chinesischen Baumwollproduzentenverband soll in China die Anbaufläche in diesem Jahr um 6,8% auf 4,67 Mio. Hektar sinken, das niedrigste Niveau seit dem Jahr 2002.

Ähnlich stark dürfte laut dem chinesischen Baumwollinformationszentrum auch die Produktion zurückgehen. Auch in den USA dürfte mit 10 Mio. Morgen ebenfalls 19% weniger Fläche für Baumwolle bereitgestellt werden mit ähnlich bedeutenden Folgen für die Produktion. Auch Australien, das zuletzt eine Rekordernte erzielte, dürfte in diesem Jahr Einbußen um die 20% verzeichnen.

Preisstützend wirkt auch die weiterhin robuster als lange erwartete chinesische Nachfrage (Grafik 8). Nicht zuletzt deshalb sah sich das USDA veranlasst, die weltweite Nachfrage nach Baumwolle für 2012/13 nach oben zu korrigieren. Im Vorjahresvergleich bleibt es allerdings bei einem deutlichen Rückgang.

Die chinesische Politik dürfte auch weiterhin bedeutend für den globalen Baumwollmarkt bleiben: Der Aufkauf heimischer Produktion zu höheren als den Weltmarktpreisen, der die internen Lager anschwellen und Verarbeiter auf ausländische Ware und Garne zurückgreifen ließ, wurde nun eingestellt. Er soll aber zwischen September 2013 und März 2014 das dritte Jahr in Folge wieder durchgeführt werden. Die staatlichen chinesischen Baumwollvorräte sollen mittlerweile bei 10 Mio. Tonnen liegen und damit über die Hälfte der weltweiten Lagerbestände ausmachen.

Das China National Cotton Information Center ist unterdessen Befürchtungen entgegengetreten, die hohen chinesischen Lagerbestände könnten Druck auf die Weltmarktpreise ausüben, auch wenn bis Ende Juli den chinesischen Verarbeitern 4,5 Mio. Tonnen Baumwolle in Auktionen angeboten werden sollen. Dagegen spricht, dass die lokalen Auktionspreise bisher noch deutlich über deninternationalen Preisen liegen und neue Importlizenzen vergeben wurden. Solange China weiterBaumwolle kauft, bleibt der Preis gut unterstützt. Bei einem Abebben der Käufe ist mit einemmoderaten Preisrückgang zu rechnen. Da China seine Importe an Garnen aus Baumwolle erhöht, dürfte die Baumwollnachfrage in deren Herstellerländern wie Indien und Pakistan steigen.

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Anders als das USDA, das in seiner ersten Einschätzungim Februar auch für 2013/14 einen - wenn auch deutlich geringeren - Überschuss am weltweiten Baumwollmarkt prognostizierte, erwartet das International Cotton Advisory Committeefür 2013/14 das erste Defizit seit vier Jahren (Grafik 9). Der Markt stellt sich bereits auf die geringere Verfügbarkeit ein. Das komfortable Polster aus rekordhohen internationalenLagerbeständen dürfte die Preise jedoch von einem weiteren deutlichen Anstieg abhalten.

Sollte das USDA in seiner ersten offiziellen Schätzung im Rahmen seiner Monatsprognosen im Mai seine Einschätzung ändern, könnte dies die Preise allerdings noch ein Stück nach oben ziehen. Angesichts der zugunsten von Baumwolle verschobenen Preisrelationen zu Konkurrenzprodukten wie Mais und Sojabohnen könnte die Baumwollfläche möglicherweise doch nicht so stark zurückgehen wie zuvor veranschlagt.

Der Markt wird daher derzeit von oben und unten begrenzt. Dies lässt uns einen nur leichten Preisrückgang bis auf 85 US-Cents je Pfund im vierten Quartal erwarten. Der Optimismus der spekulativen Marktteilnehmer, die im ersten Quartal in Erwartung einer stark reduzierten weltweiten Produktion in 2013/14 hohe Netto-Long-Positionen aufgebaut hatten, lässt am aktuellen Rand wieder nach.


Auf einen Blick

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© Eugen Weinberg
Senior Commodity Analyst

Quelle: 'Rohstoffe kompakt', Commerzbank AG



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