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Rohstoffe kompakt Industriemetalle: China und Notenbanken geben Preisen Auftrieb

26.09.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Ähnliches gilt für Nickel: Laut Aussagen von Norilsk Nickel, dem weltweit größten Nickelproduzenten, sind bei einem Nickelpreis von 16.000 USD je Tonne 30% der globalen Produktion unrentabel. Bei 15.000 USD je Tonne sind es demnach sogar 45%. Allerdings müssten die Preise länger auf diesen niedrigen Niveaus verharren, bevor es zu Produktionskürzungen kommen dürfte. Dennoch sollten diese Niveaus eine Untergrenze für den Nickelpreis darstellen.

Obwohl die Industriemetalle in den letzten Wochen im Zuge der Zentralbankmaßnahmen schon merklich zulegen konnten, sehen wir weiteres Preissteigerungspotenzial. Wie in Grafik 1 auf Seite 1 ersichtlich, besteht zudem weiterhin Aufholpotenzial gegenüber anderen zyklischen Rohstoffen wie z.B. Energieträgern. Generell betrachtet stiegen die Rohstoffpreise vor zwei Jahren nach der Ankündigung von "QE2" innerhalb von vier Monaten um 30% (Grafik 5, Seite 3).

Sollte die positive Stimmung an den Finanzmärkten anhalten, dürfte die aktuelle Preisrallye noch weitergehen. Allerdings sind die jüngsten Preisanstiege zum Teil auch spekulativ getrieben, so dass es zwischendurch zu Gewinnmitnahmen und damit Preisrücksetzern kommen könnte. Die von uns erwarteten mittel- bis langfristigen Preissteigerungen sollten aber auch fundamental unterstützt sein. So dürften die chinesische Regierung und Zentralbank massiv einer eventuellen weiteren Abschwächung der lokalen Wirtschaft mit Konjunkturprogrammen entgegentreten, was die Nachfrage nach Metallen hoch halten sollte.

Daneben könnte die positive Entwicklung am US-Häusermarkt, die sich u.a. in zuletzt stark steigenden Zahlen für Baugenehmigungen und Baubeginne widerspiegelt, für Impulse sorgen. Die Baubranche ist einer der wichtigsten Nachfragesektoren für Metalle. Der übergeordnete Aufwärtstrend dürfte sich unseres Erachtens bis ins nächste Jahr hinein fortsetzen (siehe Prognoseübersicht in Tabelle 1).


Zur Situation am Stahlmarkt:

Die stark zyklische Stahlindustrie ist aufgrund von Sorgen über eine merkliche Abschwächung der globalen Konjunktur bzw. das Abdriften einiger Wirtschaften in die Rezession in den letzten Monaten deutlich unter Druck geraten. In vielen Regionen zeigt sich die Nachfrage sehr verhalten, was zu einem nicht unerheblichen Teil dem Bausektor geschuldet ist, der rund die Hälfte der gesamten Stahlnachfrage ausmacht.

Während die Stahlhersteller in Europa dieser Entwicklung bereits mit teilweise umfangreichen Produktionskürzungen begegnet sind, ist es dagegen in China, dem mit einem Marktanteil von 48% weltweit größten Stahlproduzenten, bislang kaum zu Stilllegungen der Produktion gekommen. Mit 58,7 Mio. Tonnen lag die Stahlproduktion im Reich der Mitte im August gemäß Daten des Nationalen Statistikbüros nur 4,8% unter dem Rekordhoch aus dem Vormonat.

Vielmehr liefern sich die Stahlhersteller dort einen erbitterten Preiskampf, um keine Marktanteile zu verlieren. Dabei nehmen sie offensichtlich hohe Verluste in Kauf. Laut Angaben des chinesischen Eisen- und Stahlverbands beliefen sich die Verluste aller chinesischen Stahlwerke zusammen allein im Juli auf 1,9 Mrd. CNY (entspricht rund 300 Mio. USD). Da die Stahlhersteller jedoch mehrheitlich in staatlicher Hand sind, werden sie quasi "subventioniert" und können somit Verluste länger verkraften.

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Wenn allerdings keine stützenden Maßnahmen für den Preis von der Angebotsseite her kommen, muss die Nachfrage entsprechende Impulse liefern. Diese zeigte sich zuletzt sehr verhalten, könnte aber von den zuvor erwähnten Infrastruktur projekten Auftrieb bekommen. Der Stahlpreis sollte daher einen Boden ausbilden.

In den letzten Monaten noch deutlich stärker gefallen als der Welt-Index für warmgewalzten Stahl (HRC) ist der Preis für LME-Stahl. Während der Preis für warmgewalzten Stahl seit Ende April um 11,9% auf 624 USD je Tonne gesunken ist, gabder LME-Stahlpreis in der Beobachtungsperiode um 28% auf 358 USD je Tonne nach (Grafik 6).

Dies ist zum einen der Tatsache geschuldet, dass LME-Stahl weitgehend Baustahl entspricht und sich die Nachfrage aus dem Bausektor derzeit sehr verhalten zeigt. Zum anderen spielt aber auch die zuletzt geringe Liquidität im LME-Stahlkontrakt eine Rolle. Denn die Euphorie der Marktteilnehmer hat nach den zwischenzeitlichen hohen Handelsaktivitäten in den Jahren 2010 und 2011 merklich nachgelassen. So wurden in den letzten Monaten teilweise nur noch gut 300 Kontrakte täglich gehandelt, nach mitunter 1.000 oder mehr Kontrakten auf Tagesbasis in den beiden Jahren zuvor (Grafik 7).

Offensichtlich haben die Marktteilnehmer dem LME-Stahlkontrakt das Vertrauen entzogen. Es könnte eine Zeit lang dauern, bis dieses wieder hergestellt ist. Unseres Erachtens spiegelt der LME-Stahlpreis damit aber auch nicht ein reales Bild der Lage am Stahlmarkt wider. Vielmehr dürfte derPreis derzeit nach unten verzerrt sein. Wir tragen dennoch der aktuellen Situation Rechnung und revidieren unsere Preisprognose. Ende des Jahres dürfte LME-Stahl bei 360 USD je Tonne notieren, Ende 2013 sehen wir den Preis bei 400 USD je Tonne.


Auf einen Blick

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