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Getreide, Sojabohnen: Das Wetter macht derzeit die Musik

28.06.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Baumwolle:

Der Preis für Baumwolle ist Anfang Juni mit unter 70 US-Cents je Pfund auf ein Niveau abgesackt, das zuletzt im Februar 2010 gesehen wurde, bevor die Notierungen zu ihrem Höhenflug ansetzten und in der Spitze für den nächstfälligen Kontrakt über 200 US-Cents je Pfund erreichten. Bereits in der zweiten Jahreshälfte 2011 waren die Preise nur noch auf einem Niveau rund um 100 US-Cents je Pfund gependelt. In den letzten Tagen erholte sich der Preis vorübergehend. Dies bezieht sich allerdings ausschließlich auf den Juli-Kontrakt, beim die Eindeckung von Short-Positionen im Vorfeld der nun begonnenen Lieferperiode den Preis kurz vor Ende des Erntejahres kurzfristig nach oben trieb. Der Dezember-Kontrakt, welcher die neue Ernte repräsentiert, ist dagegen kaum gestiegen.

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Die Terminkurve insgesamt zeigt derzeit keine Erwartung signifikant steigender Preise bis 2014. Bereits seit Februar setzt auch eine Mehrheit der spekulativ orientierten Finanzanleger auf weiter fallende Preise, was der Aufbau von Netto-Short-Positionen zeigt. Die jüngsten Daten der CFTC zeigen allerdings eine Netto-Long-Position der Finanzanleger in der Woche zum 19. Juni. Dies reflektiert die Short-Eindeckungen und das bereits sehr niedrige Preisniveau.

Dass die Preise unter dem Vorjahresniveau liegen ist insofern nicht verwunderlich, als sich der Blick immer mehr auf die Saison 2012/13 richtet, die im August beginnt und die nach allgemeiner Einschätzung einen dritten Überschuss in Folge bringen dürfte (Grafik 9). Gegenüber der Situation bis 2009/10 mit mehreren Defizitjahren in Folge konnten sich seither die Bestände erholen und dürften in der noch laufenden Saison um 3,6 Mio. Tonnen und nach Einschätzung des USDA in 2012/13 um weitere 1,4 Mio. Tonnen auf dann über 16 Mio. Tonnen ansteigen.

Zwar wird erwartet, dass angesichts der gesunkenen Preise die Produktion gegenüber der noch laufenden Saison eingeschränkt wird, doch soll der Konsum nur moderat steigen, was noch immer einen positiven Saldo wahrscheinlich macht. Produktionseinschränkungen werden in allen wichtigen Anbaustaaten - wie China, Indien, Pakistan, Brasilien - erwartet, mit Ausnahme des drittgrößten Anbieters USA. Zwar dürfte auch hier die bebaute Fläche rückläufig sein, dennoch dürfte die zur Ernte kommende Fläche steigen und bei normalen Erträgen einen Produktionszuwachs bringen.

Das USDA schätzt ein Plus von 9% auf 3,7 Mio. Tonnen, das International Cotton Advisory Committee ICAC sogar ein Plus von 11% auf 3,8 Mio. Tonnen. Denn im Vorjahr kam es aufgrund der extremen Dürre im Hauptanbaugebiet Texas bei einem Drittel der bestellten Fläche nicht zur Ernte. In 2012/13 dürfte sich dieser Satz auf immer noch beachtliche 20% reduzieren. Weltweit allerdings schätzt das USDA einen Produktionsrückgang von 6% auf 25,1 Mio. Tonnen, ebenso das ICAC. Die Nachfrage dürfte um die 24 Mio. Tonnen zu liegen kommen, was anders als in den beiden Vorsaisons einen Anstieg bedeutete (+ 2,7%).

Bestätigt sich die Prognose eines neuerlichen Überschusses, könnte dies bei Beständen von gut 16 Mio. Tonnen das globale Lager-Verbrauchs-Verhältnis auf den Rekordwert von 50% schrauben, knapp über dem Wert in 1998/99 und Ergebnis eines massiven Anstiegs seit 2009/10, als das Verhältnis bei 31% lag (Grafik 10).

Große Aufmerksamkeit zogen in der noch laufenden Saison regelmäßig die chinesischen Importzahlen auf sich. Im Rahmen eines nationalen staatlichen Aufkaufprogramms zu höheren als den internationalen Preisen wurden die staatlichen Reserven aufgestockt. Dies ließ Verarbeiter verstärkt auf Importware zurückgreifen. China dürfte dadurch im laufenden Jahr 2011/12 für gut 50% der weltweiten Importe stehen.

Zwar schmälerte die schlechte US-Ernte deren Exportpotenzial, doch wurden die Lieferungen insbesondere aus Indien, aber auch aus Brasilien und Australien deutlich erhöht. Die inzwischen rekordhohen Bestände nach den kräftigen Importen der letzten Monate im Reich der Mitte lassen erwarten, dass die Importe in der Saison 2012/13 rückläufig sein dürften (Grafik 11). Das USDA beziffert das erwartete Minus gar mit 40% auf knapp 3 Mio. Tonnen, obwohl die chinesische Produktion rückläufig sein dürfte.

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Damit sind wenige Argumente für einen deutlichen Preisanstieg in der nächsten Zeit zu finden. Allerdings zeigt ein Blick in die Vergangenheit, dass witterungsbedingte oder handelspolitisch bedingte Neueinschätzungen rasch den Markt in Unruhe versetzen und Preissprünge auslösen können. Im derzeit niedrigen Preisniveau scheinen uns insbesondere Aspekte wie die Gefahren für die Ernte in Indien aufgrund des schwach angelaufenen Monsuns und die sich verschlechternden Bewertungen der Pflanzen in den USA und dort besonders im wichtigsten Anbaugebiet Texas, nicht ausreichend berücksichtigt.

Möglicherweise ist auch die Fläche an Baumwolle in den USA geringer als bisher erwartet. Darüber wird der zum Monatsende zur Veröffentlichung anstehende Bericht des USDA über die bebauten Flächen Auskunft geben. Daher erwarten wir leicht anziehende Notierungen, auch wenn wir dem grundsätzlichen Bild einer üppigen Versorgungslage zustimmen.


Auf einen Blick

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