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Industriemetalle: Erholung im zweiten Halbjahr

18.07.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Nickel:

Die Stimmung am Nickelmarkt bleibt angeschlagen. Das vorwiegend in der Edelstahlproduktion zum Einsatz kommende Industriemetall weist in diesem Jahr mit einem Minus von rund 14% die schlechteste Preisentwicklung von allen Metallen auf. Im Juli wurde zwischenzeitlich sogar der niedrigste Stand seit drei Jahren verzeichnet. Dies ist u.a. dem hohen Angebot geschuldet, nachdem eine Reihe neuer Minenprojekte in Betrieb genommen wurde.

Daten der International Nickel Study Group (INSG) zufolge übertraf im April das Angebot die Nachfrage bereits den zehnten Monat in Folge. Für das Gesamtjahr erwartet die INSG einen Angebotsüberschuss von 50 Tsd. Tonnen. Das hohe Angebot spiegelt sich folgerichtig in steigenden Lagerbeständen wider. Die LME-Vorräte sind seit Mitte November um fast 30% gestiegen und erreichten Anfang Juni mit knapp 108 Tsd. Tonnen ein 11-Monatshoch. Aktuell liegen sie nur unweit dieses Niveaus (Grafik 8).

Selbst rekordhohe chinesische Importe von Nickelerzen konnten der schlechten Stimmung nichts entgegensetzen. Die Einfuhren stiegen im Mai im Vergleich zum Vormonat um fast 37% auf 6,55 Mio. Tonnen. Der Importsog erklärt sich aber nicht mit einer zunehmenden Endnachfrage Chinas, vielmehr dürfte es sich um vorgezogene Käufe aus Indonesien handeln, die mit etwas Verzögerung verschifft wurden. Denn Indonesien, der weltweit drittgrößte Nickelminenproduzent und Hauptlieferant Chinas, erhebt seit 6. Mai eine Exportsteuer von 20% auf Nickelerze. Die Importe aus Indonesien stiegen um 21% gegenüber Vormonat auf einen Rekordwert von 4,05 Mio. Tonnen (Grafik 9).

Die bevorstehende deutliche Einschränkung der indonesischen Exporte - indonesische Nickelproduzenten schätzen, dass die Exporte des südostasiatischen Landes im zweiten Halbjahr um 20% zurückgehen werden - dürfte den Nickelpreis jedoch nur bedingt unterstützen. Denn China dürfte seine mittlerweile sehr hohen Nickelvorräte zunächst abbauen und daher nicht mehr im selben Umfang wie in den letzten Monaten als Käufer am Markt aktiv sein.

Wenig Unterstützung sollte auch von der Edelstahlindustrie, dem mit rund 70% mit Abstand wichtigsten Nickelkonsumenten, kommen. Zwar geht das International Stainless Steel Forum (ISSF) nicht davon aus, dass sich der Rückgang der weltweiten Edelstahlproduktion im ersten Quartal im Vergleich zum Vorjahr im Jahresverlauf fortsetzt, die Dynamik dürfte jedoch spürbar nachlassen. Für das Gesamtjahr 2012 erwartet das ISSF eine leicht über dem Rekordwert von 32,1 Mio. Tonnen aus dem letzten Jahr liegende Edelstahlproduktion. Sollte sich das gesamtwirtschaftliche Umfeld allerdings weiter merklich eintrüben, erscheint uns diese Einschätzung sehr ambitioniert.

Trotz der überwiegend negativen Vorzeichen gehen wir bis Jahresende von einem Anstieg des Nickelpreises aus. Dieser sollte im vierten Quartal bei durchschnittlich 18.300 USD je Tonne notieren. Gegenüber den anderen Metallen hat Nickel mittlerweile großes Aufholpotenzial. Darüber hinaus handelt Nickel unter den marginalen Produktionskosten, so dass mittelfristig mit Produktionskürzungen zu rechnen ist. Ferner hat es bislang bei der Mehrzahl der neu in Betrieb zu nehmenden Projekte stets Anlaufschwierigkeiten gegeben, wodurch die Nickelproduktion möglicherweise doch nicht so schnell wie bislang gedacht ausgeweitet werden kann.

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An den globalen Blei- und Zinkmärkten hat sich die fundamentale Situation in den letzten Monaten nicht wesentlich verändert. Zwar hat sich gemäß Daten der International Lead and Zinc Study Group (ILZSG) in den ersten vier Monaten des Jahres im Vergleich zum Vorjahr an beiden Märkten der Angebotsüberschuss deutlich reduziert, allerdings soll sich dieser Trend laut Einschätzung der ILZSG im Jahresverlauf nicht fortsetzen. Die ILZSG erwartet, dass an beiden Märkten im Gesamtjahr 2012 die Überschüsse in etwa auf dem Niveau des Vorjahres verharren werden. Im Falle von Zink wäre dies auf Jahresbasis der sechste Marktüberschuss in Folge.

Die Angebotsüberschüsse spiegeln sich auch in hohen Lagerbeständen wider. An der LME befinden sich die Bleivorräte mit 343 Tsd. Tonnen trotz einem in den letzten Monaten erfolgten Lagerabbau noch immer auf einem absolut betrachtet hohen Niveau. Die Zinkvorräte liegen mit 997 Tsd. Tonnen sogar nur knapp unterhalb des höchsten Stands seit mehr als 17 Jahren. Schon Ende Juni standen sie kurz davor, die Marke von 1 Mio. Tonnen zu durchbrechen. Die hohen Angebotsüberschüsse und Lagerbestände sollten deutlich steigenden Blei- und Zinkpreisen entgegenstehen.

Nach dem Ende der Regenzeit in Indonesien hat sich die Angebotslage am globalen Zinnmarkt zuletzt wieder etwas entspannt. Der mit einem Marktanteil von 40% mit Abstand weltweit größte Zinnexporteur hat im Juni die höchste Menge Zinn seit sechs Monaten ausgeführt. Die Regenzeit in den meisten Teilen des Landes dauert von Oktober bis April und behindert sowohl die Minenproduktion als auch den Transport des Metalls stark. Dass der Zinnmarkt das Angebot aus Indonesien benötigt, zeigt sich in zuletzt fallenden Lagerbeständen an der LME. Diese sind auf 12 Tsd. Tonnen und damit auf ein 4-Monatstief gesunken. Die Nachfrage zeigt sich somit weiterhin relativ robust. Dies sollte dem Zinnpreis in den nächsten Monaten Unterstützung geben.


Auf einen Blick

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