Ölmarkt 2013 angespannter als erwartet

Trotz der Enttäuschungen der letzten Monate gehen wir davon aus, dass sich die Mitgliedsstaaten in der ersten Jahreshälfte 2013 auf das "Backloading" einigen werden, um so für langfristige Strukturmaßnahmen Zeit zugewinnen. Denn ohne Korrekturmaßnahmen besteht weder ein Anreiz für emissionsmindernde Investitionen, noch würden in den Versteigerungen die erhofften staatlichen Einnahmen generiert. Ein Zurückhalten von Zertifikaten dürfte aber vor allem bei den Versorgern, die sich ab dem Jahr 2013 komplett über den Markt eindecken müssen, Engpässe erzeugen. Die Stromerzeuger verkaufen einen Großteil ihrer Produktion bereits bis zu vier Jahre im Voraus.
Um Preisrisiken zu eliminieren, werden entsprechende Inputkosten glattgestellt, so auch bei Emissionsrechten. Auf der anderen Seite dürften die Industrieunternehmen angesichts einer Verknappung der Angebotslage ihre Überschüsse nicht in den Markt geben. Alles in allem sehen wir die CO2 Preise angesichts der derzeitigen Unsicherheit und des kurzfristig hohen Angebots zunächst seitwärts tendieren. In der zweiten Jahreshälfte dürfte aber die durch das "Backloading" bedingte Angebotsverknappung die Preise deutlich Richtung 10 Euro je Tonne steigen lassen.

Kohle: Nachfragebelebung stützt Preise
Die Kohlepreise kannten bis Mitte des Jahres nureine Richtung: Abwärts. Mitte Juni notierte der an der ICE gehandelte Kohlefuture mit knapp 84 USD je Tonne 24% niedriger als zu Jahresbeginn (Grafik 12). Zwei Faktoren belasteten: zum einen die allgemeine Konjunkturschwäche, insbesondere die in Europa, das knapp ein Viertel der weltweiten Kohleimporte absorbiert, und die in China, der mittlerweile größten Importnation der Welt.
Zum anderen belastet die massive Verbilligung von US-Erdgas der Sorte Henry Hub, die in den USA eine kräftige Nachfrageverschiebung von kohlebasierter hin zu gasbasierter Stromerzeugung nach sich zog: der Anteil der kohlebasierten Stromerzeugung sank innerhalb eines Jahres massiv um 5 Prozentpunkte auf 37% (Grafik 13). Da 90% der US-Kohlenachfrage auf die Stromerzeugung entfällt, dürfte Schätzungen der US-Energiebehörde EIA zufolge der Kohleverbrauch in den USA im abgelaufenen Jahr um 11% geschrumpft sein. Die USA sind das zweitgrößte Kohleverbrauchsland und stellen knapp 15% der weltweiten Kohlenachfrage.
Seit Sommer tendieren die Preise unter größeren Schwankungen seitwärts. Anfang Dezember notieren sie am oberen Rand der Handelsspanne. Wir gehen davon aus, dass die Preise im kommenden Jahr angesichts einer zu erwartenden Nachfragebelebung in vielen Regionen der Erde anziehen werden. Positive Impulse gibt zum einen die Stabilisierung der Konjunktur in China, wovon die zu 80% kohlebasierte Stromproduktion des Landes profitieren dürfte. Auch in dem noch vor kurzem größten Importland, Japan, dürfte die Nachfrage angesichts einer allmählichen Konjunkturbelebung hoch bleiben, wobei allerdings der Ausgang der bevorstehenden Parlamentswahl für die künftige Energiepolitik einen Einfluss haben kann.
Zudem dürfte sich in Europa die Nachfrage allmählich beleben, zumal niedrige CO2-Preise die kohlebasierte Stromproduktion attraktiver machen. Nicht zuletzt ist in den USA eine Trendumkehr zu erwarten, denn in den letzten Monaten hat sich US-Erdgas massiv verteuert. Die Stromproduzenten dürften deshalb wieder stärker auf Kohle zurückgreifen. Die EIA rechnet für das kommende Jahr mit einem Anstieg der US-Kohlenachfrage von knapp 6%. Nicht zu vernachlässigen ist Indien, das Europa in seinem Verbrauch bereits überholt hat. Noch sind die Importmengen des Landes aufgrund der hohen Eigenproduktion zwar geringer als die Kontinentaleuropas, aber angesichts der rasch fortschreitenden Elektrifizierung des Landes dürfte die Nachfrage die heimische Produktion immer stärker übersteigen.
Und wie sehen die Perspektiven für das Angebot aus? Dieses dürfte mit der Nachfrage gut Schritt halten, denn in den letzten Jahren wurde einiges an Investitionen zum Ausbau der Minen sowie der Infrastruktur in wichtigen Lieferländern getätigt. In Australien beispielsweise, dem mit Abstand größten Exportland der Welt, wird nach dem Ausbau von Verladekapazitäten für das kommende Jahr mit einem Anstieg der Exporte um gut 11% gerechnet.
Auch die meisten kleineren Exportländer dürften ihre Ausfuhren steigern. Nur die Exporte aus den USA dürften schrumpfen, weil die heimische Nachfrage anzieht und die Kohleförderung angesichts der niedrigen Preise zurückgefahren wurde. Außerdem könnten die Ausfuhren aus Südafrika, das den europäischen und australischen Markt beliefert, durch mögliche Streiks behindert werden.
Alles in allem rechnen wir deshalb mit mäßig steigenden Preisen. Im kommenden Jahr dürfte der Kohlefuture an der ICE im Jahresdurchschnitt bei 100 USD je Tonne notieren.

Auf einen Blick



