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Biokraftstoffe am Scheideweg

18.04.2012  |  Eugen Weinberg (Commerzbank)
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Erschwerend kommt der Wegfall von staatlichen Vergünstigungen hinzu. In den USA sind die Subventionen für die Ethanolbeimischung in Höhe von 45 US-Cents je Gallone sowie des Importzolls von 54 US-Cents je Gallone zum Jahresende 2011 ausgelaufen. Das Beispiel Deutschland zeigt den Einfluss politischer Entscheidungen dabei sehr deutlich: Nach der Abschaffung von Steuerpriviligien kam es zu einem Einbruch des Absatzes an reinem Biodiesel, es gibt nur noch wenige Zapfsäulen dafür. Weil der Absatz an E10-Benzin unter den Erwartungen blieb, ergab sich im Jahr 2011 ein Rückgang des gesamten Biokraftstoffabsatzes um 2%.

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In Brasilien ist die Ethanolproduktion 2011 (April bis Dezember) gegenüber der gleichen Periode in 2010 um fast 19% gesunken (Grafik 3, Seite 2). Gründe sind eine enttäuschende Zuckerrohrernte und ein gegenüber dem Vorjahr niedrigerer Anteil an Zuckerrohr, der der Verarbeitung zu Ethanol zugeführt wurde. FAO und OECD rechnen über den Zeitraum bis 2020 mit einem hoch bleibenden Preisniveau für Biodiesel und Ethanol, insbesondere angesichts hoher Ölpreise und hoher Preise für die Ausgangsprodukte. Dabei dürfte Zucker preislich relativ günstiger werden, was die Wettbewerbsfähigkeit brasilianischen Ethanols erhöhen dürfte. Bereits für dieses Jahr rechnet die Prognoseeinheit des brasilianischen Agrarministeriums wieder mit einem Anstieg der Ethanolproduktion im Land um 5%.

Brasilien könnte langfristig besonders davon profitieren, dass Ethanol aus Zuckerrohr geeignet ist, den Treibhausgasausstoß zu verringern (Grafik 4). So kategorisierte in 2010 die US-Umweltbehörde EPA Ethanol aus Zuckerrohr als advanced biofuel, was nur Kraftstoffen mit einer Einsparung von mindestens 50% gegenüber herkömmlichem Kraftstoff gewährt wird. Ethanol aus brasilianischem Zuckerrohr wird dabei eine Einsparung von 61% attestiert.

Die Auswirkungen der Produktion von Biokraftstoffen auf das Angebot und die Preise von Agrarrohstoffen sind nicht zu vernachlässigen. Im Erntejahr 2012/13 dürften nach einer ersten Einschätzung des US-Landwirtschaftsministeriums USDA 4,95 Mrd. Scheffel US-Mais zu Ethanol verarbeitet werden, nachdem diese Menge in 2011/12 sogar 5,0 Mrd. Scheffel betragen soll. Der Anteil der US-Maisernte, der zur Ethanolherstellung verwendet wird, liegt derzeit bei ca. 40%, verglichen mit 15% vor fünf Jahren. Seit zwei Jahren wird in den USA mehr Mais zur Ethanolherstellung verwendet als zur Tierfütterung, welche bis vor wenigen Jahren die mit Abstand wichtigste Nachfragekomponente war (Grafik 5).

Der Anstieg der Maisnachfrage in den USA in den vergangenen 10 Jahren war nahezu ausschließlich auf die Ethanolproduktion zurückzuführen. Auch in anderen Ländern bzw. Regionen wird ein beträchtlicher Anteil des Angebots von Agrarrohstoffen für die Herstellung von Biokraftstoffen verwendet und steht damit anderen Zwecken nicht mehr zur Verfügung. In Brasilien wird mehr als die Hälfte der Zuckerrohrernte für die Ethanolproduktion verwendet. In Europa gehen knapp 70% des Rapsöls in die Produktion von Biodiesel.

Von daher gibt es Bestrebungen, Biokraftstoffe aus anderen Quellen zu gewinnen. Bei Biokraftstoffen der nächsten Generation, etwa aus Pflanzenabfällen, musste in 2011 und auch 2012 das Ziel der Verwendung gegenüber den ursprünglichen Plänen allerdings reduziert werden, weil die kommerzielle Verfügbarkeit noch nicht ausreichend vorangeschritten ist. Erst langfristig dürfte deren Bedeutung merklich steigen. Bis 2022 sollen in den USA mehr als die Hälfte der Biokraftstoffe nicht mehr aus Mais, sondern anderweitig gewonnen werden, bspw. aus Zellulose.

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