• Montag, 19 Mai 2025
  • 20:14 Frankfurt
  • 19:14 London
  • 14:14 New York
  • 14:14 Toronto
  • 11:14 Vancouver
  • 04:14 Sydney

Getreide, Sojabohnen: Das Wetter macht derzeit die Musik

28.06.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
Anders als lange erwartet, scheint das Jahr 2011/12 mit einem globalen Defizit am Weizenmarkt abgeschlossen zu werden, dem ein weiteres folgen dürfte. Für die Notierungen in Paris kommt der schwächere Euro stützend hinzu. Am Maismarkt gehen die Impulse derzeit von der zu heißen und trockenen Witterung im Mittleren Westen der USA aus. Die Ernteerwartungen werden inzwischen zurückgeschraubt, auch wenn die Perspektive einer Rekordernte bleibt. Die Witterung stützt auch die Sojabohnenpreise. Allerdings dürfte sich in 2012/13 die Situation entspannen, wenn sich die Ernten in Südamerika normalisieren oder gar auf Rekordniveau steigen.


Weizen:

Der Weizenmarkt wird derzeit zwischen Nachrichten von zu großer Trockenheit inm wichtigen Anbaugebieten einerseits und gewisse Entspannung signalisierenden Regenfällen hin- und hergeworfen. Lange Zeit hatte die Erwartung eines hohen Überschusses in der sich dem Ende zuneigenden Saison 2011/12 auf die Preisentwicklung gedrückt. Als im Mai die Prognosen des USDA zum weltweiten Angebot und der Nachfrage veröffentlicht wurden, zeigte sich der Markt gleich von mehreren Aspekten verunsichert.

Zum einen passte das USDA die Nachfrage in der Saison 2011/12 stark nach oben an. Damit versuchte das USDA der Tatsache Rechnung zu tragen, dass angesichts der knapperen Situation bei Mais mehr Weizen den Weg in die Futtertröge fand. Während über viele Monate ein Überschuss bis zu einem im Februar erwarteten Hoch von 12 Mio. Tonnen prognostiziert wurde, schrumpfte der Angebotsüberschuss nun auf quasi Null zusammen.

In seiner Juni-Schätzung rutschte der Weizenmarkt 2011/12 sogar ins Defizit (Grafik 2, Seite 2), nachdem die Nachfrage noch etwas nach oben genommen wurde. Und für die kommende Saison 2012/13 erwarten sowohl das USDA als auch das International Grains Council sowieso ein globales Defizit von etwa 10 Mio. Tonnen, da das Angebot noch stärker zurückgehen soll als die Nachfrage. Diese wird vor allem dadurch begrenzt, dass aufgrund eines stark steigenden Angebots an Mais deutlich weniger Weizen verfüttert werden dürfte.

Auf der Angebotsseite soll zwar die Produktion in den USA nach der schlechten Vorjahresernte um 12% steigen, doch eine niedrigere Ernte in der Schwarzmeerregion (insbesondere der Ukraine und Kasachstan) sowie in der EU und in Australien schlagen stärker zu Buche. Zuletzt reduzierte das USDA auch seine Schätzung für Russland um 3 Mio. Tonnen auf 53 Mio. Tonnen. Dies liegt noch über den meisten Schätzungen im Markt, die sich auf nur noch 45-50 Mio. Tonnen nach 56 Mio. Tonnen im Vorjahr belaufen.

Die südlichen Landesteile Russlands haben nach einer bedenklich stimmenden Phase der Trockenheit zwar etwas Regen gesehen. Der Effekt könnte aber bald verpuffen, wenn nicht weitere Niederschläge folgen. In der EU hat der Kälteeinbruch Mitte Mai die Aussichten für die Getreideernte ebenfalls verschlechtert. Das Analysehaus Strategie Grains erwartet eine EU-Weichweizenernte von 124,2 Mio. Tonnen.

