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Ölmarkt 2013 angespannter als erwartet

14.12.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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In diesem Jahr liegt die US-Benzinnachfrage bislang 5% unter dem langjährigen Durchschnitt. Die größtenteils konjunkturbedingt schwächere US-Benzinnachfrage war hauptsächlich dafür verantwortlich, dass die USA in den letzten beiden Jahren zu einem großen Netto-Exporteur von Benzin geworden sind. Zieht die US-Benzinnachfrage im kommenden Jahr im Zuge der Konjunkturerholung an, dürfte sich das Benzinangebot auf dem Weltmarkt entsprechend verknappen. Aufgrund der höheren Kraftstoffeffizienz und der gestiegenen Beimischung von Ethanol sollte der Benzinbedarf allerdings unterproportional zunehmen. Dennoch sehen wir Spielraum für einen moderaten Anstieg der Raffineriemargen. Zusätzlich unterstützt wird der Benzinpreis durch den von uns erwartete Anstieg des Rohölpreises. Wir rechnen daher mit einem Anstieg des Benzinpreises auf 1.100 USD je Tonne bis Ende 2013.

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Gas Henry Hub: Preissteigerungspotenzial vorerst ausgereizt

Die Preisschwankungen am US-Gasmarkt im auslaufenden Jahr dürften wohl die am stärksten ausgeprägten im Rohstoffsektor gewesen sein: In den ersten vier Monaten des auslaufenden Jahres geriet der Preis zunächst massiv unter Druck: Mitte April notierte US-Erdgas der Sorte Henry Hub gut 35% niedriger als zu Jahresbeginn und war mit knapp 2 USD je mmBtu so billig wie zuletzt im Februar 1999. In den darauffolgenden Monaten folgte ein rasanter Preisanstieg. Bis Mitte November verdoppelte sich der Preis und gab erst in den letzten Wochen wieder nach. Wir machen im Wesentlichen zwei Faktoren für die Berg- und Talfahrt verantwortlich.

Der erste Faktor ist das Wetter. Denn zum einen war der vergangene Winter in den USA deutlich wärmer als üblich. Die nach Bevölkerungsdichte gewichteten Heiztage lagen von November bis März 18% niedriger als üblich unddämpften entsprechend die private Nachfrage zu Heizzwecken. Diese Nachfragekomponente,die knapp ein Fünftel der Gasnachfrage ausmacht und wovon wiederum mehr als die Hälftein das erste Quartal fällt, sackte im ersten Vierteljahr 20% unter den Vorjahreswert bzw. den Fünfjahresdurchschnitt. Zum anderen folgte dem milden Winter ein ungewöhnlich heißer Sommer. Der verstärkte Einsatz von Klimaanlagen bedingte einen stark steigenden Stromverbrauch.

Damit folgte dem unterdurchschnittlichen Bedarf zu Jahresbeginn ein kräftiger Nachfrageschub im Sommer. Hier kommt zusätzlich der zweite Faktor zum Tragen: Der schon seit einigen Jahren zu beobachtende Trend hin zu gasbasierter Stromerzeugung hatte sich durch den massiven Preisrückgang bei Gas deutlich verstärkt. Gut 30% des in den ersten drei Quartalen erzeugten Stroms waren gasbasiert, verglichen mit nur 25% im Vergleichszeitraumdes Vorjahres. Entsprechend stark stieg der Bedarf der Versorger. Im zweiten Vierteljahr lag die Nachfrage 35% über dem Vorjahr. Das Nachfrageprofil spiegelte sich bei stagnierender Produktion nahezu eins zu eins in der Lagerentwicklung wider (Grafik 8)

Zwei Lehren sind zu ziehen: Erstens, die Witterung spielt am US-Gasmarkt eine ziemlich große Rolle. Das Wetter zählt allerdings zu den am schwersten zu prognostizierenden Faktoren. Zweitens, die (relativen) Preiseffekte sind nicht zu unterschätzen. Und genau wegen dieser Effekte dürfte der Nachfrageboom abebben, denn im laufenden Jahr hat Kohle gegenüber Gas wieder deutlich an preislicher Wettbewerbsfähigkeit gewonnen (Grafik 9).

