Getreide, Sojabohnen: Das Wetter macht derzeit die Musik


Das USDA erwartet, dass die Maisimporte Chinas 2012/13 mit 7 Mio. Tonnen um 2 Mio. Tonnen höher als 2011/12 ausfallen werden. Die Zeiten, in denen China bei Mais als Selbstversorger gelten durfte, sind angesichts des steigenden Fleischkonsums im Reich der Mitte vorbei.
Lange Zeit war aufgrund der knappen Angebotslage Mais im Futtertrog verstärkt durch Weizen substituiert worden. Inzwischen allerdings ist nach der jüngsten Weizenrallye der Preisabstand zwischen Weizen und Mais bei den jeweils nächstfälligen Kontrakten - der zwischenzeitlich nicht selten ins Negative gerutscht war - seit einem Monat wieder im positiven Bereich und so hoch wie seit Mai 2011 nicht mehr.
Wir erwarten, dass der positive Abstand nun von Dauer ist und damit eine Rückkehr zu „normalen“ Verhältnissen gegeben ist (Grafik 5). Im dritten Quartal erwarten wir etwas niedrigere Maispreise, wenn die erwartet hohe US-Ernte eingebracht wird. Trotz des erwarteten Überschusses und damit verbundenen weltweiten Lageranstiegs auf ein 13-Jahreshoch von 156 Mio. Tonnen dürfte das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis selbst bei den optimistischen USDA-Angebotsprognosen aufgrund der deutlichen Nachfragesteigerung nicht stark und nur von niedrigem Niveau aus zulegen (15%).
Dies dürfte ein deutliches Absinken der Preise verhindern und den Markt weiter anfällig für Schwankungen machen. Auch in den USA alleine wird zwar eine Verdopplung der Bestände, allerdings von einem 16-Jahretief aus, und ebenfalls nur auf ein Lager-Verbrauchs-Verhältnis von 14% erwartet.
Sojabohnen:
Ende April hatten die Notierungen für Sojabohnen einen Richtungswechsel vollzogen. Nach einem monatelangen Anstieg, der weitgehend auf die ständigen Meldungen über Dürreschäden in Südamerika zurückzuführen war, folgte eine Preisbewegung nach unten. Ausgehend von 1.500 US-Cents je Scheffel Ende April - ein Niveau, das auch während des Nahrungspreisbooms in 2008 nur kurzzeitig überstiegen wurde - sind die Notierungen auf knapp 1.350 US-Cents je Scheffel abgesackt.
Seit Anfang 2012 haben die spekulativen Finanzanleger massiv Netto-Long-Positionen bei Sojabohnen aufgebaut, auch wenn diese in den letzten Wochen im Gleichklang mit der Preisentwicklung wieder etwas reduziert wurden. Dass im Juni Sojabohnenpreis doch wieder anzog und nun bei über 1.480 US-Cents je Scheffel steht, hat neben den Witterungsbedingungen in den USA und weiteren Abwärtsrevisionen der argentinischen Ernte (USDA 41,5 Mio. Tonnen) auch mit politischen Ereignissen, wie einem einwöchigen Lieferstopp in Argentinien aus Protest gegen Änderungen in der Landbesteuerung zu tun.
Außerdem erwiesen sich die Sojabohnenimporte Chinas im Mai mit 5,28 Mio. Tonnen als die höchsten in fünf Monaten (Grafik 6). In seiner Juni-Prognose hob das USDA daher die Importe Chinas für 2011/12 um 1 Mio. Tonnen auf 57 Mio. Tonnen an.

Der Blick richtet sich auch am Sojamarkt verstärkt auf die nächste Saison und damit auf einige Faktoren, die die Knappheit am Markt zumindest relativieren dürften:
Für die USA geht das USDA von einer nur unwesentlich unter dem Vorjahr liegenden Anbaufläche aus, die aber bei einem dem Trend entsprechenden und damit höher als im enttäuschenden Vorjahr liegenden Ertrag eine insgesamt höhere Ernte erbringen soll. In ihrer ersten Prognose für 2012/13 wird dann auch wieder ein starkes Angebot aus Südamerika erwartet, wobei sogar Rekordniveaus in Argentinien und Brasilien nicht ausgeschlossen sind (Grafik 7).
Setzt sich diese Erwartung fort, dürfte auf das Defizitjahr 2011/12 eine Saison mit moderatem Überschuss folgen. Das USDA prognostiziert diesen derzeit auf gut 6 Mio. Tonnen. Bei einem zuletzt auf 17 Mio. Tonnen geschätzten Defizit in 2011/12 erlaubt dies zwar nur eine teilweise Wiederaufstockung der abgeschmolzenen Lager, doch würde sich zeigen, dass prinzipiell das Angebot in der Lage ist, mit der steigenden Nachfrage Schritt zu halten. Auf dem Weltmarkt dürften auch weiterhin die USA als größter Exporteur die Nase vorn behalten:
Nach dem aufgrund der mehrfach nach unten revidierten US-Ernte 2011/12 erwarteten Kopf-an-Kopf-Rennen mit Brasilien um den Titel des größten Exporteurs dürften in 2012/13 die USA wieder die unbestrittene Nr. 1 sein. Auf der Importseite erwartet das USDA für China einen Importzuwachs von 57 Mio. Tonnen in 2011/12 auf 61 Mio. Tonnen in 2012/13. Zuletzt allerdings wird diskutiert, dass die lang anhaltende heiße und trockene Witterung in Regionen der USA mit früher Winterweizenernte das dort sonst häufige "double-cropping", d.h. die nochmalige Bestellung abgeeernteter Flächen, mit Sojabohnen verringern könnte.
Wir erwarten, dass die Notierungen für Sojabohnen aufgrund der besseren Versorgungslage moderat nachgeben dürften. Wir erwarten aber keinesfalls ein Wegbrechen, sondern ein Niveau von 1400 US-Cents je Scheffel in Q4. Denn neben der nur gering erwarteten Verbesserung des Lager-Verbrauchs-Verhältnisses dürften die Sojabohnenpreise auch dadurch gestützt werden, dass für den Komplex der Ölsaaten insgesamt der Überschuss geringer ausfallen dürfte, nicht zuletzt weil bei Raps in 2012/13 zum dritten Mal in Folge ein Defizit auftreten könnte (Grafik 8).