Open in new window

Dies wären knapp 4% weniger als in 2011. Die Prognoseeinheit MARS der EU-Kommission schätzt die Weichweizenernte 2012 mit 126,5 Mio. Tonnen zwar höher, aber ebenfalls unter Vorjahresniveau. Dazu trägt auch eine niedrigere Ernte in Deutschland bei, die vom Deutschen Bauernverband nur noch auf 21,3 Mio. Tonnen nach 22,7 Mio. Tonnen in 2011 taxiert wird. Die Regenfälle der letzten Zeit haben allerdings in Deutschland, aber auch in Frankreich und Großbritannien Entlastung gebracht.

Aus der Ukraine kommen Meldungen, wonach die neue Ernte dürre- und frostbedingt nur 10-13 Mio. Tonnen nach 22 Mio. im Vorjahr betragen könnte. Auch in Australien ist die Aussaat durch Trockenheit verzögert worden, und anders als das USDA hat das staatliche australische Prognoseinstitut ABARES bereits seine Prognose von 26 Mio. Tonnen auf 24,1 Mio. Tonnen reduziert. Der Rekord des Vorjahres von 29,5 Mio. Tonnen war ohnehin aufgrund einer zugunsten des derzeit profitableren Raps (Canola) geringeren Fläche nicht in Reichweite.

Auch ist es inzwischen deutlich unsicherer, ob die US-Ernte hält, was sie bisher zu versprechen schien: Zwar befinden sich USA-weit noch immer über die Hälfte der Pflanzen in einem guten oder sehr guten Zustand, doch war die Verschlechterung in wichtigen Anbaugebieten deutlich ausgeprägter. Im größten Anbaustaat Kansas wurde wochenlang der Prozentsatz der Pflanzen, der in die Kategorien "gut" und "sehr gut" fielen, reduziert. Nun sind es nur noch 40%.

Noch Anfang Mai sah man sich dort nach der jährlichen Tour durch die Anbaugebiete auf dem besten Wege, die größte Ernte seit 2003 einzubringen. Die Trockenheit fordert nun aber Tribut. In vielen Landesteilen der USA hat die Ernte inzwischen begonnen und geht in Oklahoma und Arkansas bereits zu Ende. Trotz der Abwertungen sah sich das USDA im Juni aber nur zu einer marginalen Korrektur der US-Ernteerwartung nach unten veranlasst, was für Überraschung am Markt sorgte. Im drittgrößten Exportland Kanada wird eine gute, wenn auch nicht auf Rekordniveau liegende Ernte von knapp 27 Mio. Tonnen nach 25,3 Mio. Tonnen im Vorjahr erwartet.




Bewerten 
A A A
PDF Versenden Drucken

Für den Inhalt des Beitrages ist allein der Autor verantwortlich bzw. die aufgeführte Quelle. Bild- oder Filmrechte liegen beim Autor/Quelle bzw. bei der vom ihm benannten Quelle. Bei Übersetzungen können Fehler nicht ausgeschlossen werden. Der vertretene Standpunkt eines Autors spiegelt generell nicht die Meinung des Webseiten-Betreibers wieder. Mittels der Veröffentlichung will dieser lediglich ein pluralistisches Meinungsbild darstellen. Direkte oder indirekte Aussagen in einem Beitrag stellen keinerlei Aufforderung zum Kauf-/Verkauf von Wertpapieren dar. Wir wehren uns gegen jede Form von Hass, Diskriminierung und Verletzung der Menschenwürde. Beachten Sie bitte auch unsere AGB/Disclaimer!



© 2007 - 2025 Rohstoff-Welt.de ist ein Mitglied der GoldSeiten Mediengruppe
Es wird keinerlei Haftung für die Richtigkeit der Angaben übernommen! Alle Angaben ohne Gewähr!
Kursdaten: Data Supplied by BSB-Software.de (mind. 15 min zeitverzögert)