Die EIA rechnet deshalb im kommenden Jahr mit einer spürbar rückläufigen Nachfrage der Stromproduzenten. Da bei normalen Wintertemperaturen der Heizbedarf allerdings wieder etwas höher sein dürfte, dürfte der Gasverbrauch insgesamt nur leicht fallen. Zudem dürften die höheren Preise auch wieder Produktionsanreize geben (Grafik 9). Die jüngsten Daten deuten zumindest an, dass der Abwärtstrend bei den Bohrlöchern stoppt.

Alles in allem denken wir, dass das Preissteigerungspotenzial bei Gas ausgereizt ist und der Gaspreis seinen Aufwärtstrend nicht fortsetzen wird. Die spekulativen Investoren, die im laufenden Jahr den Preisanstieg verstärkt hatten, könnten sich sogar wieder aus dem Markt zurückziehen und die Preise kurzfristig nochmals unter Druck setzen. Im Jahresdurchschnitt rechnen wir mit einem Preis von 3,5 USD je mmbtu. Stärkeres Preispotenzial sehen wir erst, wenn die USA durch die Inbetriebnahme der LNG Verflüssigungsanlagen in zwei bis drei Jahren ihre Produktion an den Weltmarkt bringen kann.

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CO2: Brüssel stellt die Weichen

Das Jahr 2012 war ein abermals enttäuschendesJahr für den EU-Emissionshandel. Nicht nur dass der Preis für das Recht zum Ausstoß einer Tonne CO2Ende November auf ein neues Rekordtief von 5,8 Euro je Tonne gefallen ist, sondern es war auch ein ausgesprochen volatiles Jahr (Grafik 10). Der Preisverfall ist dem massiven Überangebot an Zertifikaten geschuldet. Bedingt durch die Wirtschaftskrise 2008/09, die nur sehr lahme Konjunkturerholung im Anschluss (Grafik 11) und ein hohes Angebot an internationalen Emissionsgutschriften überstieg bereits in den Jahren 2008 bis 2011 das Angebot die Nachfrage um insgesamt 955 Mio. Zertifikate. Das entspricht knapp der Hälfte der innerhalb eines Jahres erfassten Emissionen.

Der Überschuss dürfte angesichtseiner noch immer schwachen Wirtschaft, den zusätzlichen Versteigerungen aus Reservebeständen und den weiterhin hohen Zuflüssen an internationalen Gutschriften nach Einschätzung der EU-Kommission zu Beginn der dritten Handelsperiode sogar noch bis auf 2 Mrd. Zertifikate steigen. Dass die Preise trotz des Überangebots aber nicht nur eine Richtung kannten, war den Spekulationen auf politische Korrekturmaßnahmen zuzuschreiben.

In der Tat hat die EU-Kommission signalisiert, dem massiven Ungleichgewicht am Markt entgegenwirken zu wollen: Zum ersten soll das Versteigerungsprofil gestreckt werden: 900 Mio. Zertifikate sollen in den kommenden drei Jahrenzurückgehalten und erst am Ende der dritten Handelsperiode, in den Jahren 2019/20, wieder eingebracht werden ("Backloading"). Zum zweiten wurden langfristige Strukturreformen skizziert, die von einer Verschärfung des Klimaschutzziels über das Stilllegen von Emissionsrechten bis zur Ausweitung der Emissionshandelspflicht auf weitere Sektoren reichen. Dass die Preise trotz der geplanten kurzfristigen Verknappung des Angebots nicht angezogen haben, ist unseres Erachtens der Skepsis geschuldet, dass die Pläne, die der qualifizierten Mehrheit der Mitgliedsstaaten bedürfen, (rechtzeitig) umgesetzt werden können.




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